Ausstellung in Bergisch GladbachKulturhaus Zanders zeigt Werke rund um Beethoven

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Bergisch Gladbach – Auf Beethovens Schreibtisch lag – so ist es überliefert – ein Zettel, auf dem der Komponist einen Sinnspruch der ägyptischen Gottheit Isis notiert hatte.

Eine Botschaft der Einheit (siehe „Das Zitat“), die dem Musiker offenbar so wichtig war, dass er sie stets vor Augen haben wollte. „Ich Bin, Was da ist“, beginnt der Spruch, und so heißt auch die Ausstellung im Kulturhaus Zanders, die sich um die Deutsche Einheit, Beethoven und das Prinzip eines globalen Kosmos dreht.

Ambitioniert – und dennoch erschließen sich die Zusammenhänge sofort, wenn man durch die sorgsam durchdachte Präsentation wandert. 17 Künstler haben sich inspirieren lassen und „frische“ Kunstwerke beigesteuert, gebündelt in sieben Themenräumen. Den Frischekick fürs Gehirn liefert Michaela Jordan beim Entrée im Treppenhaus mit ihrer Isistapete, einer heftigen Impulsmalerei, die unter dem Titel „Alles ist mit Allem verbunden“ wach macht für das Kommende.

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Licht und Schatten stehen sich sodann im Foyer gegenüber, in Gestalt zweier Objekte der Glaskünstlerin Maria Schätzmüller-Lukas und einer vermeintlich pechschwarzen Leinwand des Briten Mark Alexander, die sich bei näherem Betrachten als Vexierspiel entpuppt: Hinter zahlreichen Lasierschichten verbirgt sich der Fotodruck vom Gesicht des großen Ludwig, aus seitlicher Sicht ist es am besten zu erkennen.

Durch die Tür betritt man den „Jugendraum“ im Terrassenzimmer, für den der Gladbacher Bildhauer Peter Nettesheim eine fast lebensgroße Skulptur Ludwig van Beethovens gehauen hat – und zwar so richtig grob aus Robinie, die noch deutlich den frischen Holzgeruch verströmt. Filigraner sitzt der Musiker am Klavier, vom Spiegel verdoppelt, während an der Wand Figurinenzeichnungen den Gehrock Beethovens durchdeklinieren. Angelo Sanougah, der in Südafrika und Togo lebt, gibt mit seinem Rasterbild „La Naissance“ (Geburt) einen Vorgeschmack auf den „Isisraum“, der ein Zentrum der Schau bildet. Hier steht der Flügel mit einem Batikläufer des Afrikaners. Dessen Zeichensprache ähnelt verblüffend den Hieroglyphen, in denen die Isis-Botschaft von Beethovens Schreibtisch ursprünglich verfasst war. Das Originalblatt ist als Faksimile zu sehen. Aus einer Vitrine blickt der Meister persönlich an die Decke: Fünf Lebendmasken, teils mit Lorbeerkranz, sind eine Leihgabe des Bonner Beethovenhauses.

Worte auf Papyrus

Vor allem aber hat Margarete Rettkowski-Felten die Worte der fernen Gottheit durch die Sprachen und Zeiten dekliniert, auf Papyrus niedergeschrieben und in feinsten Aquarellzeichnungen bildhaft gemacht. Die Kölner Galeristin und Kunstpädagogin ist eine der Organisatorinnen der Schau und hat zusammen mit Vera Heinecke vom Stadtverband Kultur, Magdalene Christ (Stiftung Zanders) und der Künstlerin Michaela Jordan das Konzept erarbeitet und die Kontakte hergestellt. „Das ging wie ein Lauffeuer“, freut sie sich.

Neben den Künstlern hat das Team namhafte Kooperationspartner angeworben, die ergänzende Leihgaben zur Verfügung stellten: Beethoven-Haus und Ägyptisches Museum in Bonn, Chinesisches Kulturzentrum in Berlin und Stiftung Hodiamont in Belgien. „Wir haben ein Netzwerk aufgebaut, das hoffentlich Bestand hat“, erklärt Rettkowski. Alle hoffen, dass die Schau von Gladbach aus auf Wanderschaft gehen kann, „vielleicht sogar nach Berlin, Bonn oder Belgien, wo die Hodiamont-Stiftung zu Hause ist“, sagt Heinecke. Peter Paul Hodiamont war ein Aachener Kunsterzieher und Theologe, der seit 1982 als bildender Künstler zu bescheidenem Ruhm gelangte. In seinem „Haus der Sonne“ im belgischen Baelen ist nach seinem Tod 2004 die Stiftung mit Skulpturengarten eingerichtet worden. „Ein sehenswerter Ort“, findet Rettkowski und verweist auf den sinnhaften Gehalt der drei großformatigen, farbstarken Gemälde, die im „Raum der 9. Symphonie“ neben Doris Strades symbolträchtigen Objekten „Freiheit“ zu sehen sind. Im „Revolutionsraum“ sind Fotografien zu sehen, die Kevin Jordan nach dem Anschlag auf Charlie Hebdo in Paris gemacht hat, zusammen mit Tafelbildern aus der chinesischen Provinz Songjiang – eine nicht ganz so überzeugende Melange, die Land und Stadt gegeneinander schneidet. Umso eindrucksvoller ist die „Einheit“ von der Argentinierin Viviana Meretta, die zwei schlichte, flächig behauene Blöcke aus weißem, fast transparentem Basalt kombiniert. Abstrakte Wucht.

Das krasse Gegenteil findet sich auf den fast kindlichen Zeichnungen der Ukrainerin Elena Werner, die Beethovens Variationen über das Schweizer Lied in biedermeierlichen, teils collagenhaften Blättern illustrierte. Tatsächlich ist das „Babeli mit den Zöpfeli wie Gold“ wegen seiner Einfachheit bis heute ein beliebtes Übungsstück für Klavierschüler; schade, dass man es im Kabinett nicht hören kann. Zur Vernissage am Sonntag soll es aber erklingen.

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