VR Bank Bergisch-GladbachVorstand Lothar Uedelhoven über Filialschließungen

Lesezeit 4 Minuten
Lothar Uedelhoven (links).

Lothar Uedelhoven (links).

Bergisch-Gladbach – Eine Bank nach der anderen schließt Filialen. Zuletzt kündigte die Commerzbank die Schließung der Filialen in Refrath und Bensberg an. Bei der VR Bank Bergisch Gladbach–Leverkusen werden Filialen modernisiert. Matthias Niewels sprach mit dem Vorstandsvorsitzenden der VR Bank. Lothar Uedelhoven.

Landauf, landab werden Bank-Filialen geschlossen. Die VR Bank schließt keine Filiale, sondern investiert in den Ausbau. Sie schwimmen gegen den Strom.

Lothar Uedelhoven: Vorab ist mir wichtig: Wir kommentieren keine geschäftlichen Aktivitäten von Wettbewerbern. Jede Bank muss da für sich den richtigen Weg finden. Richtig ist, dass wir im Augenblick keinen Anlass sehen, um Filialen zu schließen. Wir wollen als Bank vor Ort wahrgenommen und persönlich erreichbar sein. Unsere Filialen haben dafür eine wichtige Funktion.

Zur Person

Lothar Uedelhoven ist bereits seit 1997 im Vorstand der Volksbank – allerdings war das damals noch die Raiffeisenbank Overath-Rösrath. Nach der Ausbildung bei der Volksbank Blankenheim wechselte er zur Raiffeisenbank Lohmar in den Kreditbereich. 1994 übernahm Uedelhoven die Leitung der Kreditabteilung der Raiffeisenbank Overath-Rösrath. 2005 fusionierte die Bank mit der Paffrather Raiffeisenbank zur „VR-Bank Bergisch Gladbach-Overath-Rösrath“.

Uedelhoven, Jahrgang 1961, blieb im neu gebildeten Vorstand. Und die Bank wuchs weiter. 2017 die Fusion mit der Volksbank Rhein-Wupper. Es entstand die „VR-Bank Bergisch Gladbach-Leverkusen“. Sie gehört nach eigenen Angaben zu den 100 größten Volksbanken in Deutschland. Uedelhoven wurde Vorstandsvorsitzender. Er ist verheiratet und hat zwei erwachsene Söhne. Uedelhoven ist begeisterter Mountainbiker und er ist Präsident des Overather Lions Clubs. (nie)

Das wollen andere Banken sicher auch, aber da rechnet es sich nicht offenbar nicht mehr.

Bei uns rechnet es sich. 2019 war die Bank am Markt wieder sehr erfolgreich, wir konnten unseren rund 48 000 Mitgliedern eine Dividende in Höhe von fünf Prozent zahlen. Und auch für 2020 sehen die Zahlen gut aus. Unsere Mitgliederzahl steigt ebenfalls weiter. Unser Ziel ist es, jeden aktiven Kunden auch zum Mitglied der Bank zu machen.

Aber auch ihre Kunden, insbesondere die junge Kunden, gehen doch kaum noch in die Filiale. Und die Coronakrise habe, so hieß es etwa bei der Commerzbank, einen weiteren Digitalisierungsschub ausgelöst.

Den Digitalisierungsschub beobachten wir auch. Aber wir sehen auch, dass die Menschen nach wie vor Orte für die persönliche Beratung suchen. Unsere Filialen waren in der Corona-Krise offen. Wir haben umfassende Hygienekonzepte umgesetzt, haben auch die Öffnungszeiten an den Bedarf angepasst. Damit geben wir ein Signal auch in der Krise: Wir sind da, persönlich, ansprechbar.

Das hört sich nach einem Werbespruch an.

Aber es stimmt einfach. Wir kümmern uns selbstverständlich auch um digitale Lösungen, und sind da gut unterwegs, wir kümmern uns um Nachhaltigkeit. Das ist ein wichtiges Thema für unsere Kunden und Mitglieder. Aber wir sind immer die Bank mit dem persönlichen Kontakt zum Kunden. Das steht ganz klar an erster Stelle. Getreu unserem Slogan „Nicht nur Banker, sondern Nachbar.“

Und wenn der Kunde nicht mehr will. Wenn ihm ein Terminal reicht, eine Giro- oder Kreditkarte?

Wir machen die Erfahrung, dass Menschen bei komplexen Themen immer auf die persönliche Beratung setzen. Wenn jemand eine Finanzierung braucht, ein Haus bauen will oder ein Geschäft eröffnen möchte, sind wir vor Ort da. Solche Geschäfte werden auch in Zukunft nicht im Internet abgeschlossen. Davon bin ich überzeugt.

Das könnte Sie auch interessieren:

Auch wenn es dort die besseren Konditionen gibt?

Da stelle ich die Gegenfrage: Was sind denn das für bessere Konditionen? Ein paar Euro für die Kontoführung? 0,1 Prozent weniger Zinsen bei einem Kredit? Das ist aus meiner Sicht oft zu kurz gedacht. Denn wenn es dann mal hakt – und das passiert ja häufig genug – gibt es im Netz häufig keinen persönlichen Berater. Im Extremfall nur eine E-Mailadresse.

Sie haben Ihre Vertreterversammlung im Internet veranstaltet. Das hat doch gut geklappt.

Ein sehr gutes Beispiel. Ja, das hat gut geklappt. Ein Fokus auf die persönliche Beratung bedeutet ja nicht, dass man digital keine guten Lösungen anbieten kann. Wir haben dafür viel Lob bekommen, wollen das digitale Format aber nach Möglichkeit nicht wiederholen. Auch hier möchten wir uns im kommenden Jahr, wenn es wieder möglich ist, persönlich mit unseren Vertreterinnen und Vertretern treffen. Das ist der Kern unserer Bank-Kultur.

KStA abonnieren