Tag der BewerbungLeverkusener Ausbilder wünschen sich von Schülern „Glitzern in den Augen“

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Zwei Schüler haben ein 3-D-Headset auf.

Vorstellungsgespräche kann man auch dreidimensional simulieren. Eine Szene vom Tag der Bewerbung in Opladen

Die zehnte Berufsmesse am Berufskolleg Opladen interessierte viele junge Leute. Ein Schwerpunkt lag auf Eigeninitiative. 

„Sie sollten sich aufgeschlossen, neugierig und motiviert zeigen“, rät ein Coach Leverkusener Schülerinnen und Schülern für das erste Bewerbungsgespräch. Seine Veranstaltung ist mehr als gut besucht. Das Klassenzimmer ist voll, sogar in der Tür stehen manche noch dicht gedrängt. 

Der Vortrag mit Tipps für das erste Bewerbungsgespräch ist einer von insgesamt neun, die das Berufskolleg Opladen (BKO) gemeinsam mit den Unternehmerverbänden Rhein-Wupper anbietet. Anlass ist der zehnte Tag der Bewerbung im BKO. Der Veranstaltungsort wechselt jedes Jahr zwischen dem Forum in Wiesdorf und der Berufsschule in Opladen. Fast eine Woche lang bereiten sich die Klassen des BKO auf den Projekttag vor, berichtet Lehrer Magnus Weber. Auch von anderen Schulen gibt es Teilnehmer. 

Das Glitzern in den Augen muss da sein.
Tim Thönniß Ausbilder bei Currenta

Currenta-Schüler simulieren Bewerbungsgespräche, beim Automobilzentrum Leverkusen oder nehmen am Workshop über „Benimm-Regeln“ in der Bewerbung teil. „Benimm ist in“ steht vorne auf einer elektronischen Tafel. „Das Thema ist wichtig, denn es gibt ältere Unternehmen und jüngere Bewerber, so kommt es zu einem ‚cultural clash‘ und da ist gegenseitiges Verständnis, warum wer wie reagiert, das A und O.“ Heutzutage sei beispielsweise die Du-Kultur verbreitet, das „Sie“ sei eher selten, sagt Bewerbungstrainerin Sändig.

Im Raum nebenan können Interessierte einen Vortrag über Eigeninitiative besuchen, den Currenta anbietet. „Vorbereitung und Eigeninitiative, mehr braucht man nicht für das Vorstellungsgespräch“, sagt Tim Thönniß von Currenta. „Alles andere ist Persönlichkeit, da hat man keinen Einfluss, aber Vorbereitung macht schonmal 50 Prozent aus.“ Er fügt hinzu: „Und das Glitzern in den Augen muss da sein.“

Stand der Polizei am Tag der Bewerbung im Opladener Berufskolleg

Auch die Polizei braucht Nachwuchs

Die Eigeninitiative der Schülerinnen und Schüler ist laut Magnus Weber auch der Schule ein Anliegen. Deswegen ist der Projekttag am BKO auch keine Pflichtveranstaltung. Meist würden die Jugendlichen sonst nur von Stand zu Stand laufen, um sich einen Stempel für ihren Laufzettel abzuholen. „Wir wollen die qualitativen Gespräche anstatt der Quantität“, erklärt Weber. 

Mit der Veranstaltung wolle das BKO den Schülerinnen und Schülern den Bewerbungsprozess dadurch erleichtern, dass sie persönlich in Kontakt mit den Unternehmen treten könnten. „Häufig fällt es den Schülern heutzutage schwer, sich selbst zu präsentieren, Stärken und Schwächen herauszustellen. Ich denke, das liegt an der Corona-Pandemie, da ist das Zwischenmenschliche auf der Strecke geblieben“, sagt Weber. „Die Jugendlichen sind nicht aktiv auf Personen zugegangen während der Pandemie. Heute sehen sie die Menschen dahinter, deswegen fällt es ihnen leichter, überhaupt am Bewerbungsprozess teilzunehmen.“ 

Bei den Unternehmerverbänden Rhein-Wupper stehen die Nachwuchssorgen im Mittelpunkt. „Die Baby-Boomer-Jahrgänge gehen in Rente und es kommen nicht genug junge Bewerber nach. Denn viele gehen weiterhin zur Schule oder machen ein Auslandsjahr. Wir möchten zeigen, dass eine Ausbildung auch Spaß macht und ein guter Weg in die Zukunft ist“, sagt Aline Fellmin von den Unternehmerverbänden. Für die jungen Leute sei es heute eine Herausforderung, den Überblick zu behalten, da es unheimlich viele Ausbildungsberufe gäbe. „Es gibt allerdings auch sehr viele Informationen. Das ist nicht der Punkt, aber die Hemmschwelle, sich zu informieren, scheint ziemlich hoch zu sein“, ergänzt Fellmin. 

Überwiegend positives Feedback beim Opladener Bewerbungstag

Den jungen Leuten sagt das Angebot zu. An nahezu allen Ständen, die in der Pausenhalle aufgebaut sind, führen sie angeregte Gespräche. Auch die Workshops sind nachgefragt. „Ich habe gelernt, wie man sich in einem Bewerbungsgespräch verhält“, erzählt ein Schüler stolz. Die 15-jährige Lea hat ebenfalls an einer Simulation eines Bewerbungsgesprächs teilgenommen: „Das nimmt einem dann später die Aufregung.“ 

Der Projekttag gefalle ihr gut. „Alle sind so nett hier, ich dachte erst, ich fühle mich hier verloren, aber die Leute sprechen einen auch von selbst an. Und alles ist sehr gut strukturiert.“ Doch es gibt auch etwas Kritik. „Ich würde mir mehr Stände im naturwissenschaftlichen Bereich wünschen“, sagt eine Schülerin. „Hier ist nur Currenta vertreten. Und das Unternehmen hat auch keinen Stand, sondern bietet nur einen allgemeineren Vortrag an.“

Vertreterinnen der Unternehmen sind durchweg von den Schülerinnen und Schülern begeistert. „Die jungen Leute wissen schon in welche Richtung sie gehen wollen und informieren sich gezielt, sie sind sehr interessiert“, schwärmt Bozena Bialetzki von der Steuerberaterkammer Köln. Auch zwei Damen vom Automobilzentrum Leverkusen sind positiv überrascht: „Die Jugendlichen kommen deutlich mehr auf uns zu als wir erwartet haben und stellen gute Fragen. Man merkt, dass sie sich schon vorab informiert haben.“

Weitere Informationen zu den Themen Ausbildung und Bewerbung stehen auf der Website

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