Oberberger ProfessorMichael Schwertel spricht über digitale Projekte in der Pandemie

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Die analoge Bewältigung der Pandemie sieht Professor Michael Schwertel skeptisch.

Die analoge Bewältigung der Pandemie sieht Professor Michael Schwertel skeptisch.

  • Michael Schwertel ist Trickfilmproduzent und Professor für Media Management an der Cologne Business School
  • Schwertel, der in Oberberg lebt, sitzt in der Nominierungskommission für den Grimme Online Award.
  • Frank Klemmer sprach mit ihm aber nicht über Online-Projekte.

Oberberg – Was erwarten Sie vom diesjährigen Grimme Online Award? Glauben Sie, dass die Menschen im Lockdown mehr Zeit hatten, Ideen zu entwickeln? Schwertel: Ich bin schon sehr gespannt, was da auf uns zu kommt. Als wir im März 2020 zum letzten Mal getagt haben, war gerade der Beginn des ersten Lockdowns. Ich glaube tatsächlich, dass die harten Einschränkungen des öffentlichen Lebens ein ganze Menge von Ideen gerade für Online-Projekte befördert haben.

Was macht diese Pandemie mit uns? Ist sie der Beschleuniger für eine digitalisierte Welt, in der Sie, Professor Schwertel, uns in Deutschland und in Oberberg bisher im Rückstand gesehen haben?

Auf jeden Fall bekommen wir jetzt vor Augen geführt, wie schnell eine stabile Internetverbindung für das eigene Leben eine ganz neue Bedeutung haben kann – zum Beispiel, damit das Kind am Distanzunterricht teilnehmen kann. Ich merke das gerade selbst, seit ich mit meinen Kindern aus Dickhausen nach Bierenbachtal umgezogen bin. Hier in meiner Straße ist der große Ausbau noch nicht angekommen. Das macht es sehr schwierig, per Video zu konferieren, wenn die Kinder online unterrichtet werden. (lächelt) Ich bin selbst erstaunt, wie gut das gerade bei unserem Gespräch klappt.

Wirkt der Beschleuniger also doch?

Es ist ja immer noch nur der Anfang. Ja, das, was wir in der Corona-Krise erleben, ist eine plötzliche Veränderung des Lebens, wie wir es kennen, die wir uns so nicht hätten vorstellen können. Aber wir müssen bewusst machen, dass all die Innovationen, die uns in einer digitalisierten Welt in kürzester Zeit bevorstehen, unser Leben noch einmal genauso umkrempeln werden. Und darauf sind wir nur bedingt vorbereitet.

Wo sehen Sie die Probleme?

Wir ticken immer noch zu analog. Nehmen wir alleine die Übermittlung der Fallzahlen des Coronavirus in Deutschland. Wären wir richtig vorbereitet, gäbe es längst die Möglichkeit, die Fälle digital in einem gemeinsamen System zu sammeln, zu übermitteln und jederzeit analysieren zu können.

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In Sekundenschnelle? Nicht mit einem Tag Verzögerung und dann mit 24 Stunden lang dem Stand 0 Uhr?

Ganz genau. Es ist doch unvorstellbar, dass da immer noch gefaxt werden muss. Da werden Menschen ohne Ende gebraucht, selbst die Bundeswehr muss eingesetzt werden, anstatt dass wir eine plausible technische Lösung an den Start bringen, die die Kontaktnachverfolgung wirklich schnell macht.

Mehr zum Grimme-Online-Award im Internet unter: www.grimme-online-award.de

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