Trotz EnergiekriseSportverein Refrath/Frankenforst baut Traglufthalle auf

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Bis Ende des Jahres ist die Finanzierung für die Energiekosten der Halle gesichert. 

Bis Ende des Jahres ist die Finanzierung für die Energiekosten der Halle gesichert. 

Bergisch Gladbach – Die Energiekrise stellt viele private Sportvereine vor Herausforderungen. Auch der Sportverein Refrath/Frankenforst steckte in eine Zwickmühle: Tief in die Tasche greifen und die Tennis-Traglufthalle (eine aufblasbare Tennishalle) aufstellen, um das Sportangebot aufrechtzuerhalten, oder Geld sparen und das Angebot einstellen. „Diese Entscheidung hat mir einige schlaflose Nächte bereitet“, sagte Nicole Kirsch, Vorsitzende der Tennisabteilung.

Der Verein habe sich für die erste Variante entschieden und die Halle am Wochenende mit einem „schlechten Gewissen“ aufgestellt – 24 Vereinsmitglieder haben dabei geholfen. „Sie ist ein Energiefresser“, sagte Kirsch. Damit die Traglufthalle stehen bleibt, sorgt ein permanent laufendes Gebläse für einen leichten Überdruck im Inneren der Halle. Dieses Gebläse wird mit Strom betrieben, geheizt wird die Halle mit Gas.

Bergisch Gladbach: Finanzierung bis Jahresende gesichert

Das kostet den Verein im ungünstigsten Fall 44.000 Euro, im besten Fall zahlt er etwas über 29.000 Euro für die Energiekosten der Halle. Bis Ende des Jahres sei die Finanzierung gesichert, „wir hoffen, dass zum 1. Januar nicht noch eine Erhöhung der Belkaw kommt“, sagte Kirsch. Dann müsse das Zelt wieder abgebaut werden, weil die Kosten nicht mehr tragbar seien.

Die Mitglieder des Sportvereins Refrath/Frankenforst haben die Tennis-Traglufthalle aufgestellt.

Die Mitglieder des Sportvereins Refrath/Frankenforst haben die Tennis-Traglufthalle aufgestellt.

„Wir wollen zumindest versuchen, die Halle über den Winter zu erhalten“, erklärt Kirsch. Denn nur so könne der Verein die Jobs seiner Trainerinnen und Trainer sichern und Kindern die Möglichkeit geben, sich auch im Winter regelmäßig zu bewegen. In den Corona-Jahren hätten Kinder und Jugendliche zu wenig Möglichkeiten gehabt, sich ausreichend zu bewegen, um einen Ausgleich zum Schulalltag zu schaffen, in dem sie hauptsächlich sitzen. Dem müsse man jetzt entgegenwirken.

Halle in Refrath nur noch auf 14 Grad geheizt

„Für mich ist es ein absolutes Drama, dass die Kinder so wenig können – das fängt beim Schwimmen an“, sagte sie. Um die Betriebskosten stemmen zu können, habe man mit allen Trainerinnen und Trainern abgesprochen, dass die Halle nur noch auf 14 Grad geheizt wird.

„Für sie ist das natürlich hardcore, den ganzen Tag bei diesen Temperaturen zu arbeiten. Sie müssen sich warm anziehen“, sagte Kirsch. Das sei aber die bessere Alternative, als sich über den Winter einen neuen Job suchen zu müssen. Von öffentlichen Stellen wünsche sie sich Unterstützung, da niemand abschätzen könne, wie sich die Lage entwickelt.

Ungewisse Zeiten für den Sportverein

„Es kann auch sein, dass die Eltern ihre Kinder nicht in so eine kalte Halle schicken wollen, wenn in den nächsten Tagen Klausuren anstehen“, sagte sie. Wenn das der Fall ist, könne es sein, dass wieder Beiträge zurückgezahlt werden müssen. „Wir stehen zwar nicht vor dem Ruin, aber die vergangenen Jahre haben ihre Spuren hinterlassen“, sagte Kirsch. Der Verein habe die Preise um ungefähr 30 Prozent erhöhen müssen, um alle Preissteigerungen auszugleichen, hätte es eigentlich viel mehr sein müssen. „Aber das können wir gerade bei Abos von Kindern und Jugendlichen nicht machen“, sagte sie.

Schon während der Corona-Einschränkungen habe man an die Rücklagen gehen müssen, da der Verein teilweise Mitgliedsbeiträge für ausgefallene Spielzeiten zurückgezahlt hat. Jetzt ist kaum noch etwas da, um auf die Energiekrise zu reagieren.

Mitglieder waren Gladbacher Verein treu

„Zum Glück waren unsere Mitglieder sehr treu und es sind in der Corona-Zeit nicht mehr Mitglieder als üblich abgegangen“, berichtete Kirsch. Als die Einschränkungen gelockert wurden, sei Tennis besonders beliebt gewesen, da man es draußen und mit Abstand spielen konnte. „Wir hatten einen Aufschwung“, meinte sie. Doch der hielt nicht lange an und der Verein steht, wie andere auch, vor der nächsten Krise. „Es ist eine große Verantwortung, so eine Halle in der aktuellen Lage aufzustellen“, sagte Kirsch. Der Verein hoffe auf einen milden Winter.

Die Abteilungsleitungen des Vereins arbeiten ehrenamtlich und die Krisen der vergangenen Jahre hätten viel Kraft geraubt. „Das ist vielleicht auch der Grund, wieso wir keinen Nachwuchs fürs Ehrenamt mehr finden“, überlegte Kirsch. Viele wichtigen Positionen im Verein seien derzeit offen und werden von anderen Ehrenamtlichen mitübernommen.

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Auch der Eissportverein Bergisch Gladbach ist massiv von der Energiekrise betroffen und steht kurz vor der Pleite (wir berichteten). Auch Vorstandsmitglied Peter Schüller hat deswegen schlaflose Nächte und hofft auf Unterstützung von der Stadt. Die Energiekosten haben sich auf monatlich 12 000 Euro erhöht, alleine könne sich der Verein das nicht mehr leisten.

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