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Neue VerhandlungenWie viel der erste Streik bei Ford Köln gekostet haben soll

Lesezeit 3 Minuten
14.05.2025
Köln
Erster Streik (nach einer Urabstimmung) bei den Kölner Ford-Werken. Alle Schichten bis zum frühen Donnerstagmorgen werden bestreikt. Um 9 Uhr ist eine Infoveranstaltung der IG Metall am Tor 3 der Ford-Werke geplant. Bislang gab es bei Ford nur sogenannte Warnstreiks. 
Foto: Martina Goyert

Erster Streik nach einer Urabstimmung bei den Kölner Ford-Werken. Alle Schichten bis zum frühen Donnerstagmorgen wurden bestreikt. 

Seit Donnerstag wird weiterverhandelt – es geht um die Zukunft des Standortes und tausende Arbeitsplätze beim Autobauer in Köln. 

Die erste Streikwelle bei den Kölner Ford-Werken ist vorbei. Am frühen Donnerstagmorgen endete die Arbeitsniederlegung mit den letzten Nachtschichten. Die Beteiligung sei enorm hoch gewesen, heißt es von der Gewerkschaft IG Metall. Es habe nur sehr vereinzelt Streikbrecher gegeben, sagt David Lüdtke, IG-Metall-Sprecher bei Ford Köln. Der gesamte Standort in Niehl und Merkenich sei lahmgelegt worden, also unter anderem Produktion, Entwicklung, Verwaltung und vor allem auch das Ersatzteilzentrum. Alles zusammen habe auch zu Verzögerungen an anderen Ford-Standorten geführt, die auf Komponenten aus Köln, etwa Getriebe, angewiesen sind.

Zwischen drei und fünf Millionen Euro habe der Ausstand das Unternehmen gekostet, sagt Gesamtbetriebsratschef Benjamin Gruschka. Prominente Unterstützung gab es von vielen Seiten. NRW-Arbeitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) war vor das Kölner Werk gekommen und sprach von seiner Sorge, dass immer mehr Industriearbeitsplätze im Bundesland wegfallen. Solidaritätsbekundungen gab es auch von NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne): „Was gerade bei Ford passiert, macht vielen Menschen berechtigterweise Sorgen – auch mir. Jetzt kommt es darauf an, dass Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite schnell wieder miteinander ins Gespräch kommen“. Auch Mitglieder des Kölner Rates und des Landtages waren vor Ort.

Ford in Köln: „Unsäglicher Umgang mit den Beschäftigten“

Der Vorsitzende der SPD-Fraktion in Düsseldorf, Jochen Ott, warf dem Ford-Management einen „unsäglichen Umgang“ mit den Beschäftigten vor. „Die Beschäftigten haben einen Anspruch darauf, vernünftige soziale Angebote zu bekommen – für den Fall, dass bestimmte Arbeitsplätze wegfallen.“

In den Verhandlungen geht es um die 2900 Stellen, die Ford bis 2027 abbauen will – von derzeit noch 11.500 Menschen in Köln. Zum Vergleich: 2018 arbeiteten noch rund 20.000 im Kölner Werk, das seither zahlreichen Sparrunden und Stellenstreichungen ausgesetzt war.

IG Metall fordert hohe Abfindungen

Die IG Metall fordert nun hohe Abfindungen für diejenigen, die freiwillig die Firma verlassen, und finanzielle Sicherheiten für diejenigen, die bleiben und später in einem möglichen Insolvenzfall trotzdem ihre Jobs verlieren könnten. Durch die Aufkündigung einer Regelung des US-Mutterkonzerns, der für seine Deutschlandtochter gebürgt hatte, ist eine Insolvenz inzwischen möglich – vorher war sie es nicht.

Die Verhandlungen zwischen Unternehmen und Arbeitnehmervertretern sind seit Wochen festgefahren. Am Dienstag schien es erstmal leichte Bewegung zu geben. Nach einem kurzfristig anberaumten Treffen der Tarifparteien, in dem die Geschäftsführung ihre Position darlegte, hieß es im Anschluss von der IG Metall, das Gespräch sei konstruktiv gewesen. Zu Inhalten wollte sich ein Gewerkschaftssprecher nicht äußern.

Ein Ford-Sprecher gab sich nach dem Streikbeginn optimistisch: „Wir sind zuversichtlich, im gemeinsamen Gespräch mit unseren Sozialpartnern zu einer Einigung zu kommen.“ Am Donnerstag wurden die Gespräche nach Informationen dieser Zeitung wieder aufgenommen. In Köln-Niehl wird also weiterverhandelt.