Abo

Ein Hauch von MarzipanDas Freilichtmuseum Lindlar startet in den Advent

4 min
Im Hof Peters des Freilichtmuseums Lindlar backt Hauswirtschafterin Christine Rockenfeller Nussplätzchen und bereitet die gute Stube für Weihnachten vor.

Im Hof Peters des Freilichtmuseums Lindlar backt Hauswirtschafterin Christine Rockenfeller Nussplätzchen und bereitet die gute Stube für Weihnachten vor. 

In acht Weihnachtsstuben präsentiert das Freilichtmuseum die Entwicklung der Weihnachtsbräuche von 1880 an, Plätzchenbacken inklusive.

Es riecht nach Marzipan in der Küche von Hof Peters im Freilichtmuseum Lindlar. Wohlig warm ist es, während es nebenan in der guten Stube noch kühl ist. Der alte Küchenherd ist angefeuert und Hauswirtschafterin Christine Rockenfeller hat schon den Teig für Plätzchen vorbereitet. Denn der Advent ist auch im Freilichtmuseum die Zeit, in der viel gebacken wird. Im Museum natürlich auf traditionelle Art und mit überlieferten Rezepten.

Der Geruch nach Marzipan kommt vom Teig der Nussplätzchen, genauer gesagt vom Bittermandel-Aroma, berichtet Rockenfeller. Bittermandeln selber, die sie für die Herstellung von Marzipan verwende, seien kaum noch zu bekommen, so ihre Erfahrung. Für den Geschmack bei den Nussplätzchen reiche aber auch das Aroma aus.

Der Umgang mit dem alten Herd will gelernt sein

Der Umgang mit dem alten Herd der Firma Küppersbusch, der gerne auch als Kochmaschine bezeichnet wurde,   erfordert viel Erfahrung. Zum Backen muss ein Hebel umgelegt werden, der dafür sorgt, dass die Hitze auch zur Backröhre geleitet wird. Es muss genügend Glut vorhanden sein, damit die benötigte Hitze gleichmäßig und auch über einen längeren Zeitraum   zur Verfügung steht. Mit einem Thermometer überprüft die Hauswirtschafterin, ob die Temperatur schon erreicht ist, 150 Grad sollten es sein.

Sie legt ein weiteres Holzscheit nach und während das für zusätzliche Hitze sorgt, knetet sie den vorbereiteten Teig noch einmal durch, streut Mehl auf die Arbeitsfläche und das Nudelholz und rollt den Teig aus. „Nicht zu dünn, drei Millimeter sollten es schon sein“, sagt sie. Ohnehin seien die Plätzchen und auch der Kuchen früher deutlich mächtiger gewesen, der Teig dicker und der Belag umfangreicher.„Es gab nicht so häufig Kuchen oder Gebäck, und da durfte man von einem Stück Kuchen schon richtig satt sein“, berichtet sie, während sie den Teig aussticht. Mit einem Pinsel wird etwas Milch auf jedes Plätzchen gestrichen, dann kommt eine Haselnuss obendrauf. Der Blick auf das Thermometer überrascht Rockenfeller, die Temperatur ist zu hoch. Sie lässt die Ofentür offen und gibt noch einen Tipp   für die Plätzchenzubereitung: Es sei sinnvoll, nur kleinere Mengen Teig auszurollen, denn sonst würde die Masse schnell bröckelig.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen und es schmeckt ausgezeichnet

Dann ist es soweit, das Blech kann in den Ofen. Der Herd erfordert Aufmerksamkeit, beim Backen oder Kochen etwas anderes nebenbei zu machen, sei kaum möglich. Die Wärmeverteilung der Kochmaschine ist längst nicht so gleichmäßig wie bei einem modernen E-Herd.

Ein Blick in die Röhre verrät der Expertin, dass die Plätzchen noch nicht fertig sind. Doch zwei Minuten später kann das Blech aus dem Ofen. Das Ergebnis kann sich nicht nur sehen lassen – es schmeckt auch hervorragend.


Nussplätzchen

Man nehme für den Teig: 250g Weizenmehl,1 gestrichener Teelöffel Backpulver, 150g Zucker, 1 Päckchen Vanillinzucker, 3 Tropfen Bittermandel-Backaroma, 4 Esslöffel Milch, 100g Butter, 200g gemahlene Haselnusskerne; etwas Milch, 30-40g Haselnusskerne

Hauswirtschafterin Christine Rockenfeller hat die fertigen Nussplätzchen aus dem Ofen geholt.

Hauswirtschafterin Christine Rockenfeller hat die fertigen Nussplätzchen aus dem Ofen geholt.

Zubereitung: Mehl und Backpulver auf ein Backbrett sieben. Zucker, Gewürze und Milch dazu und zu einem dicken Brei rühren, das in Stücke geschnittene Fett und die Haselnusskerne darauf, mit Mehl bedecken und zu einem glatten Teig kneten. In kleinen Mengen etwa 3 mm dick ausrollen, Plätzchen ausstechen, mit Milch bestreichen und einem Haselnusskern verzieren. Die Backzeit im Ofen beträgt 10 bis 15 Minuten bei 150 Grad.


Weihnachtliche Stuben im Lindlarer Freilichtmuseum

Am morgigen Sonntag öffnet das LVR-Freilichtmuseum Lindlar seine weihnachtlichen Stuben. In acht historischen Gebäuden wird der Wandel des Weihnachtsfestes im Bergischen Land erlebbar – vom kargen Kirchenfest im Wohnstallhaus aus Windeck-Hoppengarten um 1800, über die bürgerliche Familienweihnacht in der Restauration Römer aus Wuppertal-Sandfeld zur Jahrhundertwende, bis hin zur Bescherung in Hof Peters aus Lindlar-Steinscheid in den späten 1950er Jahren. Neben geschmückten Weihnachtsbäumen und stimmungsvoller Beleuchtung sind ausgewählte Objekte aus der Sammlung des Museums zu sehen, wie ein hochwertiges Service der oberbergischen Porzellanmanufaktur Spitzer, selbstgefertigtes Holzspielzeug und Weihnachtsbaumschmuck.

Die weihnachtlichen Stuben sind an den Adventswochenenden (samstags und sonntags) sowie vom 26. bis einschließlich 28. Dezember von 10 bis 16 Uhr geöffnet. Am Sonntag, 14. Dezember, findet der „Advent im Museum“ mit kreativen Mitmachaktionen und zahlreichen Vorführungen statt. An diesem Tag ist bis 18 Uhr geöffnet.

An rund 50 Ständen in den historischen Gebäuden gibt es selbstgefertigte Geschenkideen und regionale Köstlichkeiten, die für eine stimmungsvolle Atmosphäre sorgen. Hier lässt sich noch das ein oder andere Geschenk finden.

Eintritt: Erwachsene 8,00 Euro; Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren sind frei