Morsbacher BasilikaKölner Restauratorin untersucht 800 Jahre alte Fresken im Oberbergischen

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Die Kölner Diplom-Restauratorin Birgit Schwieder mit dem Bildnis des Heiligen Petrus an der Chordecke der Basilika

In der Basilika St. Gertrud, Morsbach, werden zurzeit die Fresken restauriert.

Restauratorin Birgit Schwieder arbeitet unter anderem am Kölner Dom. Sie dokumentiert jetzt die spätromanischen Fresken der Morsbacher Basilika.

Im Chor der Morsbacher Basilika St. Gertrud befinden sich wertvolle spätromanische Fresken. Sie sind mit ihren fast 800 Jahren die ältesten vorhandenen Kunstwerke im Oberbergischen, die von Menschenhand geschaffen wurden. Jetzt werden sie restauriert und konserviert. Die Kölner Diplom-Restauratorin Birgit Schwieder ist damit beauftragt, die Malereien zunächst zu sichten und zu untersuchen.

Nach der Wiederentdeckung der Fresken nach dem Brand der Weihnachtskrippe in der Silvesternacht 1953/54 hat man den Wert dieser Malereien erkannt. So setzten aber erst 2015 Bestrebungen ein, die 800 Jahre alten Malereien zu restaurieren.

Detail des Freskenzyklus: Die Geburt Jesu im Stall mit Ochs und Esel.

Die Schäden am schönen Malzyklus sind erkennbar.

Spätestens nach dem 10. April 2016, als das ZDF den Sonntagsgottesdienst live aus der Basilika übertragen und unter anderem die Fresken mit zahlreichen Scheinwerfern angestrahlt hatte, sahen die Zuschauerinnen und Zuschauer die Schönheit dieses Malzyklus’, aber auch die Schäden daran wurden sichtbar.

Restauratorin Birgit Schwieder ermittelt Schaden an Basilika

Auf Betreiben eines Morsbacher Historikers setzten sich von da an Landeskonservator Dr. Klaus Thiel, die Diplom-Restauratorin Sigrun Heinen vom Amt für Denkmalpflege beim Landschaftsverband Rheinland und Dr. Anna Pawlik, Diözesankonservatorin des Kölner Erzbistums, für die Sanierung der etwa 150 Quadratmeter großen Freskomalereien ein. Alle hatten erkannt, dass sich die Malereien in einem schlechten Zustand befinden und ihnen Staub, Kerzenruß, Risse, Feuchteflecken, Putzablösungen und Putzhohlstellen im Laufe der Jahrzehnte stark zugesetzt haben.

Die Restauratorin Birgit Schwieder, die auch für die jährliche Wartung der mittelalterlichen Chorschrankenmalereien im Kölner Dom zuständig ist, hat nun den Auftrag erhalten, zunächst einmal eine Bestands- und Schadensermittlung vorzunehmen und daraus ein Konservierungs- und Restaurierungskonzept zu erarbeiten. Dafür ist in dem Gotteshaus ein raumfüllendes Standgerüst mit einer Höhe von neun Metern im Chor aufgebaut worden.

Detail des Freskenzyklus: Jesus Christus mit Heiligenschein

Konservatorische Maßnahmen sollen die Fresken nachhaltig bewahren.

Zurzeit sind Schwieder und ihre beiden Werkstatt-Kolleginnen Lilian Pauli und Sunniva Vohland dabei, die Maltechnik und Malschichten der Fresken zu untersuchen, die Hohlstellen und Risse im Putz zu kartieren, Proben zu entnehmen und Materialanalysen zu beauftragen.

