Deutliche DifferenzenLandratskandidaten arbeiten die Wahlprüfsteine der IHK ab

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IHK Oberberg

Stiegen sechs Tage vor der Wahl erneut in den Ring: SPD-Herausforderin Tülay Durdu und Landrat Jochen Hagt (CDU). Sven Gebhardt (l.) moderierte den interessanten Meinungsaustausch in der IHK.

Gummersbach – Hagt oder Durdu? Auf der Suche nach Unterschieden zwischen den beiden Bewerbern für das Landratsamt wurden die Besucher des von IHK und Kreishandwerkerschaft veranstalteten Wahlforums Oberberg am Dienstagabend in Gummersbach fündig.

Vier für die Wirtschaft wichtige Themenfelder gab IHK-Vizepräsident und Moderator Sven Gebhardt den Kontrahenten anhand der Wahlprüfsteine der Kammer vor. Während es bei Fachkräftesicherung und digitaler Verwaltung im Wesentlichen ein übereinstimmendes „Mehr geht immer“ gab, wurden die verschiedenen Sichtweisen bei der Frage der Infrastruktur sehr viel deutlicher: Da will Hagt sich zum Beispiel dafür einsetzen, dass im Zuge der Reparatur der A4-Brücke in Untereschbach die Strecke ab da in Richtung Köln dreispurig ausgebaut wird, um die täglichen Pendlerstaus zu vermeiden.

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Durdu hält davon nichts: Pendler sollten auf Busse und Bahn wechseln. Dafür müsse der ÖPNV deutlich besser ausgebaut werden – samt Mobilstationen und Parkflächen an den Bahnhöfen. Hier sei das Geld viel besser angelegt als für die dritte A4-Spur. Wenn dort nur Lkw unterwegs wären, sei sie zweispurig leistungsfähig genug. Hagt warnte vor falschen Hoffnungen: Ein ÖPNV-Angebot wie in der Großstadt werden man in Oberberg nie bekommen: „Das wäre gar nicht zu bezahlen.“

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Dass weniger mehr sein kann, sagt Durdu auch bei der Gewerbeflächenentwicklung. Als Landrätin werde sie mit jeder Firma, die sich erweitern wolle, deren Pläne haarklein durchgehen, um festzustellen, ob der Bedarf dafür tatsächlich vorhanden, das Vorhaben ökologisch- und sozialverträglich ist und ob es sich nicht auch anderswo umsetzen lässt als auf neu ausgewiesen Gewerbeflächen – etwa auf Brachflächen.

Uneins auch beim Breitbandausbau

Hagt kennt die aktuelle Praxis: Gerade stellt das Land den neuen Regionalplan auf. Was da nicht an Flächen drinsteht, werde man in den nächsten zehn Jahren auch nicht mehr reinbekommen. Es gehe darum, Gewerbeflächen auf Vorrat zu haben: „Die Firmen erweitern entweder in fünf Kilometern Entfernung zu ihrem Standort oder, wenn das nicht möglich ist, in 1000 Kilometern Entfernung.“

470 Hektar hat Oberberg für den Regionalplan angemeldet, auf aktuell 60 in der Kreismitte und 30 im Süden bezifferte Moderator Gebhardt den aktuellen Bedarf der Wirtschaft. Und selbst mit 470 Hektar hätte man noch keine zwei Prozent der Fläche Oberbergs in Anspruch genommen. „Schon heute findet auf 1,4 Prozent des Kreisgebietes durch unsere heimische Wirtschaft 41 Prozent der Wertschöpfung in Oberberg statt“, so unterstrich Hagt.

Mehr Druck forderte Durdu erneut beim Breitbandausbau. Hagts Einwand, dass das Sache der Kommunen sei und der Kreis ihnen nur helfe, an Fördermittel zu kommen, ließ sie nicht gelten.

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