Übernahmeangebot in LeverkusenJetzt will Firmenkritiker Zours die ganze Biofrontera

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LEV-Biofrontera

Leverkusen – Wilhelm Zours will jetzt alles. Biofronteras größter Anteilseigner hat allen anderen Aktionären ein Übernahmeangebot unterbreitet. Der Zeitpunkt ist günstig. Die Aktie notiert bei 1,17 Euro, ist seit Monaten auf Talfahrt.

Viel billiger kann man an die Papiere kaum kommen, und Zours will auch so wenig wie möglich ausgeben: Der Heidelberger Unternehmer bietet gerade einen Cent mehr, 1,18 Euro. Das Angebot seiner Deutschen Balaton AG läuft bis Freitag, 12. August, 24 Uhr. Auch eine Nachannahme-Frist ist schon definiert: Sie dürfte vom 18. bis zum 31. August reichen, einem Mittwoch.

Ist das Zours' Sieg?

Ob das der finale Schlag im Streit um Biofrontera sein wird, muss sich zeigen. Zwar konnte Zours vorigen November den Vorsitz des Aufsichtsrats in Manfort erobern. Zuvor allerdings hatte Biofrontera ihre US-Tochter selbstständig gemacht und an die Börse gebracht. Mit der Biofrontera Inc. ging auch Firmengründer und Mastermind Hermann Lübbert in die USA. Der Mann also, den Zours jahrelang bekämpft und beschuldigt hatte, die kleine Pharmafirma strategisch falsch zu führen. Der Hersteller der vielversprechenden Hautkrebssalbe Ameluz komme mit dem Professor nie auf einen grünen Zweig – das war, zusammengefasst, Zours’ Vorwurf.

Doch statt sich zurückzuziehen, verbiss sich der Heidelberger immer mehr in die Leverkusener Pharmafirma, kaufte immer mehr Aktien und lieferte sich damit ein Rennen mit dem japanischen Dermatologie-Spezialisten Maruho. Lange Zeit herrschte ungefährer Gleichstand bei den Stimmrechtsanteilen, inzwischen hat Zours über sein Firmengeflecht knapp 30 Prozent der Biofrontera-Aktien unter Kontrolle. Maruho besitzt um die 24 Prozent der Aktien, wurde also von der Deutschen Balaton abgehängt.

Die Deutsche Balaton ist ein großer Einkäufer

Was im Prinzip freilich dem Zweck der Zours-Firma entspricht. Diese „erwirbt aus ihrer Sicht unterbewertete börsennotierte und nicht börsennotierte Beteiligungen im In- und Ausland, ohne dabei einen speziellen Investmentschwerpunkt auf bestimmte Branchen oder Regionen zu setzen“, heißt es in der Beschreibung, die zum Übernahmeangebot an Biofronteras Aktionäre gehört. Im Vordergrund stehe „ein langfristig hohes Wertsteigerungspotential bei der jeweiligen Beteiligung, das oftmals auch vor dem Hintergrund der unternehmerischen Unterstützung durch die Deutsche Balaton realisiert werden kann“.

Was man im Vorstand von Biofrontera von Zours hält, wurde zuletzt am 11. Juli deutlich: Er will den Plan des Chefaufsehers, der Gesellschaft durch gut sieben Millionen neue Aktien ebenso viel neues Kapital zu beschaffen, auf keinen Fall umsetzen. Im Gegenteil: Der entsprechende, im April von der Hauptversammlung mit knapper, einfacher Mehrheit gefasste Beschluss soll durch eine Anfechtungs- und Nichtigkeitsklage aus der Welt geschafft werden. Was der Vorstand will, wissen die Aktionäre spätestens seit eben dieser außerordentlichen Hauptversammlung: eine Kapitalerhöhung um rund acht Millionen Euro durch eine Anleihe. Um so etwas durchzusetzen, reicht indes eine einfache Mehrheit nicht. Daran scheiterte der Plan.

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Wie sich Biofronteras operative Führung zum Übernahmeversuch positioniert, soll in den nächsten Tagen klar werden: voraussichtlich bis zum 1. August, hieß es jetzt.

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