„Viele Flussauen bebaut“Darum können kleine Bäche so schwere Schäden anrichten

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Hochwasser am 14. Juli: eine vollgelaufene Garage in Wipperfürth-Niedergaul.

Wipperfürth – Bei dem verheerenden Hochwasser am 14. und 15. Juli ist nicht nur die Wupper über die Ufer getreten. Große Probleme machten gerade auch kleinere Gewässer wie der Gaulbach und die Hönnige.

Hönnigebach richtet große Schäden an

So überflutete der Hönnigebach nicht nur Harhausen und die gesamte Straße Leiersmühle, sondern setzte auch das Firmengelände von Voss unter Wasser und richtete dort große Schäden an. Bereits eine Woche zuvor, ebenfalls nach einem Starkregen, war die Hönnige über die Ufer getreten und hatte Anlieger-Grundstücke und Keller überschwemmt.

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Überschwemmungen wegen Starkregen am 14. Juli in Leiersmühle.

„Eine Schwierigkeit liegt darin, dass die Aue der Hönnige zu 80 Prozent versiegelt ist“, erklärt Ilona Weyer, Pressesprecherin des Wupperverbands auf Nachfrage unserer Zeitung. Die beste Überflutungsfläche sei die natürliche. Flussauen würden heutzutage leider immer mehr bebaut. „Dabei wären intakte Auenbereiche hilfreich“, so Weyer. Dort könne sich das Gewässer bei starkem Zulauf ausdehnen, ohne Gebäude zu überfluten.

Alles zum Thema Hochwasser, Überschwemmung und Flut

Wupperverband kritisiert Landeswassergesetz vom April 2021

Der Wupperverband kritisiert in diesem Zusammenhang die Neufassung des Landeswassergesetzes NRW, das im April 2021 mit den Stimmen von CDU, FDP und AfD verabschiedet worden war, gegen massive Einwände von Naturschützern. „Das neue Gesetz sieht keine gesetzlichen Uferrandstreifen mehr vor, wie dies noch zuvor der Fall war“, sagt Weyer. Solche Randstreifen können bei Hochwasser als Pufferzone dienen.

Hier bleibe dann nur die Schaffung künstlicher Überschwemmungsräume wie Hochwasserrückhaltebecken. „Wie aber soll ein Becken für Hochwasser dieser Größenordnung, ein Jahrhunderthochwasser, dimensioniert sein“, fragt Weyer, Bislang gebe es solche Becken noch nicht.

„Dennoch werden sich Kommune und Wupperverband mit der Frage befassen, wo man Rückhalteräume schaffen kann.“ Zusätzlich schlägt der Wupperverband eine bessere Verfügbarkeit von Pegeln vor, damit diese auch bei Strom- und Netzausfall abrufbar sind.

Verstopfte Gullys und tiefliegende Einfahrten sind ein Problem

Bei Unwetterereignissen sind allerdings nicht nur direkte Anlieger von Flüssen und Bächen betroffen. „Oft lässt sich gar nicht mehrtrennen, ob das Wasser aus der Kanalisation, nicht ablaufendes Regenwasser oder Wasser aus einem Gewässer ist“, sagt Weyer. Auch verstopfte Gullys oder tiefer gelegene Einfahrten könnten zu Problemen führen. Und mitunter drückt der steigende Grundwasserspiegel in die Keller hinein.

Das können Hausbesitzer im Vorfeld tun – Tipps vom Wupperverband

Wahl des Wohnortes, Bauweise, Elektrik

Bei der Wahl eines neues Wohnortes berücksichtigen, ob dieser in einem Überschwemmungsgebiet oder von der Topographie hinsichtlich Starkregens ungünstig liegt. 

Den Eingang erhöht  bauen – mit Treppe. Verzicht auf Kellerfenster oder eine Erhöhung der Lichtschächte. Kellerboden und -wände gießen lassen und für den Keller wasserresistente oder wasserbeständige Materialien.

Elektrik im Keller nicht in Bodennähe installieren, sondern höher an der Wand. Entwässerungsobjekte wie Waschbecken, Toiletten und Bodenabläufe oberhalb der Rückstauebene anbringen – in der Regel die Kanaldeckelhöhe in der Straße vor dem Haus.  Im außen liegenden Kellerabgang einen gegen Rückstau gesicherten Bodenablauf einbringen. 

Flächen entsiegeln, spezielle Fenster

Flächen entsiegeln, Regentonnen nutzen. Prüfen, ob Grundstück und Gebäude durch abfließendes Regenwasser von der Straße oder Nachbargrundstücken gefährdet sind. Und prüfen, ob eigene Baumaßnahmen Nachbarn gefährden.  Wege und Zufahrten möglichst mit Gefälle vom Haus weg gestalten.

Spezielle Hochwasserschutzfenster können bei Starkregen gute Dienste leisten. Keine wichtigen, sensiblen, teuren oder wassergefährdeten Gegenstände im Keller lagern.

Mit dem Hochwasser-Pass können sich Hausbesitzer ein Bild über ihr individuelles Überschwemmungsrisiko machen. www.hochwasser-pass.com

Aus Sicht des Wupperverbandes sind auch die Hausbesitzer selbst gefragt. Wuppertal weist in diesem Zusammenhang auf den „Hochwasserpass“ (siehe obenstehender Text) hin. Der Pass ermöglicht es Hausbesitzern, zu überprüfen, wie weit das eigene Haus gegen Hochwasser geschützt ist.

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In anderen Kommunen wird laut Wupperverband derzeit überprüft, wie Meldewege und Alarmsysteme vor Ort optimiert werden können. Das könne auch in Wipperfürth ein Thema sein.

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