Nach HitzewelleDie Trockenheit hat ihre Spuren an der Wupper hinterlassen

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1959 habe es eine ähnliche Dürre gegeben, erinnert sich der Wipperfürther.

  • Fritz Müller (82) ist Gründungsmitglied der Wipperfürther Sportfischer.
  • Seit den 1950er Jahren kennt er die Wupper wie seine Westentasche.
  • Wir begleiteten ihn und Sportfischer Dieter Kalenbach ein Stück entlang des Ufers.

Wipperfürth – Historisch – das ist das Wort, das Fritz Müller benutzt, wenn er über das Niedrigwasser der Wupper spricht. Er beobachtet den Fluss durch Wipperfürth seit den 1950er Jahren.

Die Eisenbahnbrücke an den Ohler Wiesen ist die erste Station. Direkt unterhalb müsste das Wasser eigentlich auf mehreren Metern Breite über die Stein-Anschüttungen rauschen. Derzeit bahnt sich dort nur ein kleines Rinnsal seinen Weg vorbei an den Hindernissen. Müller zeigt auf den Fuß eines Baumes, wo die Grenze zwischen eigentlichem Bett und Ufer noch gut erkennbar ist. „Ein halber Meter fehlt da mit Sicherheit“, nickt Müller. 1959 habe es eine ähnliche Dürre gegeben, erinnert sich der Wipperfürther. Ob es damals noch trockener war, sei natürlich schwer zu erinnern. Fest stehe aber, dass der Pegel im Sommer 2020 rekordverdächtig sei.

Ein paar Meter weiter erklärt Dieter Kalenbach die Folgen für die Fischwelt. „Es gibt nur noch ein paar wenige tiefere Stellen und dorthin zieht es alle Fische. Genau in diesen Vertiefungen sitzen dann aber auch die Raubfische und müssen nur gemütlich abwarten. Sie haben momentan ein Überangebot an Nahrung“, betont der Sportfischer.

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Drastischer Rückgang erwartet

Barsch oder Hecht zu jagen, sei fast aussichtslos. „Die sind so satt, die interessieren sich überhaupt nicht für unsere Köder.“ Dabei sei die Wupper ein sogenanntes Salmonidengewässer – ein Bereich, in dem der Bestand von Forellen und Saiblingen zu fördern sei. Nach aktuellem Stand sei dagegen ein drastischer Rückgang dieser Bestände zu erwarten.

Nächster Halt ist die Alte Drahtzieherei in deren Rücken der Gaulbach in die Wupper mündet. Der Bach steht hier beinahe, von Fließgeschwindigkeit ist kaum zu sprechen. Müller und Kalenbach haben einen Bereich entdeckt, der zunehmend verlandet.

Um die 20 Zentimeter fehlen

Das Ufer hat der Wupper dort bereits ordentlich Fläche gestohlen. „Dieser Teil liegt nicht erst seit gestern trocken“, betont Kalenbach. Erste Pionierpflanzen haben sich breit gemacht, das Springkraut wächst bereits anderthalb Meter hoch. „Beim nächsten Hochwasser wird die Wupper das alles mitreißen und flussabwärts für Probleme sorgen“, vermutet der Vorsitzende.

Am Turbinenhaus dürfte den Wipperfürthern der niedrige Pegel besonders auffallen. Der Beton des Wehres liegt trocken, um die 20 Zentimeter fehlen der Wupper, um beim Höhenniveau mit dem Bauwerk wenigstens gleichzuziehen.

Als Kind in der Wupper geschwommen

Allein über die einst vom Wupperverband errichtete Fischbrücke plätschert ein wenig Wasser. Fritz Müller erinnert sich daran, dass er als Kind im Sommer in der Wupper tauchte – heute ist es kniffelig überhaupt eine Stelle zu finden, an der man den Kopf vollständig unter die Wasseroberfläche bekommt.

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Das trockengefallene Stauwehr am Turbinenhaus.

„Früher wurde das Wehr auch im Hochsommer überflutet“, berichtet Müller. „Obwohl die Firma Radium gleich nebenan bis zu vier Turbinen zeitgleich betrieb, der Wupper also noch ordentlich Wasser wegnahm.“ Letzte Station ist der Gaulbach zwischen Gartenstraße und Hausmannsplatz. Vor einigen Jahren hat man dort das Bachbett erneuert und es gut gemeint. Heute erscheinen die Mauern, die um das Bächlein herum in die Höhe ragen, reichlich überdimensioniert. Kalenbach spricht dort auch den Hönnige- und den Neyebach an, wo es noch schlechter aussehe, weil beide Gewässer unterhalb von Talsperren lägen.

Nachhaltiger Niederschlag

Diese könnten kaum Wasser weiterleiten, weil sie durch den Regenmangel wiederum selbst kaum Ressourcen hätten. „Es kommt deshalb nur das allernötigste in den Bächen an“, so Kalenbach.

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Bei den Sportfischern ist es wie bei den Landwirten und Waldbesitzern – sie sehnen sich nach Regen – oder Schnee. Natürlicher Niederschlag. Zum Beispiel eine Menge Schnee im Winter, der im Frühjahr langsam schmilzt. „Starkregen hilft allerdings überhaupt nicht“, sind sich Fritz Müller und Dieter Kalenbach einig. Der fließe oberflächlich ab und sei weg. Nachhaltiger Niederschlag bedeute ordentlich Regen. Wobei ordentlich mindestens wochen-, eher monatelanger Niederschlag bedeute, der die Böden im Einzugsbereich der Wupper ordentlich einweiche.

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