Trotz Lockdown gut besuchtSo ist die Lage in den Kitas im Oberbergischen

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Eine Mutter und die Kinder stehen vor der Kita und klingeln.

Eine Mutter und die Kinder stehen vor der Kita und klingeln.

Oberberg – Die Kindertagesstätten und Familienzentren im Oberbergischen sind auch im aktuellen Lockdown gut besucht. Im Gegensatz zum ersten Lockdown können dieses Mal alle Familien mit Betreuungsbedarf weiterhin ihre Kinder in die Kitas bringen und nicht nur Eltern, die in systemrelevanten Berufen arbeiten.

Eine im Schnitt 25-prozentige Auslastung hat das Deutsche Rote Kreuz seit dem 11. Januar in seinen 15 kreisweit verteilten Kitas und Familienzentren gezählt. „Das ist nicht wenig, aber im Vergleich zu den angrenzenden Städten sieht es bei uns noch entspannter aus“, sagt Eckhard Kreimendahl, Fachbereichsleiter des DRK Oberberg.

Ansteckungsrisiko für Erzieherinnen und Erzieher hoch

Dass das Risiko einer Ansteckung mit dem Coronavirus unter dieser Auslastung weiterhin hoch ist, wurde erst kürzlich im DRK-Familienzentrum in Bergneustadt-Wiedenest deutlich, als dort ein Corona-Fall bekannt wurde. Der Oberbergische Kreis hatte daraufhin eine Allgemeinverfügung für die Einrichtung erlassen und einen Teil der Kinder sowie der Betreuungskräfte in Quarantäne geschickt.

„Das sind natürlich Nachrichten, die wir uns nicht wünschen“, sagt Kreimendahl, der froh ist, dass das DRK in den Kitas personell nach wie vor gut aufgestellt ist. „Das kann sich aber auch vom einen auf den anderen Tag ändern. Das Risiko für die Erzieher ist einfach hoch, denn kleine Kinder auf Abstand zu halten ist kaum möglich.“

Einrichtungen der Johanniter bis zu 70 Prozent besucht

Die Familien würden sich insgesamt zwar vernünftig verhalten. Mehr als appellieren, die Kinder zu Hause zu lassen, können Kreimendahl und die Mitarbeiter vor Ort aber auch nicht tun. „Wir können nicht überprüfen, ob ein Betreuungsbedarf besteht oder nicht. Wir müssen jedes Kind aufnehmen“, betont er.

Eine große Spannbreite der Auslastung in den Kindertagesstätten ist derweil bei den Johannitern im Oberbergischen zu beobachten. Je nach Standort besuchen aktuell zehn bis 70 Prozent der Kinder die Einrichtungen. Auch hier ist derzeit eine Kita von Corona betroffen. Dennoch sei die pandemische Situation noch ruhig, heißt es von den Johannitern, deren Erzieher bemüht sind, digital den Kontakt zu den Eltern zu halten, die ihre Kinder zu Hause betreuen. „Es ist uns wichtig, auch die Kinder daheim zu erreichen“, sagt Birgit Kleese, Fachbereichsleiterin der Johanniter-Kitas im Regionalverband Rhein-/Oberberg.

Betreuungsumfang um zehn Stunden pro Kind gekürzt

Ähnlich schildert Anke Winterscheidt, Leiterin des städtischen Kindergartens Hoppetosse in Gummersbach-Strombach, die aktuelle Situation. Auch ihre Mitarbeiter halten Kontakt zu den Kindern zu Hause, schreiben Postkarten, rufen an oder drehen kleine Videoclips. 27 Prozent Auslastung der städtischen Kitas und Familienzentren in Gummersbach lautete vergangene Woche die Zahl aus dem zuständigen Fachbereich der Kreisstadt.

In den Kindergarten Hoppetosse kommt immerhin noch ein Drittel der Kinder. Vor Ort werden die Gruppen weiterhin streng getrennt. Das NRW-Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration hat wegen des dadurch entstandenen zusätzlichen Personalaufwandes den Betreuungsumfang während des Lockdowns um zehn Stunden pro Kind gekürzt.

Mitarbeiter in Risikogruppen in anderen Bereichen eingesetzt

Sorgen mache man sich – ja, aber nicht mehr als zuvor, berichtet derweil Christina Ottersbach, die die insgesamt sechs Kitas der beiden katholischen Seelsorgebereiche Oberberg Mitte und Morsbach-Friesenhagen-Wildbergerhütte betreut.

„Natürlich ist die Pandemie für uns alles andere als entspannt, aber wir haben von Anfang an streng auf Hygienemaßnahmen geachtet und sämtliche Schutzvorkehrungen für alle getroffen, die wir in der gesamten Corona-Zeit auch nicht gelockert haben. Deswegen ist die Sorge im Lockdown zumindest nicht größer geworden“, schildert Ottersbach ihren Eindruck. Mitarbeiter, die zur Risikogruppe gehören seien zu ihrem eigenen Schutz zwischenzeitlich in alternativen Bereichen eingesetzt worden.

Lockdown eine Härteprobe für Erzieherinnen und Erzieher

In den Einrichtungen der evangelischen Kirchengemeinden und des Evangelischen Kirchenkreises An der Agger habe man bereits vor dem Lockdown mit einer weiterhin hohen Auslastung gerechnet. „Wir kennen die Familien und deren Betreuungsbedarf schließlich“, sagt Katrin Knobloch, Leiterin der Evangelischen Kindertagesstätte Kreuz & Quer, in der nach wie vor ein Viertel der Kinder vor Ort werden. „Ich weiß aber auch von Kitas, in die noch 50 Prozent der Kinder kommen und nicht alle sind personell so gut aufgestellt wie wir“, berichtet sie.

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Ähnlich wie Knobloch sieht auch Anke Winterscheidt aus dem städtischen Kindergarten Hoppetosse – neben der Härteprobe für die Erzieherinnen und Erzieher im Lockdown – die andere Seite: „Wir sehen die Belastung und den Betreuungsbedarf in vielen Familien, die dankbar sind, dass sie ihre Kinder noch zu uns bringen können.“

Christa Ottersbach bringt es schließlich auf den Punk: „Die Krise ist nicht überstanden, wir müssen weiter durchhalten. Wir tun in den Kitas unser bestes, aber wir schaffen das nur Hand in Hand mit den Eltern.“

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