Evangelische KrankenhausSeit drei Jahren ist Daniela Müller-Gerbes Chefärztin

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Hoch oben auf dem Quirlsberg in liegt die Arbeitsstätte von Dr. Daniela Müller-Gerbes, das Evangelische Krankenhaus.

Hoch oben auf dem Quirlsberg in liegt die Arbeitsstätte von Dr. Daniela Müller-Gerbes, das Evangelische Krankenhaus.

Bergisch Gladbach – Sie weiß schon früh, was sie mal werden will. Durch den Beruf ihres Vaters in der Entwicklungshilfe, bekommt sie Lust auf die Wissenschaft und lernt, nicht lange Wurzeln zu schlagen. Ihr Interesse, Menschen zu helfen, wächst. „Während meines Studiums habe ich die absolute Hightech-Medizin in Amerika erlebt, ebenso wie die Zeltklinik in Nicaragua“, sagt Dr. Daniela Müller-Gerbes.

Mit dem Innersten eines Menschen kennt sich die Medizinerin inzwischen sehr gut aus. Mit zwei Facharztausbildungen ist sie seit drei Jahren Chefärztin der Klinik für Innere Medizin und Gastroenterologie am Evangelischen Krankenhaus Bergisch Gladbach.

Daniela Müller-Gerbes wächst durch die wechselnden Arbeitseinsätze ihres Vaters international auf: Washington D.C., Wien, Bonn – ihre Geburtsstadt. „Wir sind alle vier Jahre umgezogen. Aber das hat mich nicht belastet“, erinnert sich die 52-jährige Ärztin.

Erfahrung, Entspannung und Fachwissen

Sie erlebt das Amerika der 70er Jahre als Kind zwischen zehn und 14 Jahren. Während ihres Studiums kehrt sie mit Mitte 20 in die Staaten zurück, diesmal nach Richmond in Virginia. „Damals waren uns die USA weit voraus. Der Wille der Ärzte zu lehren und ihre Leidenschaft für den Unterricht haben mich beeindruckt.“

Dort entscheidet sich die angehende Ärztin für die Fachrichtung der Inneren Medizin. Und dort entscheidet sie sich auch für eine Familie: „Hätte mein Mann mir damals nicht einen Heiratsantrag gemacht, wäre ich gerne in den USA geblieben“, erzählt sie. In ihrer Art von ihrem Werdegang und ihrem Leben zu erzählen, schwingen Erfahrung, Entspannung und Fachwissen gleichermaßen mit.

Viele Weiterbildungen

Sie weiß, was sie kann, was sie leistet – versteckt sich nicht hinter Fachausdrücken der Medizin. Nach zweijährigem Arztpraktikum und sechs Jahren Weiterbildung in der Inneren Medizin an der Kölner Klinik Holweide schließt sie 2005 ihre Facharztausbildung für Innere Medizin ab. Darauf folgen weitere drei Jahre Weiterbildung auf den Gebieten der internistischen Intensivmedizin und der Gastroenterologie mit dem Abschluss Fachärztin für Gastroenterologie.

In dieser Zeit zieht Daniela Müller-Gerbes auch zwei Söhne groß und arbeitet in Teilzeit. „Ich war immer volle Wochen im Dienst und zu Hause bei den Kindern.“ Sie weiß noch genau, wie schwer die Zeit war. „Ein Spagat“, nennt sie es. Und wie oft sie den Vorwurf hörte: „Wissen Sie, was Sie Ihren Kindern antun?“ Viele Ärztinnen würden mit dem zweiten Kind die Arbeit in einer Klinik aufgeben. „Leider“, bedauert Müller-Gerbes.

Untersucht und operiert selbst

„Tolle Kolleginnen haben uns deshalb wieder verlassen.“ Frauen müssten die berufliche Karriere wirklich wollen und bräuchten Zuspruch, um die Unsicherheit zu verlieren. Für sie selbst kein Thema: „Ich brenne für meinen Job.“ „Mir ist der Überblick wichtig. Ich möchte ein Auge für alles haben“, erklärt die Chefärztin ihre Wahl für die Innere Medizin.

Dann erzählt sie begeistert, wie groß die technischen Fortschritte in der Gastroenterologie der letzten Jahre seien: „Mit der Endosonografie, das ist eine Ultraschall-Untersuchung von innen, kann ich kleinste Gallensteine oder Tumore entdecken.“ Daniela Müller-Gerbes untersucht und operiert selbst. Auch Kassenpatienten behandelt sie persönlich. „Die menschliche Medizin ist enorm wichtig. Routine halte ich nicht gut aus.“

Im Garten abschalten

Ihre Arbeitswoche im Krankenhaus habe nicht selten 50 Stunden. Denn sie ist auch die Chefin von fünf Oberärzten plus einem Team von Assistenten, Pflegekräften und Verwaltung mit etwa 20 Leuten. Endoskopische Untersuchungen füllen in der Regel den ganzen Vormittag, danach Visite bei Patienten und Sprechstunde. Sitzungen oder Tumorkonferenzen dauern häufig bis in den Abend. Und für Vorträge oder Kongresse ist sie „regelmäßig“ unterwegs. Gefragt ist die Medizinerin außerdem in der Ausbildung von Studenten und Kollegen.

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Wie sie in Patientengesprächen im akkurat schneeweißen Kittel Untersuchungsergebnisse bespricht, kann man sich bei ihr ebenso gut vorstellen, wie sie im eigenen Garten vor dem Pflanzbeet kniet, Unkraut zupft und langsam vom Alltag abschaltet. „Zeit für mich allein, zwischen Blumen und Gemüse, das brauche ich manchmal“, sagt sie.

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