Wohnmobil-KorsoOberberger unterstützen Protest-Bewegung „Campen mit Abstand“

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War bei der Berliner Demo mit dabei: Ralf Monzel.

War bei der Berliner Demo mit dabei: Ralf Monzel.

Oberberg – Noch virensicherer zu reisen, sei kaum möglich, sagt Deborah Furin mit Blick auf die Ausstattung ihres Wohnmobils: Küche, Dusche, Bett – alles ist an Bord. Trotzdem erlauben es die Corona-Auflagen der Waldbrölerin und ihrer Familie nicht, mit ihrem Camper auf Tour zu gehen. „Und dass, obwohl vom Kölner Flughafen Touristen-Maschinen in den Süden fliegen.“

Bei allem Verständnis für die Sorgen und Nöte, die Corona derzeit bei so vielen Menschen auslöst, hat Furin kein Verständnis für das Verbot für Camper. Bei der Demonstration vor eineinhalb Wochen in Berlin war sie nur eine von 1200, die für eine Lockerung der Regeln im Wohnmobil-Korso durch die Hauptstadt fuhren.

Nächste Kundgebung in Mainz geplant

Und die nächste Demo folgt bald. Die Bewegung „Campen mit Abstand“ hat im Internet über die Plattform Facebook bundesweit schnell an Fahrt aufgenommen. Nach Demonstrationen in Düsseldorf und Hamburg war die in Berlin der bislang größte Protest. Für den 8. Mai ist die nächste Kundgebung in Mainz geplant, und auch dann wird Deborah Furin dabei sein. Weil sie die Organisatoren kennt, begleitet sie die Demos gleichsam als Hoffotografin mit der Kamera und bestückt die Onlinekanäle der Bewegung mit ihren Bildern.

Waren bei der Berliner Demo mit dabei: Deborah Furin (hier mit Familie) aus Waldbröl setzen sich dafür ein, dass Campen wieder möglich wird. Furin sagt: „Noch virensicherer zu reisen, ist kaum möglich.“

Waren bei der Berliner Demo mit dabei: Deborah Furin (hier mit Familie) aus Waldbröl setzen sich dafür ein, dass Campen wieder möglich wird. Furin sagt: „Noch virensicherer zu reisen, ist kaum möglich.“

Zumindest für die Demo in der Hauptstadt durfte auch Ralf Monzel den Zündschlüssel seines Wohnmobils mal wieder umdrehen. Für den 62-Jährigen aus Reichshof-Brüchermühle war klar, dort Flagge zeigen zu müssen. Es sei eine eindrucksvolle Demo gewesen, sagt Monzel: „Vom Sammelpunkt am Olympia-Stadion fuhr der Korso an der Siegessäule entlang zum Brandenburger Tor. Drei Stunden waren wir unterwegs.“

Nachdem er jahrelang Wohnmobile für Reisen gemietet hatte, wurde ihm und seiner Frau Martina im vergangenen September nach langer Wartezeit endlich der eigene Camper geliefert. Der „Adria Twin Supreme SGX“ ist knapp sechseinhalb Meter lang, bringt dreieinhalb Tonnen auf die Waage und bietet alles, was für einen Urlaub ganz ohne Hotel, Restaurant und Kontakt zu anderen Menschen benötigt wird.

Waren bei der Berliner Demo mit dabei: Ralf Monzel (o.l.) aus Brüchermühle und Deborah Furin (u., hier mit Familie) aus Waldbröl setzen sich dafür ein, dass Campen wieder möglich wird. Furin sagt: „Noch virensicherer zu reisen, ist kaum möglich.“

Waren bei der Berliner Demo mit dabei: Ralf Monzel (o.l.) aus Brüchermühle und Deborah Furin (u., hier mit Familie) aus Waldbröl setzen sich dafür ein, dass Campen wieder möglich wird. Furin sagt: „Noch virensicherer zu reisen, ist kaum möglich.“

Bevor die Corona-Regeln Camper zum Stillstand zwangen, waren die Monzels nur einmal mit dem Mobil auf großer Tour: Über die Schweiz und Österreich ging’s bis zum Gardasee in Italien und von dort nach Ostdeutschland. Dort, auf einem Platz am Bautzener See, coronakonform zu campen, sei kein Problem gewesen.

Monzel erklärt, dass sich die deutschen Campingplatzbetreiber längst auf die Pandemie eingestellt hätten: „Nur jeder zweite Wohnmobil-Stellplatz war belegt, und auch in den Waschräumen war für Abstand gesorgt.“ Deborah Furin bestätigt Monzels Beobachtung und ergänzt, dass viele Camper sogar vollkommen autark bleiben können: „Unser Wohnmobil etwa verfügt über Batterien, die alles ein paar Tage versorgen können.“ Der springende Punkt sei einfach, dass Camping im Vergleich zu anderen Reisen sehr sicher sei.

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Andere Länder, wie die Niederlande, Luxemburg und Spanien, hätten ihre Campingplätze deswegen geöffnet, sagt Ralf Monzel: „Und weitere wollen bald folgen.“ Nicht nur auf den Campingplätzen werde Corona ernstgenommen, sagt Furin. Auch auf den Demos werde auf Maskenpflicht und Abstand geachtet: „Wir wollen nicht in einen Topf geworfen werden mit Corona-Leugnern oder Querdenkern.“

Alles, was sie wollen, sie einfach mal wieder wegzufahren. Furin sagt: „Viele Menschen leiden unter den Folgen der Pandemie. Warum gibt es nicht ein bisschen Freiheit, wenn es doch möglich ist?“ In jedem Mehrfamilienhaus sei das Risiko größer, sich zu infizieren. Deswegen wird Furin auch zur nächsten Demo fahren – mit dem Wohnmobil.

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