170 Tiere suchen ein ZuhauseMilo muss Weihnachten im Tierheim Opladen verbringen
Lesezeit 3 Minuten
Leverkusen – Jedes Jahr an Weihnachten halten es zahlreiche Menschen für eine gute Idee, einem geliebten Menschen ein Tier zu schenken. Das kann in Ausnahmen genau richtig sein – doch die vielen Katzen und Hunde, die dann wenige Wochen oder Monate nach dem Fest wieder ausgesetzt werden, hat mal wieder niemand gefragt.
Der Grund ist meistens die Erkenntnis, dass die Vierbeiner viel mehr Arbeit machen, als man gedacht hatte. Der Welpe hat in die Wohnung gepinkelt? Die Katze das Sofa zerkratzt? Die Meerschweinchen wollen gerne in einem sauberen Käfig hocken? Das kann und wird alles passieren, wenn man sich auf das Leben mit einer Fellnase einlässt.
Gassigänger für die Feiertage gesucht - Vermittlungsstopp zu Weihnachten
In Leverkusen landen derartig für unpraktisch befundene Tiere im Tierheim in Opladen, das vom Tierschutzverein Leverkusen geführt wird. Auch vor dieser Einrichtung macht der momentane Lockdown nicht Halt. Gerd Kortschlag, Vorsitzender des Vereins, berichtet, dass seine Mitarbeiter nun abwechselnd in zwei Gruppen jeweils zwei Tage hintereinander arbeiten, um das Infektionsrisiko gering zu halten.
„Auch wenn wir bis zum 10. Januar geschlossen haben, sind Gassigänger immer noch gerngesehen“, erzählt Kortschlag, „die Hunde drehen sonst ja am Rad, wenn sie nicht rauskommen“. Vor Weihnachten gebe es jedoch einen Vermittlungsstopp. „Schon seit vielen Jahren vermitteln wir keine Tiere mehr in den letzten zwei Wochen vor dem Fest“, so Kortschlag.
„Auf gar keinen Fall Tiere zu Weihnachten verschenken“
Natürlich gebe es Ausnahmen, die dem Tierwohl dienten: Zum Beispiel, wenn jemand ein Kaninchen holen will, weil das Alte gestorben ist. Die Langohren fühlten sich wohler zu zweit und ein Neuzugang diene hier der Erhaltung der Gruppe. „Doch in der Regel sollten auf gar keinen Fall Tiere zu Weihnachten verschenkt werden.“
Derzeit ist die Auslastung im Tierheim noch in Ordnung. Zirka 170 Vierbeiner wohnen dort momentan, davon 70 Kleintiere wie Meerschweinchen und Hamster. Kortschlag hat erleichtert beobachtet, dass in diesem Jahr weniger Tiere ausgesetzt wurden – normalerweise geschehe dies nämlich auf dem Weg in den Urlaub.
Weniger Tiere in diesem Jahr ausgesetzt - Leiter rechnet mit Anstieg nach Lockdown
„Sommerferien, Weihnachten und auch Karneval sind eigentlich die Höhepunkte. Doch in diesem Jahr fahren weniger Leute in den Urlaub und behalten ihr Tier also erstmal“, erzählt der Tierheimleiter. Er rechne jedoch weiterhin mit einer Welle von Abgaben nach einem Ende des Lockdowns – wenn die Menschen, die sich im Homeoffice einen Hund angeschafft haben, plötzlich doch keine Zeit mehr für diesen hätten.
Hündchen Milo, sechs Monate alt, ist derzeit der einzige Welpe im Leverkusener Tierheim, und über Weihnachten wird er wohl bleiben. Bei der Vermittlung von Welpen sind die Mitarbeiter noch etwas vorsichtiger als sonst: „Welpen sind grundsätzlich niedlich“, gibt Kortschlag zu bedenken, „machen aber viel mehr Arbeit als ausgewachsene Hunde“. Tatsächlich ist der Erziehungsaufwand am Anfang vergleichbar mit dem bei einem menschlichen Baby.
Kortschlag hat einen Tipp, was man mit dem Geld anfangen könnte, das durch das Böllerverbot gespart wird: „Man könnte ja das, was man sonst in die Luft verballern würde, für gute Zwecke spenden. Ob es nun an das Tierheim ist oder an Kinderheime oder soziale Einrichtungen.“ Für die Tiere ist es ohnehin schon gut, dass es kein Feuerwerk geben soll.