Islamischer Religionsunterricht in NRWGebauer wirbt für Verständigung und Toleranz

Lesezeit 3 Minuten
NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP)

NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP)

Düsseldorf – Eine Kommission aus islamischen Organisationen wird künftig in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Bildung und Schule den islamischen Religionsunterricht an den Schulen in Nordrhein-Westfalen gestalten. Dieses Gremium löst den Beirat ab, der bislang als feste Vertretung islamischer Glaubensgemeinschaften gegenüber dem Land in Fragen des islamischen Religionsunterrichts auftrat. Zur Kommission gehört auch die     Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (Ditib), deren Nähe zur Erdogan-Regierung in der Vergangenheit für Kritik sorgte. Der Zentralrat der Muslime ist dagegen nicht vertreten – die SPD-Politikerin Lale Akgün hält diese Repräsentation für problematisch, wie sie auf Anfrage sagte. Die Ditib könne nicht für sich beanspruchen, die Muslime in Deutschland zu vertreten. Der SPD-Bildungsexperte Jochen Ott findet die Aufnahme der Ditib gründsätzlich richtig, weil sie als großer Verband viele Muslime repräsentiere - allerdings müsse die Ditib unter starker Kontrolle stehen, so Ott.

Die Kommission nimmt die einer Religionsgemeinschaft zugewiesenen verfassungsrechtlichen Aufgaben wahr, analog zur Beteiligung der Kirchen beim katholischen und evangelischen Religionsunterricht. Die Vertragsunterzeichnung bezeichnet Bildungsministerin Yvonne Gebauer (FDP) als „Meilenstein“ für die religiöse Unterrichtung junger Muslime an den Schulen in NRW, unter denen nun auch die Berufskollegs ein entsprechendes Angebot machen.

Sechs Organisationen

Sechs nordrhein-westfälische islamische Organisationen erfüllen nach Prüfung der Landesregierung die gesetzlichen Voraussetzungen und haben sich mit der Unterzeichnung des Vertrages entschieden, mit dem Land den islamischen Religionsunterricht gemeinsam zu gestalten. Dies sind neben der Ditib das Bündnis Marokkanische Gemeinde (BMG), die Islamische Gemeinschaft der Bosniaken in Deutschland (IGBD), die Islamische Religionsgemeinschaft NRW (IRG NRW), die Union der Islamisch-Albanischen Zentren in Deutschland (UIAZD) sowie der Verband der Islamischen Kulturzentren (VIKZ). Voraussetzungen zur Zulassung zur Kommission seien die Eigenständigkeit dieser Institutionen, ihre staatliche Unabhängigkeit sowie ihre Sorge um religiöse Identität – dies treffe nach Gebauers Worten auch auf die Ditib zu. Die Kommission vertritt gegenüber dem Ministerium für Schule und Bildung nicht allein die Interessen und Anliegen der islamischen Organisationen bei der Durchführung des islamischen Religionsunterrichts als ordentliches Unterrichtsfach. Zu ihren Aufgaben gehört auch das religiöse Einvernehmen mit Kernlehrplänen, die Erteilung der Lehrerteilung für den islamischen Religionsunterricht – die Idschaza – sowie die Beteiligung bei der Genehmigung von Lernmitteln.

Alles zum Thema Jochen Ott

Das könnte Sie auch interessieren:

Der islamische Religionsunterricht wurde in Nordrhein-Westfalen 2012 unter der damaligen rot-grünen Landesregierung auf Initiative der Bildungsministerin Sylvia Löhrmann eingeführt. Yvonne Gebauer habe ihn in ihrer Amtszeit unter Mitwirkung des Beirats nach eigener Aussage ausgebaut – 300 Lehrkräfte mit religiöser Lehrerlaubnis unterrichten das Fach derzeit an den Schulen des Landes. Es sei wichtig für den Schutz vor Vorurteilen, weil die Schülerinnen und Schüler auch lernten, welche anderen Religionen es gibt, sagte Gebauer. Die Werte Verständigung, Toleranz und gegenseitige Achtung seien wichtiger denn je.

KStA abonnieren