Handball-HistorieWM-Medaille von Heiner Brand und Exponate des VfL Gummersbach sind reif fürs Museum

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Bild von zwei Pokalen und zwei Wimpeln in einer Glasvitrine.

Für die Ausstellung in Wesel hat das Gummersbacher Stadtarchiv zum Beispiel die Meisterschaftswimpel 1973 und 1975, den Meisterpokal 1966 und den Cherry Brand-Wanderpokal ausgeliehen.

Trikots, Pokale, Wimpel und Medaillen: Für die Ausstellung zur Geschichte des Handballs in NRW haben der VfL Gummersbach und die Stadt tief in die Archive gegriffen. 

Wer sich in den kommenden Monaten nach Wesel verirrt, sollte unbedingt einen Abstecher in das dortige Niederrheinmuseum des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) machen. Gerade Oberberger dürften dort große Augen machen. In den Räumen regiert Blau-Weiß. Historische Wimpel, Fotos, Medaillen, Trophäen oder Trikots zeugen allesamt von der gewaltigen Tradition des VfL Gummersbach. Sogar ein Vorfahr von „Gummi“ beäugt die Museumsbesucher aus einer Vitrine heraus – zumindest haben die LVR-Mitarbeiter den Kopf des Känguru-Maskottchens in der Glaskiste in Szene gesetzt.

Ausstellung mit den VfL-Exponaten wurde am Mittwoch eröffnet

Am Mittwochabend hat das Museum die Ausstellung „Kleine Tore, große Sprünge? Handballsport im Rheinland und Westfalen von 1917 bis heute“ feierlich eröffnet. Und weil eine ordentliche Dokumentation der NRW-Handball-Historie ohne den VfL kaum vorstellbar ist, habe man im Vorfeld natürlich öfter mit dem Oberbergischen telefoniert, berichtet Thomas Ohl, Sprecher des Niederrheinmuseums.

Foto eines Sporttrikots auf einer Schaufensterpuppe

Auch das Trikot, das Patrick Wiencek 2011 trug, als der VfL Gummersbach den Europapokal der Pokalsieger holt, wird in Wesel gezeigt.

Mit Erfolg. Das Archiv der Kreisstadt etwa rückte zwei Pokale als Leihgabe heraus – die allererste deutsche Meisterschaftstrophäe der Gummersbacher von 1966 und den von der Stadt gestifteten Cherry Brand-Wanderpokal, der am dritten Advent 1960 erstmals ausgespielt wurde. Obendrein erreichten auch die offiziellen DHB-Wimpel zum Gummersbacher Gewinn der Meisterschaften 1973 und 1975 Wesel.

Tatsächlich hat sich der LVR auf die Fahne geschrieben, den Gang der Sportart an Rhein und Ruhr umfassend und mit Liebe zum Detail nachzustellen. Angefangen beim Feld-Handball der Zwanzigerjahre des letzten Jahrhunderts, der vor allem Frauen zur körperlichen Ertüchtigung empfohlen wurde. Und der ein Bollwerk gegen den neumodischen Fußball bilden sollte, der allmählich von der britischen Insel herüberschwappte.

Die Sammlung ist ausdrücklich als Wanderausstellung konzipiert worden und in Richtung Jahresanfang 2025 wäre sie auch frei.
LVR-Sprecher Thomas Ohl kann sich die Ausstellung auch gut in Oberberg vorstellen

Bald nach dem Krieg mehren sich die Stimmen, die das Spiel in die Halle verlegen wollen. 1972 wird der Hallenhandball in München zum ersten Mal olympisch – natürlich sind damals mehrere Gummersbacher im Debütkader vertreten. Die Ausstellung wolle aber nicht nur in weit entfernter Erinnerung schwelgen, betont LVR-Mann Thomas Ohl. So können Besucher etwa eine virtuelle Brille aufsetzen und sich als Torwart beim Siebenmeter versuchen. Und auch der Beach- und der Rollstuhlhandball finden ein prominentes Plätzchen.

Aber auch auf der Suche nach Exponaten für die jüngere Vergangenheit wurden die Ausstellungsmacher in Oberberg fündig. Aus dem Bonner Haus der Geschichte kommt etwa die Medaille, die Heiner Brand nach dem WM-Sieg 2007 um den Hals trug – gleich um die Ecke hängt zudem mit dem Original-Trikot, in dem Brand 1978 als Spieler Weltmeister wurde, ein echtes Schätzchen.

Früherer Gummersbacher Torwart Andreas Thiel kam zur Eröffnung

Ein kleiner Fehler unterlief den sonst so peniblen Bonner Historikern allerdings beim Trainingsanzug von Torwart Andreas Thiel. Offenbar war ein falsches Datum übermittelt worden, an dem der Anzug zum Einsatz gekommen sein soll. Der „Hexer“ war allerdings einer der Ehrengäste bei der Ausstellungseröffnung am Mittwoch. „Und er erinnerte sich tatsächlich genau daran, dass er diesen Anzug 1991 in Magdeburg getragen hatte“, verrät Thomas Ohl.

Aber warum zeigt der LVR die Ausstellung denn nun ausgerechnet in Wesel? Ohl nennt ganz praktische Gründe. So ist die Dokumentation in Zusammenarbeit mit dem Mindener Museum entstanden. Und da sie die Menschen im Rheinland und Westfalen gleichermaßen ansprechen soll, wurde Wesel zur Anlaufstelle für die Rheinländer bestimmt. Noch bis Ende April sind die Exponate dort zu sehen und anschließend bis zum Herbst in Minden.

Dass die Sammlung durchaus auch nach Oberberg kommen könnte, bejaht Thomas Ohl ohne Zögern. „Sie ist sogar ausdrücklich als Wanderausstellung konzipiert worden und in Richtung Jahresanfang 2025 wäre sie auch frei.“ Der LVR begrüße Angebote aus Gummersbach und Umgebung jedenfalls ausdrücklich. Denn eines habe man ihm während der Vorbereitung der Ausstellung immer wieder klar gemacht, sagt Ohl mit einem Schmunzeln: „Die Heimat des Handballs ist Oberberg.“

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