VerkehrBesteht man nach 26 Jahren einfach so die praktische Führerscheinprüfung?
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Redakteurin Miriam Betancourt fährt mit leicht mulmigen Gefühl von dem Gelände der Tüv-Prüfungsstelle an der Stixchesstraße.
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Leverkusen – „Bloß nicht den Schulterblick vergessen“ – so lautet ein Rat, als ich mich nach 26 Jahren noch einmal freiwillig in eine Situation begebe, die ich bereits gemeistert habe.
Einfach so, aus Neugier mache ich noch einmal die Führerscheinprüfung. „Wenn Du durchfällst, holen wir Dich beim Tüv ab“ oder „Übersehe besser keine rote Ampel“ gehören zu den Kommentaren, die mir mit auf den Weg zur Prüfungsstelle des Tüv Rheinland an der Stixchesstraße gegeben wurden.
30 Prozent fallen durch
Das, was ich in den kommenden 45 Minuten vor mir habe, absolvieren jedes Jahr im Raum Köln 30000 Menschen. 30 Prozent fallen durch. Die Nervösität ist meist groß bei den Prüflingen. „Darum versuche ich die Leute erst einmal abzulenken und wir reden über etwas anderes“, sagt Prüfer Albert Opladen und schaut mich aufmunternd an.
Strenger erscheint der Blick von rechts von der Beifahrerseite. Andrea Beumer von der Fahrschule Bodo Henkel sagt, sie müsse mehr von mir verlangen: „Ich bin schließlich die Fahrlehrerin.“
Obwohl wenig auf dem Spiel steht, ist mir mulmig zumute. Also los geht es: Runter vom Tüv-Gelände links auf die Stixchesstraße, wieder links, einmal um den Kreisverkehr rum und die nächste rechts abfahren. Die Ampel ist rot. Ich halte an und warte.
Rechts kann ich die Ampel nicht sehen, also schaue ich auf die Ampel links. Plötzlich hupt es. „Schauen Sie doch einmal auf den grünen Pfeil“ heißt es von hinten rechts vom Sitz. Mist, ich hatte nicht gesehen, dass es einen grünen Pfeil für die Rechtsabbieger gibt. Opladen notiert etwas auf einen Block auf seinen Beinen. Das fängt ja gut an. Schon nach fünf Minuten der erste Fehler.
Fahrprüfer Albert Opladen und Fahrlehrerin Andrea Beumer nehmen die Führerscheinprüfung ab.
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So viel vorneweg: Es wird nicht der einzige bleiben. Hinzukommt später ein übersehenes Schild mit Tempo 30. „Da haben Sie erst beim zweiten Schild das Tempo gedrosselt“, heißt die Belehrung.
Und weil ich eh später links fahren musste, bin ich auf einer mehrspurigen Straße direkt links geblieben. „Im Straßenverkehr gilt jedoch das Rechtsfahrgebot“, so Beumer.
Und da ist noch die Sache mit den Ampeln. Ich konnte der Versuchung einfach nicht widerstehen, bei einer gelben Ampel aufs Gaspedal statt auf die Bremse zu treten. „Das war doch noch gelb“, verteidige ich mich. „Und was heißt das?“, fragt Beumer. „Das ich noch drüberfahren darf“, so meine Meinung. Falsch! „Die Straßenverkehrsordnung sagt klar aus, dass Sie vor der Ampel, die Gelb zeigt, anhalten und auf das folgende Zeichen warten müssen“, so Beumer. „Wenn ich hier hinten Rot gesehen hätte, wäre die Prüfung vorbei gewesen“, ergänzt Opladen. Glück gehabt!
Dann läuft es wie geschmiert. Das Einparken auf dem Obi-Parkplatz in Küppersteg ist problemlos, und auch die Fahrt auf der Autobahn mit der Ausfahrt Opladen bringe ich ohne Zwischenfälle hinter mich.
Ach übrigens: Ich habe bestanden. Aber den Rat mit dem Schulterblick hätte ich mehr beherzigen sollen. „Der hätte ausgeprägter sein können“, so Opladen. Das mit der roten Ampel ist ja gerade noch einmal gut gegangen, und Abholen muss mich auch keiner. „Den Führerschein hätten wir Ihnen aber auch nicht abgenommen“, so Opladen.