Machen gemeinsam für die BfM im Morsbacher Gemeinderat Politik und sitzen nebeneinander: Philip und Klaus Solbach.
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Morsbach – Manchmal beginnen Ratssitzungen am Küchentisch. „Oder wenn Papa anruft“, sagt Philipp Solbach. „Auch dann ist meist die Politik unser Thema.“ Und das kommt nicht von ungefähr: Seitdem der 25 Jahre alte Student der Elektrotechnik bei der Kommunalwahl im Mai 2014 mit einem Stimmenanteil von 33,88 Prozent ein Direktmandat im Bezirk „Morsbach III“ für den Gemeinderat geholt hat, sitzen Vater und Sohn gemeinsam und stets nebeneinander in diesem Gremium, die Bürgerbewegung für Morsbach (BfM) ist ihre Partei.
Obwohl – Partei? „Wir verstehen uns auch heute noch als Bewegung für die Bürger, als Interessenvertretung“, korrigiert Klaus Solbach (58), Fraktionschef und Postbeamter. Damit erinnert er an die Gründung der BfM 1993: Entstanden war diese damals im Tauziehen um Morsbachs Müllgebühren. Seither ist Solbach senior in der Heimatpolitik aktiv, zunächst war er Sachkundiger Bürger. „Als Philipp sagte, er wolle ebenfalls in die Politik, da war ich erst überrascht. Dann hat es mich sehr gefreut.“
Während Vater Solbach bei Gebührenthemen weiterhin kräftig mitmischt, sich für die Konsolidierung des Gemeindehaushalts und für das Wohl der Natur einsetzt, liegen dem Junior, BfM-Mitglied seit 2009, vor allem Morsbachs Schulen am Herzen. „Ich hätte gern in meinem Heimatort Abitur gemacht“, erzählt der Student, der in Siegen eingeschrieben ist. So legte er die Reifeprüfung am Hollenberg-Gymnasium ab und pendelte in die Nachbarstadt Waldbröl. Zurzeit ist das Abitur erneut ein großes Thema in der Gemeinde, da die Gemeinschaftsschule 2019 fristgemäß ausläuft und womöglich 2024 den letzten Jahrgang ins Leben entlässt. „Das darf einfach nicht sein“, findet Philipp Solbach.
Ohnehin zanken Vater und Sohn selten, sagen sie. Gleichwohl seien sie nicht immer einer Meinung, etwa beim Neubaugebiet in der Nürsche: Während Philipp Neubaugebiete gutheißt, ist Klaus Solbach strikt dagegen: „Morsbach hat mehr als 700 Bauplätze und derzeit mehr als 50 leerstehende Immobilien, da brauchen wir kein Neubaugebiet.“ Da ist zwischen Vater und Sohn noch nicht das letzte Wort gesprochen, denn der jüngere Solbach weiß auch: „Montaplast als Nachbar und Arbeitgeber wird nicht jeden Mitarbeiter unbefristet einstellen, sodass Morsbach automatisch Wohnsitz wird.“ Aber egal wie die Meinung des Sohns aussieht und wie er am Ende dann im Gemeinderat abstimmt: „Alles ist okay“, stellt Vater Klaus Solbach klar und betont, dass die BfM keinen Fraktionszwang kenne. „Jede Meinung ist bei uns willkommen.“
Das sei auch einer der Gründe, ergänzt Philipp Solbach, warum er sich für die Partei des Vaters und für keine der Großparteien entschieden habe. „Ich finde mich in deren Programmen nicht wieder.“ Eine Profikarriere als Politiker kann sich der angehende Elektrotechniker nicht so recht ausmalen. Er könnte sich aber vorstellen, in naher Zukunft für den Kreistag zu kandidieren – als unabhängiger Bewerber. „Wird aber schwer“, warnt der Vater, der seinen Sohn bei diesem Vorhaben aber unterstützen würde: „Keine Frage.“
Verblüfft habe ihn Philipp übrigens als Politiker schon oft, zuletzt in der Diskussion um die Zukunft der Gemeinschaftsschule, erinnert sich Klaus Solbach und lobt: „Da hat er verdammt gute Argumente gebracht.“ Überhaupt ist er stolz auf seinen Sohn – und gibt zu, dass er noch eine Sache lernen muss und abstellen möchte: „Als Vater neigt man irgendwie immer dazu, dem Sohn zu sagen, was er zu tun und zu lassen hat. Ist so.“ Und immer sei es ein Quäntchen schwieriger, mit dem eigenen Nachwuchs zu diskutieren als mit den 26 anderen Ratsmitgliedern. Das gilt auch, wenn Vater und Sohn telefonieren und dann wieder bei der Politik landen.