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Verdacht erhärtetStaatsanwalt prüft Vorwürfe gegen Islamwissenschaftler

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Ditib-Moschee in Ehrenfeld

Ditib-Moschee in Köln-Ehrenfeld.

Düsseldorf – Vor knapp einem Monat beendete das NRW-Schulministerium den Vertrag mit einem Islamwissenschaftler, der das Land mehr als zehn Jahre lang beraten hat. Nach Darstellung der SPD-Politikerin Lale Akgün pflegt dieser „beste Kontakte zum türkischen Konsulat und zur Ditib“. Im Mai hatte NRW bekanntgegeben, dass die türkisch-islamische Ditib wieder an der Ausgestaltung des Islamunterrichts beteiligt wird.

Der Politikwissenschaftler der Universität Duisburg-Essen verlor zudem seine Habilitationsstelle an der Hochschule. Als Anlass hierfür wurden begründete Zweifel in Bezug auf die akademische Laufbahn angegeben. Medienberichten zufolge gibt es Zweifel an seinen Titeln. Er war öffentlich als „Prof. Dr." aufgetreten.

„Aufgrund von Hinweisen und nach einer internen Prüfung des Sachverhalts durch die personalführende Bezirksregierung sowie durch das Ministerium für Schule und Bildung“ hätten sich die Zweifel in Bezug auf die akademische Laufbahn der landesbediensteten Lehrkraft „erhärtet“, heißt es nun aus dem Bildungsministerium. „Nach Abschluss dieser Prüfungen werden die Ergebnisse umgehend der zuständigen Staatsanwaltschaft übergeben.“

Falsche Angaben

Einem Bericht der Zeitung „Welt am Sonntag" zufolge hat der Betreffende offenbar falsche Angaben zu seiner akademischen und beruflichen Karriere gemacht. Seine Dissertation sei weder der Goethe-Universität Frankfurt, an der sie laut Urkunde geschrieben wurde, noch der Konrad-Adenauer-Stiftung, die die Arbeit angeblich im Jahr 2008 veröffentlicht haben soll, bekannt.

Über die Mitwirkung islamischer Organisationen an der Kommission für den Islamunterricht ist festgelegt, dass das Land ausschließlich mit nordrhein-westfälischen Landesverbänden zusammenarbeitet. „Der Vertrag setzt eine Staatsunabhängigkeit bei der Zusammenarbeit im islamischen Religionsunterricht voraus. Allen islamischen Organisationen ist bewusst, dass der Vertrag auch gekündigt werden kann, wenn sie die gesetzlichen Voraussetzungen bei der Zusammenarbeit im islamischen Religionsunterricht nicht mehr erfüllen", heißt es vom Ministerium.

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Die Entscheidung, die Ditib an der Ausgestaltung des Islamunterrichts in NRW zu beteiligen, stößt auf heftige Kritik. „Wir würden mit vergleichbaren Organisationen, die in verfassungsrechtlichen Fragen ähnlich merkwürdig aufgestellt sind wie die Ditib, niemals zusammenarbeiten, wenn sie deutsch oder christlich wären", sagt Volker Beck, früherer Bundestagsabgeordnete der Grünen und Lehrbeauftragter am „Centrum für Religionswissenschaftliche Studien" in Bochum. Als Sachverständiger hatte Beck verhindert, dass die Ditib als Religionsgemeinschaft anerkannt wird. Kritiker werfen dem Verein ein enges Verhältnis zum türkischen Präsidenten Erdogan und Staatstreue vor.