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„Sei einzig – nicht artig“Morsbach veranstaltet ersten Frauentag

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Kunst, Musik und gute Gespräche gab es beim ersten Frauentag im Kulturbahnhof Morsbach.

Morsbach – Wenn die Morsbacher Wollkünstlerin Cordula Neumann aus dem „Ratgeber für eine gute Ehefrau“ von 1953 zitiert, wird nicht nur weiblichen Wesen ganz schwummrig. Unter anderem steht dort zu lesen: „Vergessen Sie nicht, dass seine Gesprächsthemen wichtiger sind als ihre.“ Und das ist noch einer der harmlosen Sätze, denn weiter geht’s mit: „Sie haben kein Recht, ihn infrage zu stellen.“

Wäre es nicht toll, wenn sich diese Zustände zugunsten einer echten Gleichberechtigung endlich gewandelt hätten? Beim ersten Internationalen Frauentag im Treffpunkt-Bahnhof in Morsbach unter dem Titel „sei einzig – nicht artig“ wurde allerdings deutlich, dass es bis zu einer wirklichen Gleichstellung aller Geschlechter noch ein Stück Weg ist.

Kunst, Musik und gute Gespräche

So betonte die Morsbacher Gleichstellungsbeauftragte Sigrid Stark: „Solange wir es nicht schaffen, gleichberechtigt zu sein und uns respektvoll als Menschen zu begegnen, braucht es diese Frauentage.“

Deutlich machten das auch die Aussagen der Jugendlichen des benachbarten Jugendzentrums „Highlight“. Deren Statements zeigten, wie bewusst sich junge Frauen mit ihrer Rolle auseinandersetzen – aber auch, dass sie immer noch das Gefühl haben, nicht für voll genommen zu werden. So stand dort in drastischer Offenheit: „Hat ein männlicher Jugendlicher Sex, ist er cool. Ein Mädchen wird als Schlampe abgestempelt.“

Alina (16) aus Morsbach ist eine dieser jungen Frauen, die sich beim Frauentag in Form von Malerei äußerten. Sie sagt: „Jeder sollte sein dürfen, wie er möchte. Doch es ist nicht immer einfach, eine Frau zu sein.“

Jede Frau hat ihre eigenen Erfahrungen mit dem „Anders behandelt werden“

Ob Quotenmann Arno, eine kleine Puppe, die Töpferin Petra Kobrow aus Wiehl-Faulmert dabeihatte, etwas dazu sagen könnte? Vermutlich hat er eher mit Interesse den intensiven Austausch der vielen Besucherinnen und Besucher verfolgt.

Inmitten der bunten Kunst aus Wolle von Cordula Neumann, der Skulpturen der Künstlerin Anette Liedke, der Werke der Vertreterinnen des Morsbacher Vereins „kunst-werk-66“, der Tonarbeiten von Petra Kobrow und nachdenklich machenden Ausstellungen, ging es bei den Gesprächen schnell in die Tiefe: Erfahrungen mit dem „Anders behandelt werden“ hat wohl jede Frau.

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Eine bleischwere Angelegenheit war der Frauentag dennoch nicht, denn miteinander zu lachen fiel leicht, die Musik der Sängerin Marion Willmanns und des Blockflöten-Ensembles der Morsbacher Musikschule machte Freude und Christiane Vogels Lesung aus Astrid Lindgrens hochaktueller Rede „Niemals Gewalt“ von 1978 regte zum Nachdenken und Diskutieren an.

Dieser erste Frauentag, organisiert durch Nadja Schwendemann, Objektmanagerin Kulturbahnhof der Gemeinde Morsbach, ging auf eine Idee von Cordula Neumann zurück. So berichtet Schwendemann begeistert: „Cordula sprach mich an, hat auch gleich die Kontakte mitgebracht und alle Beteiligten waren sofort mit viel Engagement dabei. Das war sicher nicht der letzte Frauentag hier in Morsbach.“