In einem früheren Ford-Verwaltungs- und Kantinengebäude haben zwei Kölner ein Atelierhaus geschaffen. Einzelne Plätze sind noch zu vermieten.
Neues Leben im alten Ford-GebäudeEin kreatives Atelierhaus entsteht im Kölner Industriegebiet

Freude über das eigene Kunsthaus: Mia Holtkott, Selma Rose und Alfred Holtkott im Atelier von Selma Rose.
Copyright: Bernd Schöneck
Alles fing damit an, dass Selma Rose, die vor drei Jahren ihre Liebe zur Bildhauerei entdeckt hatte, ein Atelier suchte. In den bestehenden Kunsthäusern war aufgrund der starken Nachfrage kein Platz mehr zu bekommen. „Es ist unfassbar schwierig in Köln, in ein bestehendes System hereinzukommen, gerade als Quer- oder Neueinsteigerin in die Kunst“, berichtet sie.
Denn um etwa einen städtischen Atelierplatz zu bekommen, würden meist eine künstlerische Ausbildung und / oder langjährige Ausstellungspraxis vorausgesetzt. „Hier bei uns im Haus sind dagegen viele, die das Metier nicht studiert haben, sondern, wie ich, hinterher zur Kunst kamen.“
Ford-Gebäude wird zum Atelierhaus
Die Lösung kam durch den Kontakt zu Alfred Holtkott, den sie schon zuvor kannte und der als Projektentwickler in der Immobilienbranche tätig ist. Einen Tag nachdem sie ihm von ihrer Suche erzählte, präsentierte er ihr die Lösung: Wir machen ein eigenes Atelierhaus auf – denn ein früheres Ford-Gebäude an der Ecke Emdener Straße / Geestemünder Straße sei zu haben, wie er erfahren hatte.
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„Es war einst ein Verwaltungsgebäude mit einer Kantine, wo rund 1000 Leute zu Mittag aßen, außerdem war hier ein Betriebs-Fitnessstudio“, erläutert Holtkott. Etwa um 2010 herum erwarb ein Immobilienfonds das Objekt im Paket mit weiteren Liegenschaften, hatte zuletzt aber keine richtige Verwendung mehr für das Haus. Auch für ihn stellte das Projekt eine Herausforderung dar, weil es sein erstes Immobilienprojekt mit Kunstbezug war.
Großer Stilmix im Haus vertreten
Doch gesagt, getan: Im Dezember 2024 zogen die ersten Künstlerinnen und Künstler in den „Kölner Kunst-Campus“ an der Emdener Straße 68, in Nachbarschaft einer Betriebskrankenkasse und einer Kampfkunstschule, ein, auch Rose bezog ihr Atelier. 25 Menschen arbeiten derzeit im Objekt; neben Einzel- gibt es auch einige Gruppen-Ateliers.
Der Stilmix des Hauses ist groß, der neben Malerei und Bildhauerei unter anderem Fotografie, Handweberei, Musik, einen Dichter und Schriftsteller, Film, Mode- und Grafikdesign sowie eine japanische Tätowiererin umfasst. Ein Vorbild für das Konzept ist das „Unperfekthaus“ in Essen, wo Kunstschaffende aller Genres auf mehreren Etagen ihren Platz gefunden haben. Was viele im Haus zu schätzen wissen, ist die direkte Anbindung per KVB-Bahnlinie 12, die direkt vor dem Haus hält.
Die Atmosphäre im Haus sei von Kreativität, gegenseitiger Inspiration und der Freude an der Kunst geprägt. Neben den Ateliers, die auf der zweiten Etage des Gebäudes liegen, gibt es außerdem einen Gruppenraum für Workshops, einen stilvoll eingerichteten Aufenthaltsraum mit Küche, einen nagelneuen Sanitärbereich und sogar Duschen. Nach und nach ist die Künstlergemeinschaft dabei, auch das übrige Haus aufzuhübschen – etwa mit dem Dom-Silhouetten-Motiv im Eingangsfoyer oder den lustigen Maus-Motiven im Treppenhaus.
Im September und November für Publikum geöffnet
Am 22. Juni dieses Jahres feierte das Haus seinen ersten Tag der Offenen Tür, ein weiterer ist am 16. November geplant. „Und im September sind wir natürlich bei den Offenen Ateliers mit dabei“, so Rose. Sehr viel hat das Team in der nächsten Zeit noch vor. „Hier soll richtig Leben entstehen, wir planen, Workshops anzubieten und Leuten die Gelegenheit zu geben, sich auszuprobieren und sie an die Kunst heranführen.“ Fünf Plätze sind derzeit noch in den Gemeinschafts-Ateliers frei, zudem ist ein Einzel-Atelier zu haben.