Umstrittenes ProjektLetzte Naht der Gasleitung um Leverkusen ist geschweißt

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Ein Mann schließt mit einem Schweißgerät eine Naht an der umstrittenen Ferngasleitung rund um Leverkusen.

Am Freitag, 24. Februar 2023, wurde in Paffrath die letzte Naht der umstrittenen Ferngasleitung gesetzt.

Es ist vollbracht, jedenfalls aus Sicht der Betreiber: Am Freitag meldete Open Grid Europe, dass die neue Gas-Pipeline fertig ist.

Die Stadtverwaltung wollte sie nicht, Leverkusens Politiker auch nicht – und viele Anrainer schon gar nicht. Fertig geworden ist sie trotzdem: An der Ferngasleitung Voigtslach-Paffrath wurde die letzte Schweißnaht gesetzt, berichtete am Freitag John-Volkmar Abert. Konstruktiv ist die 23,6 Kilometer lange Pipeline zwischen Hitdorf und Paffrath damit fertig.

Was jetzt noch kommen muss, ist die Rekultivierung großer Abschnitte der Trasse: Nur ausnahmsweise wurden die Rohre in einem Vortriebsverfahren verlegt. Außerdem müssten noch Baustellen geräumt, provisorische Zufahrten und Rohrlagerplätze in den ursprünglichen Zustand versetzt werden. Dafür werde man noch bis zum Ende des Sommers brauchen, so der Projektleiter.  

Mit Blick auf die zahlreichen Proteste und diverse Auseinandersetzungen mit Landbesitzern, die von der Verlegung betroffen waren, zeigte sich Abert am Freitag „stolz, dass wir dies gemeinsam mit unserem ausführenden Partner in einem äußerst anspruchsvollen urbanen Umfeld geleistet haben“.

Panne beim Durchstich unter der A 3

Tatsächlich lief die Verlegung von 1364 je 17,3 Meter langen und 90 Zentimeter dicken Rohre nicht immer reibungslos. Den größten Effekt hatte der misslungene Durchstich unter der A 3 bei Opladen: Dort sackte im Frühsommer 2021 die Fahrbahn ab und bescherte den Autofahrern auf der sowieso extrem Stau-trächtigen Strecke über Wochen weiteres Ungemach. An der Waldschule in Schlebusch stießen die Pipeline-Bauer auf große Sicherheitsbedenken der Anwohner: zwischendurch wurden die Arbeiten gestoppt. Auch das Juli-Hochwasser 2021 bereitete Probleme.

Die neue Leitung ist Voraussetzung für die Umstellung von Erdgas L auf H. Ersteres kommt aus den Niederlanden – in der Groninger Gegend soll die Ausbeutung der Gasfelder bald gestoppt werden. Als vor ziemlich genau zwei Jahren darüber gesprochen wurde, konnte sich noch niemand vorstellen, dass es mit dem geplanten Ersatz durch H-Erdgas aus Russland nichts werden könnte. Trotzdem sei die Leitung durch den Wegfall des Lieferanten nicht überflüssig, heißt es bei Open Grid Europe.

Dem Bau – der am Ende innerhalb des Zeitplans ausgeführt wurde – waren lange und erbitterte Auseinandersetzung vorausgegangen. Angesichts der vielen Versorgungsleitungen durch Leverkusen wollte die Stadtverwaltung die Ring-Pipeline für Ferngas verhindern. Um den Planfeststellungsbeschluss der Kölner Bezirksregierung aus dem Jahr 2013 zu kippen, ging die Stadtverwaltung bis vor das Bundesverwaltungsgericht. Dort unterlag sie im Januar 2020.

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