Die Initiative zum Erhalt der Wiembachallee in Opladen hat sich für eine besondere Protestform entschieden. Eine Bildbetrachtung.
WiembachalleeWarum die Verteidiger der Hainbuchen in Opladen zum „White Dinner“ einladen

Screenshot des Einladungsplakats zum White Dinner der Initiative für den Erhalt der Wiembachallee
Copyright: Peter Seidel
Man sieht lachende Menschen. Ältere und junge, alle weiß gekleidet von Kopf bis Fuß, alle fröhlich. Sie sitzen an einer langen, weiß gedeckten Tafel, die sich in der Ferne verliert, mit weißem Blumenschmuck und umrahmt von weißen Luftballons. Die Erwachsenen recken Gläser in die Höhe, in denen wir Bier und Weißwein vermuten dürfen, allerdings kein Kölsch, denn es sind keine Stangen. Ein Kind – mit weißem Schleifchen im Haar – tut es den Erwachsenen gleich und streckt ein Glas Apfelschorle (?) in die Höhe. Die Szene ist musikalisch untermalt, denn rechts steht ein Gitarrist, natürlich ganz in Weiß: weißer Hut, weißes Hemd, weiße Hose, weiße Schuhe.
Mit dieser Bildsprache lädt die Opladener Initiative „Sinnvoller Hochwasserschutz – Wiembachallee erhalten“ für Samstag, 6. September, auf einem Plakat zum „White Dinner“ an den Wiembach ein. Im Text auf dem Plakat wird dann deutlich, dass das Ganze sowohl Picknick – „Essen, Getränke, Geschirr“, und Achtung: „Tischdeko bitte selber mitbringen“ – sein soll, als auch Demonstration für den Erhalt der Bäume an der Allee.
Denn deren mit großer Wahrscheinlichkeit teilweise notwendige Rodung im Zuge des am Bach geplanten Hochwasserschutzes beschwört die Initiative seit ihrer Gründung im März als das Ende aller Schönheit der Allee herauf. Zurück zu Plakat und Dinner: Zu letzterem heißt es dort erläuternd, ein White Dinner sei ein „gemeinsames Picknick, zu dem alle Gäste möglichst weiß gekleidet erscheinen und leckere Speisen mitbringen“. Tatsächlich gibt es „White Dinner“ in Deutschland seit mindestens 2008. Die Tradition stammt, anders als der hierzulande gebräuchliche englischsprachige Name suggeriert, aber nicht aus dem Vereinigten Königreich, sondern aus Frankreich.
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Tradition des „Dîner en blanc“ stammt aus Frankreich
In Paris soll bereits 1988 ein Angehöriger der französischen Oberschicht seine überfüllte Gartenparty kurzerhand in den Bois de Boulogne verlegt haben: das „dîner en blanc“ war geboren. Das Jet-Set fand Gefallen an der Sause auf öffentlichem Grund ohne jede Auflage und fortan traf man sich immer wieder in Massen in der Öffentlichkeit – anders als in Opladen aber ohne jede öffentliche Ankündigung an bis zuletzt geheim gehaltenen Orten, die durchweg prominent waren. Zu nennen sind die Place de la Concorde oder der Innenhof des Louvre. Dabei feierte man sich vor allem immer wieder selbst – mit reichlich Champagner.
Die Farbe Weiß hatte in der Kleidung schließlich bereits in der Hohenzollern-Kaiserzeit ihre besondere Bedeutung. Damals, im Jahr 1912, wurde die Wiembachallee, wie wir sie heute kennen, gebaut, der Bach begradigt, die vier Baumreihen gepflanzt, zunächst Pappeln, später Hainbuchen. Weiße Kleidung hatten damals nur Kinder reicher Eltern, das blieb auch in der Weimarer Republik so. Weiße Kleidung war ein Statussymbol, denn wer weiß trug, zeigte: Ich muss nicht körperlich arbeiten.
Die Bäume der Wiembachallee kommen übrigens auf dem Plakat eher verschämt im Hintergrund vor. Man sieht eine Baumreihe und es nicht eindeutig auszumachen, ob es sich dabei um die Hainbuchen in Opladen oder eine x-beliebige Baumreihe von irgendwoher handelt. Diese Vermutung liegt nahe, denn unter den Bäumen auf dem Plakat erstreckt sich eine Wiese, die es so an der Wiembachallee nicht gibt. Sei’s drum, am ersten Septembersamstag wird sich in ihrem Schatten getroffen – ganz in Weiß.