BerufungDas ist der künftige Chef der Wohnungsgesellschaft Leverkusen

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Die WGL-Verwaltung mit Photovoltaik-Anlage auf dem Dach.

In die obere Etage der WGL-Verwaltung am Bahnhof Mitte soll spätestens im Oktober Gerald Hochkamer einziehen.

Am Donnerstag soll der Stadtrat den WGL-Aufsichtsrat anweisen, Gerald Hochkamer aus Gelsenkirchen einzustellen. Damit endet das Besetzungs-Hickhack.

Gerald Hochkamer soll spätestens im Oktober die Leitung der Wohnungsgesellschaft Leverkusen übernehmen. Diesen Beschluss soll der Stadtrat am Donnerstag fassen. Hochkamers Vertrag wird für fünf Jahre abgeschlossen.

Der studierte Bau- und Wirtschaftsingenieur ist gerade 60 geworden, hat am Landrat-Lucas-Gymnasium sein Abitur gemacht und leitet derzeit die Bauabteilung des Sozialwerks St. Georg in Gelsenkirchen. Das Unternehmen ist als gemeinnützige GmbH organisiert und betreibt überall in Nordrhein-Westfalen Wohnungen und Anlaufstellen für Menschen mit Betreuungsbedarf. Die von Hochkamer geleitete Bauabteilung arbeitet intensiv mit einem Unternehmen zusammen, das sich mit neuen technischen Assistenz-Lösungen im Wohnungsbau befasst. Sie sollen behinderten Menschen mehr Möglichkeiten erschließen.

Ursprünglich betrieb der 1952 von zwei katholischen Geistlichen gegründete Verein Knappenheime im Ruhrgebiet. Als diese wegen des Niedergangs des Bergbaus nicht mehr benötigt wurden, nutzte der Landschaftsverband die Unterkünfte, um dort Patienten seiner Landeskrankenhäuser unterzubringen, die keine geschlossene Einrichtung benötigten.

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Hochkamer kann auf eine reiche Berufserfahrung verweisen, hat große Gewerbebauten ebenso errichtet wie zahlreiche Wohnhäuser. Bevor er 2012 zum Sozialwerk St. Georg kam, arbeitete der gebürtige Kölner bei der Strabag, Bast-Bau, Hochtief und der Bernd-Reiter-Gruppe. Mit der Gemeinnützigen Wohnbau im niederbergischen Wülfrath findet sich auch eine Wohnungsgesellschaft unter seinen beruflichen Stationen. Auch wenn sie mit 20 Beschäftigten weitaus kleiner ist als die WGL.   

Erstes Problem: Wolfgang Mues wird gekündigt

Mit der als sicher geltenden Berufung von Gerald Hochkamer endet eine jahrelange, quälende Auseinandersetzung um die Besetzung der WGL-Spitze. Zunächst hatte eine Mehrheit im Stadtrat beschlossen, den ursprünglichen Vertrag mit Wolfgang Mues zu ändern, damit er nicht noch nach Erreichen der Altersgrenze das städtische Wohnungsunternehmen führt.

Das stieß beim Betroffenen auf Widerstand; am Ende wurde Mues sogar vorzeitig gekündigt. Daraufhin erhob er Klage, scheiterte aber in erster Instanz. Mittlerweile hat Mues, der zuvor Baudezernent in der Stadtverwaltung war, beschlossen, gegen das Urteil des Kölner Landgerichts Berufung einzulegen. Der Streit ist also noch längst nicht beigelegt.

Als Interims-Geschäftsführung arbeitet eine Doppelspitze aus Stefan Altenbach und Dieter Roeloffs. Letzterer scheidet Ende Juni aus Altersgründen bei Leverkusens größtem Vermieter aus, während Altenbachs Vertrag bis zum Jahresende läuft. Der erfahrene WGL-Projektmanager bekommt also noch die Gelegenheit, den neuen Mann einzuarbeiten.

Zweites Problem: Aylin Doğan wird nicht unterstützt

Bevor die Hochkamer-Lösung gefunden wurde, hatte sich die Büroleiterin von Uwe Richrath Hoffnung auf den Posten gemacht. Aylin Doğan – früher war die Juristin mal SPD-Vorsitzende – war vom Oberbürgermeister ermutigt worden, sich zu bewerben. Hintergrund: Die SPD-Ratsfraktion erhebt den Anspruch, bei der Besetzung der WGL-Spitze den Hut aufzuhaben.

Allerdings ging auch der Doğan-Plan schief. Kurz vor Weihnachten beschloss vielmehr eine Ratsmehrheit, Personalberater aus Frankfurt hinzuzuziehen, um die Angelegenheit endlich sauber zu regeln. In die begleitende Findungskommission entsandten – das ergibt sich aus den Fraktionsgrößen – SPD und CDU jeweils drei, die Grünen zwei, AfD, Bürgerliste, FDP und Opladen plus jeweils eine Person.

Dass der Streit über die Besetzung der WGL-Spitze innerhalb der SPD-Fraktion zum großen Knall führte, gehört auch zur Geschichte: Anfang Januar schmissen die beiden Vizes Dirk Loeb und Sven Tahiri hin, weil die SPD ohne vorherige interne Absprache im Stadtrat auf die Linie eingeschwenkt war, einen Personalberater ins Boot zu holen.

Die Lücke an der Fraktionsspitze konnte die Vorsitzende Milanie Kreutz gerade mit Lena-Marie Pütz und Melanie Went schließen. Damit ist freilich nichts darüber gesagt, wie einzelne Sozialdemokraten am Donnerstag abstimmen werden.

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