Die Wand- und Gewölbemalereien in der Basilika sind sowohl regional als auch überregional in kunstwissenschaftlicher Hinsicht von besonderer Bedeutung [...].
Birgit Schwieder, Restauratorin

Die Restauratorinnen sind aber jetzt schon sicher, dass durch die Reinigung und die restauratorischen Maßnahmen – Retuschen und farbliche Anpassungen verdunkelter Bereiche – die Malereien in einer viel deutlicheren Qualität wieder sichtbar werden und durch die konservatorischen Maßnahmen auch für lange Zeit erhalten bleiben. „Die Wand- und Gewölbemalereien in der Basilika sind sowohl regional als auch überregional in kunstwissenschaftlicher Hinsicht von besonderer Bedeutung, da sie auch aufgrund ihrer Größe zu den wenigen noch erhaltenen Monumentalmalereien des Zackenstils zählen“, führt Fachfrau Birgit Schwieder aus und ergänzt: „Der Zackenstil ist ein Übergangsstil zwischen Romanik und Gotik.“

Da diese Malereien stilistisch verwandt seien mit den bekannten frühmittelalterlichen Wandbildern in Kölner Kirchen, darunter St. Kunibert, Maria Lyskirchen und St. Gereon, werde das ihre Bedeutung wohl noch mehr unterstrichen, urteilt die Restauratorin.

Erzbistum übernimmt Kosten für Restaurierung der Fresken

Für die Voruntersuchungen sind vier bis sechs Wochen angesetzt. Wenn die Ergebnisse vorliegen, müssen Erzbistum und Denkmalpflegebehörde die Genehmigung für die eigentliche, etwa sechsmonatige Restaurierung der Fresken erteilen. Die Basilika bleibt in dieser Zeit zwar geöffnet, aber die Gottesdienste finden in der Kapelle des benachbarten Wohnverbundes St. Gertrud statt.

Pfarrer Tobias Zöller begrüßt die Restaurierung der Fresken: „Die mittelalterlichen Malereien sind ein sichtbares Zeugnis, wie Menschen in früheren Zeiten ihrem Glauben und ihrer Hoffnung Ausdruck verliehen haben.“ Er weiß aber auch: „Die Kosten für die Restaurierung sind noch nicht absehbar.“ Das Erzbistum werde sie jedoch in voller Höhe übernehmen, da die Gemeinde über keine ausreichenden Mittel dafür verfüge.


Blick in die Geschichte der Morsbacher Fresken: Die in Kalksecco-Mischtechnik gemalten nur noch fragmentarisch erhaltenen Fresken im Chor und in der Apsis der Basilika St. Gertrud stammen aus der Mitte des 13. Jahrhunderts, vermutlich aus der Zeit um 1260, als die Kirche gerade fertiggebaut worden war. Später sind die Fresken übermalt worden, so etwa in den 1860er und 1920er Jahren. Nach einem Brand der Weihnachtskrippe in der Silvesternacht von 1953 auf 1954 mussten die Kirchenwände von Ruß gereinigt werden und dabei entdeckte man die Fresken. Im Jahr 1975 wurden sie dann schließlich restauriert.

Von den fast 800 Jahre alten Malereien sind heute nur noch die Vorzeichnungen der Figuren und die Grundtöne der Gewänder sowie in Teilen die bunten Bänder der Wandgliederungen erhalten, da diese zur Entstehungszeit in den noch feuchten Kalk gemalt und fest eingebunden wurden.Die Details dieser Bilder und die weitere Farbgestaltung wurden danach auf die getrocknete Kalkschicht aufgemalt. Diese Schicht ist durch die Reinigung des Morsbacher Gotteshauses im Jahr 1954 mit abgenommen worden und ging verloren. Durch eine dick aufliegende Rußschicht von Kerzen wirken die Farben der Fresken zurzeit noch stark verblasst und geben nicht mehr die Farbpracht wieder, die einst in den mittelalterlichen Kirchen aufleuchtete.

Der Wandgemäldezyklus zeigte ursprünglich in der Apsis Christus in der Mandorla, umgeben von Heiligen und Szenen aus dem Leben Mariens. Davon zu erkennen sind heute – rechts und links von Christus – noch die Heiligen Petrus und vielleicht Paulus sowie das Evangelistensymbol des Johannes. Auch entdeckt man dort noch eine Darstellung der Geburt Jesu im Stall mit Ochs und Esel.

In der Wölbung des Chores befinden sich das Bildnis der Verkündigung an Maria, die Darbringung im Tempel und die Krönung Mariens. Die Marienfigur ist gut erhalten, der Engel aber sehr stark beschädigt. (bu)

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