Gottesdienst für GehörloseIn der Dieringhauser Christuskirche sind die Gebete lautlos

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Zu sehen ist eine Pfarrerin in der Kirche, die mit Gebärden predigt.

Die Predigt von Dagmar Schwirschke in der Dierighauser Christuskirche erfolgt in Gebärdensprache.

Die Gummersbacher Ortschaft Dieringhausen ist einer von vier Standorten für Gehörlosengottesdienste im Rheinland. 

Es geht lebhaft zu in der Dieringhauser Christuskirche. Die Gottesdienstbesucherinnen und -besucher unterhalten sich angeregt, freuen sich sichtlich über das Wiedersehen. Allerdings gibt es keinen Geräuschpegel, denn bei diesem Gottesdienst treffen sich gehörlose Menschen, die sich mittels Deutscher Gebärdensprache verständigen.

Gehalten wird der etwa halbstündige Gottesdienst von Pfarrerin Dagmar Schwirschke, die mit ihrem Mann, Pfarrer Dieter Schwirschke, seit 1997 hauptamtlich in der Evangelischen Gehörlosenseelsorge in Köln tätig ist. Die Deutsche Gebärdensprache lernten die beiden schon Ende der 1980er Jahre während ihres Vikariats im Kirchenkreis Moers. Die Pfarrerin sagt: „Bei uns ist jede und jeder eingeladen – egal ob evangelisch oder katholisch, ob Mitglied einer anderen Kirche oder ohne feste religiöse Bindung. Unsere Veranstaltungen sind für alle Menschen offen.“

Bei uns ist jede und jeder eingeladen – egal ob evangelisch oder katholisch, ob Mitglied einer anderen Kirche oder ohne feste religiöse Bindung. Unsere Veranstaltungen sind für alle Menschen offen.
Pfarrerin Dagmar Schwirschke bietet Gehörlosengottesdienste in Köln, AAchen, Bonn und Dieringhausen an

An vier Standorten, in Köln, Bonn, Aachen und Dieringhausen, lädt das Pfarrerehepaar regelmäßig dazu ein, Gott in Gebärdensprache zu loben. Nach Oberberg kommen die beiden jeweils am zweiten Sonntag im Monat. Der Gottesdienst, immer um 15 Uhr, ist Teil der Diakonie des Kirchenkreises An der Agger. Dagmar Schwirschke betont: „Natürlich sind auch hörende Gottesdienstbesuchende willkommen. Man versteht vielleicht nicht so viel, weil der komplette Gottesdienst ja in Gebärdensprache stattfindet, aber dafür gibt es mehr zu sehen.“

Manches werde Hörenden auch ein bisschen ungewohnt oder fremd vorkommen, vermutet sie. „Denn Lieder und Orgel- oder Klaviermusik kommen in unseren Gottesdiensten natürlich nicht vor, da gehörlose Menschen die Musik nicht hören.“ An diesem Sonntag schildert sie in ihrer Predigt, dass bei Gott niemand allein gelassen wird. „Der Heilige Geist hat die Jünger nach Jesu Tod wie eine frische Kraft berührt. So können wir uns auch berühren lassen“, schließt sie die Predigt.

„Vater Unser“ folgt einer festen Abfolge von Gebärden

Das Vater Unser und das Glaubensbekenntnis werden gebetet – beide Gebete folgen einer festen Abfolge von Gebärden, die einige der Gottesdienstbesuchenden mitmachen. Eine halbe Stunde genüge, ist sie sicher, da das Erfassen der Gebärdensprache viel Konzentration der Besucherinnen und Besucher erfordere. Beim anschließenden Kaffeetrinken erläutert Dagmar Schwirschke, dass jedes Land seine eigene Gebärdensprache hat, da die Sprache Gehörloser sich an der jeweiligen gesprochenen Sprache orientiert.

Wörtlich übersetzen lassen sich Bibelstellen nicht. Vielmehr gibt Dagmar Schwirschke mit Gestik, Mimik und den Zeichen den Sinn wieder, erzählt eher von den Texten. „Für Gebärdensprache braucht es eine gute Mimik, auch die Körperhaltung sollte die Emotionen klar ausdrücken können. Ich muss vorher genau überlegen, was der Text bedeutet“, betont sie.


Wegen der Sommerferien finden im August ausnahmsweise keine Gottesdienste für Gehörlose statt. Der nächste Termin ist am Sonntag, 10. September, um 15 Uhr in der Christuskirche, Dieringhauser Straße 41.

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