Stammzellenspende in NümbrechtDer Lebensretter von Mathilda möchte Mut machen

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Freunde fürs Leben: Charly Findeisen aus Oberelben und die siebenjährige Mathilda. Jetzt haben sie gemeinsam einen Film gedreht.

  • „Längst ist Mathilda meine Freundin“, verrät Charly Findeisen stolz
  • Die beiden haben eine ganz besondere Beziehung, denn er ist ihr Lebensretter
  • Wie sich das Spenden anfühlt, davon berichtet er nun unserer Zeitung

Oberelben – Das erste Mal habe er leichte Schmerzen gespürt und blaue Flecken an der Hüfte davongetragen, so wie bei einer Prellung. Das zweite Mal habe sich dagegen wie eine Grippe angefühlt, aber das zwei Wochen lang. Doch Charly Findeisen würde es wieder tun, jederzeit: 2010 hat er sich bei der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) registrieren lassen.

„Das erste Mal gespendet habe ich 2012“, erinnert sich der 34-Jährige aus Nümbrecht-Oberelben. Und für die heute sieben Jahre alte Mathilda Schön aus Lüdinghausen (Kreis Coesfeld) begann damit ein neues Leben.

Neun Monate alt ist das Kind, als die Ärzte Mukopolysaccharidose, eine schwere und wahrscheinlich tödliche Stoffwechselerkrankung, diagnostizieren. Mathilda werde keine zehn Jahre alt, sagen die Mediziner und sehen in der Transplantation gesunder Stammzellen die einzige Chance, Mathildas Leben zu retten. Mehr als 3200 Menschen folgen im August 2012 einem Aufruf der DKMS unter dem Titel „Mathilda will leben“ und stimmen einer Typisierung zu. Der Abgleich ergibt, dass der richtige Spender schon in der Datei ist – Mechatroniker Charly Findeisen, heute selbst Vater von zwei Töchtern, drei und fünf Jahre alt.

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5,8 Millionen mögliche Spender allein in Deutschland

Bundesweit sind in Deutschland mehr als 5,8 Millionen Menschen bei der Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS) registriert. Weltweit sind es nach Angaben von Sprecherin Julia Runge sogar mehr als 8,3 Millionen, die an den fünf DKMS-Standorten für eine mögliche Stammzellenspende erfasst worden sind. Ursprüngliches Ziel der DKMS, die ihren Hauptsitz in Tübingen hat, ist der Kampf gegen den Blutkrebs.

Dank der großen Spenderbereitschaft sei die Trefferquote unter den Spendern inzwischen sehr groß, sagt Runge. „Aber für jeden zehnten Patienten gibt es auch heute noch nicht den passenden Spender.“ Die weltweite Zahl möglicher Spender, die auch bei anderen Organisationen wie der DKMS gemeldet sind, beziffert die Sprecherin auf mehr als 30 Millionen. (höh)

„Der Moment, nachdem mein Mann Alexander erfahren hatte, dass es endlich einen Spender für Mathilda gibt, der war unbeschreiblich“, erinnert sich Mathildas Mutter, Christin Schön, an jene Zeit, als das bange Warten plötzlich zu Ende geht: „Wir hatten nahezu minütlich auf diese erlösende Nachricht gehofft.“ Ihrer Tochter gehe es heute hervorragend, sie sei geheilt. „Mit Hilfe der Spende konnte Mathildas Knochenmark sozusagen wie bei einem Computer heruntergefahren und danach neuaufgebaut werden.“

Gleich zweimal steht Charly Findeisen dem blonden Mädchen zuvor zur Seite: Die erste Spende, entnommen aus seinem Beckenknochen, zeigt keine Wirkung. „Die kranken Stammzellen haben die gesunden von Charly verdrängt“, erklärt die Mathildas Mutter. „Danach standen die Chancen nur noch 50:50, dass Mathilda geholfen werden konnte.“ Doch die zweite Spende, die aus Findeisens Blutplasma gewonnen wird, erweist sich als echter Volltreffer.

Familien treffen sich mehrmals im Jahr

Zwei Wochen lang hat sich Findeisen dafür täglich eine Spritze gesetzt. „Dass ich ein Kind retten konnte, das ist natürlich etwas ganz Besonderes“, betont der Spender. „Längst ist Mathilda meine Freundin“, verrät Charly Findeisen stolz. Und weil beide Familien anderen Betroffenen diese Geschichte erzählen und zudem Mut zur Knochenmarkspende machen wollen, haben sie mit der DKMS jetzt einen Film gedreht, der künftig Patienten ebenso gezeigt werden soll wie auch möglichen Spendern.

Zwei- bis dreimal besuchen sich die Familien im Jahr. Natürlich habe Mathilda längst Nümbrecht kennengelernt, ergänzt der Oberelbener, der im Frühjahr mit Mathilda durch einen Tierpark, den Ketteler Hof bei Lavesum, streifen möchte. Seit dem vergangenen Sommer besucht das Mädchen die Schule. „Die Pausen hat Mathilda am liebsten“, erzählt Christin Schön.

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