Fußball wird in Frielingsdorf noch immer gespielt, wie damals, im Juni 1925. Im Interview verraten Stephan Menzel und Anna-Lena Kramer, was sich geändert hat.
Rundes JubiläumSo blickt der Vorstand auf die vergangenen 100 Jahre beim SV Frielingsdorf

Vorsitzender Stephan Menzel (r.) mit seinen Vorstandskollegen Anna-Lena Kramer und Matthias Habernickel mit Tochter Charlotte.
Copyright: Nastasja Kleinjung
Am 1. Juni 1925 ging die DJK Frielingsdorf aus dem Fußballclub hervor, der Grundstein für den SV Frielingsdorf. 100 Jahre später wird im SVF zwar immer noch Fußball gespielt, der Verein präsentiert sich aber als Mehrspartenverein und dem Dorf verpflichtet. Wie sie ihren Club zum Jubiläum aufgestellt sehen, darüber sprach Andrea Knitter mit dem Vorsitzenden Stephan Menzel (63) und seiner Stellvertreterin Anna-Lena Kramer (34).
Jeder vierte Frielingsdorfer ist im Verein
Wie fit ist der Sportverein Frielingsdorf zum 100. Geburtstag?
Stephan Menzel: Topfit! Wir haben 1368 Mitglieder und sind damit einer der größten Vereine im Kreis. In 25 Abteilungen bieten wir ein Angebot von Aerobic bis Zumba. Wir sind sehr stolz darauf, was man bei uns alles machen kann. Von den rund 4000 Frielingsdorfern sind ein Viertel bei uns im Verein.
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Sie sind seit 2016 Vorsitzender, waren zuvor im Förderverein: Wie kam es zu Ihrem Engagement?
Stephan Menzel: Ich bin Frielingsdorfer, habe immer Sport gemacht und lange Fußball gespielt. Zum ehrenamtlichen Engagement hat mich vor knapp 20 Jahren die Sendung Mon Talk im WDR-Radio gebracht. Da war ein Streetwalker zu Gast , der darüber sprach, wie wichtig Sportvereine sind, um Kinder von der Straße zu holen. Das war für mich die Initiative, den Förderverein „Sport vor Ort“ zu gründen, um Gelder für Projekte im SVF zu sammeln.
1,3 Millionen Euro für den Frielingsdorfer Platz gesammelt
Wofür haben Sie konkret gesammelt?
Stephan Menzel: Wir haben 2010 den Kunstrasenplatz gebaut und die Sporthalle umgebaut. Wo wir nur konnten, haben wir Geld gesammelt. Wir haben überall mitgemacht, sei es als größter Eventpunkt im Kreis bei „Rund um Köln“ oder bei anderen Veranstaltungen. Es gab in den Jahren 2011/12 nichts, wo wir nicht dabei waren. Wir haben 1,3 Millionen Euro gesammelt und ausgegeben, beziehungsweise dem SVF übergeben.
2016 sind Sie Vorsitzender geworden. Wie haben Sie Ihren Vorstand aufgestellt?
Stephan Menzel: Mit der Nachfolge von Rolf Müller bin ich in große Fußstapfen getreten und wollte zum Neuanfang junge Leute in den Vorstand holen.
Sind Sie, Frau Kramer, da als junge Frau ins Spiel gekommen?
Anna-Lena Kramer: Ja, Stephan hat mich angesprochen. Ich denke, das tat er, weil ich ebenso wie meine Vorstandskollegen Matthias Habernickel und Tim Geisler schon seit der Jugend im Vorstand der Katholischen Jugend Frielingsdorf aktiv war. Es ist schon bezeichnend, das alles so zusammen weitergeht.
Wir haben als Verein eine soziale Verantwortung.
Wieso?
Anna-Lena Kramer: Wir sind alle aus dem Kirchdorf und wollen alle etwas für den Ort tun, gerade in Zeiten in denen die Ehrenamtler fehlen.
Was muss man tun, damit ein Verein attraktiv bleibt?
