„Meine besondere Begegnung“Lebenslange Freundschaft zwischen Bayern und Gummeroth

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Das Foto ihrer besten Freundin, ein Geschenk ihrer Kinder, hat in Annelie Hunds Wohnzimmer einen besonderen Platz.

Das Foto ihrer besten Freundin, ein Geschenk ihrer Kinder, hat in Annelie Hunds Wohnzimmer einen besonderen Platz.

Gummersbach – Annelie und Birgit wuchsen nicht weit voneinander entfernt auf, doch ihre Wege sollten sich erst auf der Realschule kreuzen. Damals waren die beiden Mädchen zehn Jahre alt und wechselten nach der Volksschule auf die weiterführende Schule. Ein Aufeinandertreffen, das das Schicksal wohl so geplant habe, ist sich Annelie Hund sicher – denn eigentlich wollten ihre Eltern sie nach dem fünften Jahr Volksschule auf das Gymnasium schicken. Die Gummerotherin erinnert sich: „Mein Direktor wollte auch, dass ich noch ein weiteres Jahr bleibe, doch das kam für mich nicht in Frage. Zum Glück gingen meine Eltern auf den Kompromiss ein, mich auf die Realschule zu schicken.“

Dort lernte sie dann die gleichaltrige Birgit kennen. Jede hatte ihren eigenen Freundeskreis und so blieb es am Anfang eher bei einer „Zweckfreundschaft“, so Hund, die mit den Jahren zu einer engen und für beide Frauen sehr wichtigen Freundschaft wurde. Während sie selbst etwas chaotisch und eine eher faule Schülerin war, berichtet Annelie Hund, bildete Birgit das genaue Gegenstück: „Sie war strebsam, fleißig und ordentlich und vor allem immer hilfsbereit.“ Denn wenn in der Schule die Hefter abgegeben oder Referate geschrieben werden musste, konnte sich Annelie immer auf ihre beste Freundin verlassen und bei ihr abschreiben.

Bei Hochzeiten jeweils Trauzeugin

Gemeinsam durchlebten die jungen Frauen die Tücken des Erwachsenwerdens. Ihre Ehemänner lernten sie fast gleichzeitig kennen, und bei den Hochzeiten standen sie sich jeweils als Trauzeugin zur Seite. Mit einem Schmunzeln muss Annelie Hund an einen gemeinsamen Paarabend denken. Sie war gerade frisch verheiratet und hatte Birgit und ihren Freund zum Essen eingeladen.

Die beiden Freundinnen wollten für ihre Männer ein Drei-Gänge-Menü zaubern, bestehend aus einer Suppe, gebratener Ente und zum Nachtisch eine Erdbeercreme mit Gelatine. „Die Suppe war sehr gut, aber alles danach war einfach nur ungenießbar“, erinnert sich Annelie Hund lachend an eine viel zu trockene Ente und eine Erdbeercreme mit vielen Klumpen. „Aber unsere Männer waren tapfer und haben alles aufgegessen. Das war allerdings auch das erste und letzte Mal, dass ich mich an einer Ente versucht habe.“

Umzug der besten Freundin nach Bayern

Als beide Freundinnen bereits Kinder hatten, zog es Birgits Mann beruflich nach Bayern, und so zogen sie mit ihrer Tochter in den Süden Deutschlands. Dort bekam Birgit noch zwei Söhne, während Annelie mittlerweile Mutter von vier Kindern war. Doch auch die weite Entfernung konnte ihrer Freundschaft nichts anhaben – selbst wenn über Wochen Funkstille zwischen ihnen herrschte, war es beim nächsten Telefonat wieder wie zuvor. Man hatte ein offenes Ohr für die andere, litt bei schlechten und freute sich bei guten Nachrichten mit. Und wenn Annelie und ihre Familie in Niederbayern zu Besuch war, fühlte es sich, als seien die beiden Freundinnen nie getrennt gewesen.

Als ihre Eltern pflegebedürftig wurden, kam Birgit aus Bayern, um sie bis zu ihrem Tod zu pflegen. Vor ein paar Jahren wurde Birgit krank und eine zusätzliche seltene Viruserkrankung führte dazu, dass sie im Rollstuhl sitzen musste. Im Herbst war Annelie Hund ein letztes Mal in Bayern, um ihre Freundin nach der OP des Mannes zu unterstützten.

Letzter Besuch: Unterhalten und in Erinnerungen geschwelgt

„Ich bin sehr froh, dass wir diese gemeinsame Zeit noch hatten. Wir unterhielten uns, schwelgten in Erinnerungen und haben viel gelacht. Das war sehr schön“, erinnert sich die Gummersbacherin an ihren Besuch im vergangenen Jahr.

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Im Januar verstarb ihre beste Freundin. Immer mal wieder erwische sie sich dabei, sagt Hund, wie sie zum Hörer greifen und ihre Freundin anrufen möchte, um ihr etwas zu erzählen. „Sie fehlt mir einfach sehr. Sie war eine wichtige Person in meinem Leben. Sie zu treffen, war für mich eine ganz besondere Begegnung“.

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