Luxuslimousinen in Oberberg geklautAutoknacker-Bande soll lange Zeit in Haft

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Vor dem Bonner Landgericht wird ein Fall gefährlicher Körperverletzung in Sankt Augustin verhandelt.

Bonn/Oberberg – Es war Tag 14 im Prozess gegen eine moldawisch-kasachische Autoknackerbande, die von September 2019 bis September 2020 im Oberbergischen Kreis und später auch im nördlichen Rheinland-Pfalz serienweise Luxuslimousinen geknackt haben soll. An diesem 14. Verhandlungstag konnte der Vorsitzende der 10. Großen Strafkammer des Bonner Landgerichts, Marc Eumann, nach Wochen akribischer und geduldiger Aufklärungsarbeit von 67 angeklagten Fällen die Beweisaufnahme schließen.

Dann hatte Oberstaatsanwältin Andrea Sobol das Wort. In ihrem Plädoyer fasste sie die ungewöhnliche Erfolgsgeschichte der kriminellen Gang zusammen: Von der ersten Begegnung der beiden Initiatoren, die – in der Autobranche zu Hause – ursprünglich legale Geschäfte miteinander machen wollten und schließlich auf die Idee kamen, mit einem simplen Trick eine Sicherheitslücke bei Autos auszunutzen, die mit dem schlüssellosen Öffnungssystem „Keyless Go“ ausgestattet sind. Mit Hilfe eines Funkstrecken-Verlängerers knackten sie vor Ort die Schlüssel-Codes.

Bande war professionell organisiert

Professionell organisiert war auch die Zerlegung der Limousinen und der Verkauf der Einzelteile an Hehler: Zeitweise musste das Diebesgut in drei Werkshallen gleichzeitig auseinandergenommen werden. Für die Teile einer gestohlenen Limousine – meist Mercedes oder BMW – gab es im Schnitt 8000 Euro, wobei der Motor mit 5000 Euro das hehlerische Herzstück war.

Der Schaden war am Ende gigantisch: 2,31 Millionen Euro soll der Zeitwert der entwendeten Limousinen gewesen sein. Bei dieser Größenordnung, so Sobol, komme ein minderschwerer Fall nicht in Frage. Die Bandenmitglieder profitieren aber von umfangreichen Geständnissen. Vor allem, weil drei der vier wertvolle Aufklärungshilfe geleistet und Hinweise auf die Identität weiterer „Helfer“ gegeben haben.

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Die Oberstaatsanwältin beantragte für den 32-jährigen Kopf der Bande, der die Infrastruktur zur Verfügung stellte, für Handel und Verkauf zuständig war und bei den nächtlichen Diebeszügen das Pilotfahrzeug gefahren hatte, wegen schweren Bandendiebstahls in 62 Fällen sechseinhalb Jahre Haft. Sein 29-jähriger Partner, der regelmäßig die Fahrzeuge vor Ort geknackt und gefahren hatte, soll zu sechs Jahren Haft verurteilt werden. Für den 45-Jährigen, der die Autos hochprofessionell und sauber zerlegt hatte, hat sie fünf Jahre Haft wegen schwerer Bandenhehlerei beantragt.

Schließlich gab es noch einen ungewöhnlichen Vierten: Der Polizeibeamte und Jurist aus Moldawien war spät zur Bande gestoßen. Der 30-Jährige war nur bei dem 45-Jährigen zu Besuch. Als der ihn fragte, ob er nicht Lust hätte, für 500 Euro gestohlene Autos zu fahren, willigte er ein. Für elf solcher Fahrten soll der moldawische Staatsdiener jetzt vier Jahre hinter Gitter. Ein Urteil wird für Mitte Oktober erwartet.

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