Corona-KriseFinanzhilfen bringen ein Bergisch Gladbacher Unternehmen in Existenznot

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Vom Schutzschirm für ein großes Unternehmen ist die Marketing- und Veranstaltungsagentur von Thomas Mersch (l.) und Dieter Schopp kalt erwischt worden.

Vom Schutzschirm für ein großes Unternehmen ist die Marketing- und Veranstaltungsagentur von Thomas Mersch (l.) und Dieter Schopp kalt erwischt worden.

  • Der finanzielle Rettungsschirm für Unternehmen hat in der Corona-Krise schon vielen Firmen geholfen.
  • Doch durch diese finanzielle Hilfe entstehen auch Opfer – so paradox es klingen mag.
  • Die Marketing- und Veranstaltungsagentur von Thomas Mersch und Dieter Schopp aus Bergisch Gladbach ist eins davon.

Bergisch Gladbach – Ein Schutzschirm soll Unternehmen retten. Eigentlich. Für Thomas Mersch und Dieter Schopp bedeutet er das genaue Gegenteil: Ihre Marketing- und Eventagentur ist gerade durch einen solchen Schutzschirm in der Existenz bedroht.

Verantwortlich dafür sei zu einem erheblichen Teil ein Schutzschirm, unter den eine große Warenhauskette Anfang April geschlüpft sei, sagt Thomas Mersch. Die Kette ist ein großer Auftraggeber der Agentur, die der Refrather mit seinem Kompagnon betreibt. Durch das Schutzschirmverfahren wird die Warenhauskette in der Corona-Krise zunächst vor den Forderungen ihrer Gläubiger geschützt. So weit, so nützlich – zumindest für die Warenhauskette.

Ein solcher Gläubiger ist aber auch die Agentur Sem4u von Thomas Mersch und Dieter Schopp. „Wir haben einen fünfstelligen Betrag an Außenständen, die wir jetzt nicht bekommen – das könnte uns das Genick brechen“, sagt Thomas Mersch. Ähnlich einem Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung muss die Agentur ihre Forderungen an die Warenhauskette einem vom Gericht bestellten Sachwalter melden – und kann nur darauf hoffen, dass ihre Forderungen am Ende bedient werden können.

Bereits in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen

Schlechte Erfahrungen haben Mersch und Schopp mit derselben Warenhauskette bereits in der Vergangenheit gemacht. Bei einer regulären Insolvenz vor einigen Jahren hatten sie von ihren Außenständen in Höhe von 38.500 Euro am Ende laut Mersch gerade mal noch 368 Euro bekommen.

Und in der jetzigen Zeit, in der ohnehin sämtliche Veranstaltungsaufträge aufgrund des bestehenden Großveranstaltungsverbots weggebrochen seien, plagten die Agentur mit fünf Angestellten ohnehin Existenznöte, so Geschäftsführer Mersch. Aus der NRW-Soforthilfe habe es gerade mal 9000 Euro gegeben. „Aber was ist das bei einem fünfköpfigen Team!?“, fragt Mersch. Immerhin gebe es ein paar Auftraggeber, die Grundhonorare für Promotion-Mitarbeiter und Planungskosten für bestellte Marketingaktionen gezahlt hätten, auch wenn die eigentlichen Veranstaltungen nicht stattfinden konnten. „Aber das ist nur ein kleiner Teil“, bedauert der 52-Jährige.

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Zurzeit gehe es nur so weiter, dass die Gesellschafter laufend Geld ins Unternehmen schießen würden. „Und das ohne Perspektive für einen Businessplan“, so Mersch, der sich vor allem von der Politik im Stich gelassen fühlt. Und das auch wegen eines Schutzschirms, der eigentlich Unternehmen helfen soll – die Agentur von Mersch und Schopp allerdings davon abhält, längst verdientes Geld endlich zu bekommen. „Das kann man keinem erklären“, sagt Mersch und schüttelt den Kopf.

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