Stephan Menzel: Man muss sich breit aufstellen. Es geht nicht mehr wie vor 50 Jahren als Fußball und Tischtennis noch gereicht haben. Wir haben als Verein eine soziale Verantwortung, daher sind wir Kooperationen mit den Kindergärten, Schulen und der KJG eingegangen. Soziale Verantwortung bedeutet, den Verein für die Kinder weiterzuführen.
Anna-Lena Kramer: Wir haben super viele Krabbel- und Kinderturngruppen. Die Handballabteilung erlebt einen Boom. Wir sind nicht nur ein Fußballverein, auch wenn unsere Fußballer im Mittelpunkt der Berichterstattung stehen. Wir scheuen uns auch nicht, Angebote auszuprobieren.
45 Übungsleiter für den Breitensport
Was ist als letztes Angebot dazugekommen?
Anna-Lena Kramer: Das ist unsere Zumba-Gruppe. Wir probieren vieles und wenn es nicht angenommen wird, dann machen wir es nicht weiter, so wie zuletzt Kantaera.
Wie sieht es bei so vielen Angeboten bei ihnen mit Übungsleitern aus?
Anna-Lena Kramer: Insgesamt haben wir 45 Übungsleiter im Breitensport. Sie kommen – wie wir im Vorstand – aus dem Ort und stecken viel Herzblut in ihre Aufgabe. Ein Beispiel ist unser Urgestein Kathrin Frielingsdorf, die eine Konstante im Verein ist und sich seit vielen Jahren engagiert.
Stephan Menzel: 50 Prozent unserer Vereinsmitglieder sind Kinder und wir versuchen, die junge Bevölkerung so mitzunehmen, dass sie bleiben, im Verein und in Frielingsdorf. Und sie später Aufgaben übernehmen.
Anna-Lena Kramer: Es ist eine Sache, die das Dorf ausmacht und das Zusammengehörigkeitsgefühl stärkt.
Stephan Menzel: Egal, wann man auf unsere Anlange kommt, irgendwo auf dem Gelände macht jemand Sport. Das ist schön zu sehen. Wir bieten in der Halle und auf dem Platz jeden Wochentag elf Stunden Breitensport.
Im Juni kann jeder Frielingsdorfer das Angebot kostenlos testen
Gibt es noch weitere Dinge, die Sie zum Start in die nächsten 100 Jahre verwirklichen möchten?
Stephan Menzel: In den vergangenen Jahren sind 300 bis 400 Neubürger zugezogen, die haben wir noch nicht erreicht und die möchten wir in Bewegung bringen. Dafür haben wir zum Jubiläum das Angebot, dass jeder Frielingsdorfer noch im Juni jedes unserer Angebote kostenfrei testen kann. Wir müssen natürlich auch unseren Anteil für die Sanierung des Kunstrasenplatzes zusammen bekommen. Darum kümmern wird uns nach dem Jubiläum wieder verstärkt.
Anna-Lena Kramer: Wir freuen uns immer über neue Leute, egal welche Nationalität. Wir haben zum Beispiel Ukrainer, die über den Verein Anschluss gefunden haben. Das zeigt doch, was den Sport ausmacht.
Mit Ihnen, Ulrike Kolb, Matthias Habernickel, Heribert Winterberg und Tim Geisler gibt es nur sechs Vorstandsmitglieder für einen so großen Verein. Wie schaffen Sie das?
Anna-Lena Kramer: Vorstandsarbeit macht Spaß und es ist wichtig, Leute anzusprechen, wenn man Unterstützung braucht. Als Stephan den Vorsitz übernommen hat, hat er alles auf links gedreht, hinterfragt und neu organisiert. Er hält den Laden zusammen.
Stephan Menzel: Ich sehe uns in Frielingsdorf als das berühmte gallische Dorf, wenn Du etwas erhalten möchtest, dann musst Du etwas dafür tun.
Anna-Lena Kramer: Wir haben viele Menschen im SV Frielingsdorf auf die man sich verlassen kann und kann die Arbeit auf viele Schultern verteilen. Die jährliche Sportwoche ist dafür das beste Beispiel. Alle packen mit an und es ist ein Riesenspaß. Das ist es, was für mich Verein ausmacht.