Landstraße in OdenthalIm Scherfbachtal ist für Radfahrer gefährlich

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Scherfbachtal_Landstraße

Über einen Rad- und Gehweg am Rand dieser Straße im Scherfbachtal wird seit Jahren ergebnislos diskutiert. 

  • Bereits mindestens seit 2012 fordern Anwohner der L296 im Scherfbachtal einen Fuß- und Radweg.
  • Insbesondere für Kinder und Jugendliche ist der Weg entlang der Landstraße gefährlich.
  • Die Gemeinde will nun einen neuen Anlauf für den Bau des Radwegs starten. Aber es gibt viele Hindernisse.

Odenthal – Wer das Scherfbachtal mit dem Fahrrad entlang fährt, der lebt gefährlich. Die Straße ist eng, der Verkehr stark, die Geschwindigkeit hoch. Seit Jahren diskutiert die Gemeinde über den Bau eines kombinierten Rad-/Gehweges, der die Situation entschärfen könnte. Bislang immer ohne konkretes Ergebnis.

Daran änderte auch eine Liste mit 430 Unterschriften nichts, mit der Beate Arkenau-Kremer schon 2012 für den Radweg gekämpft hatte, um ihren Kindern einen sicheren Schulweg aus Klasmühle ins Zentrum zu ermöglichen. Ihre Kinder sind längst nicht mehr im Schulalter – den Radweg gibt es immer noch nicht.

Gemeinde nimmt neuen Anlauf

Nun will die Gemeinde einen neuen Anlauf unternehmen. Im Planungs- und Bauausschuss legte die Verwaltung mögliche Trassenführungen entlang der L 296 vor. Sie basieren auf den Ergebnissen einer Studien-Projektarbeit, die die Gemeinde 2014 in Auftrag gegeben hatte und die nun als Grundlage für Gespräche mit den zuständigen Behörden und Fachabteilungen dienen soll.

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Die als besonders gefährlich angesehene Strecke zwischen Höffe und Klasmühle und weiter bis Meutemühle, Einmündung Peter-Hecker-Straße bis Königsreich wurde in neun Abschnitte unterteilt. Je nach Möglichkeit sind Schutzstreifen, Hochborde, getrennte oder gemeinsame Rad-/Gehwege geplant, um die schwächeren Verkehrsteilnehmer zu schützen.

Als vorrangig betrachtet die Verwaltung dabei die Abschnitte zwischen Unterkirsbach und Kapellenweg sowie zwischen Königsreich und Scherfbachtalstraße.

Pläne sehen Kreuzen der Straße vor

Würden die Pläne verwirklicht, wären Radfahrer künftig sicherer unterwegs, müssten aber auf dem Weg von Odenthal nach Scheuren die Straße dreimal kreuzen. Denn die Route müsse direkt entlang der Scherfbachtalstraße geplant werden, planerisch aufwendig und sicher auch nicht die kostengünstigste Variante, so Bauamtsleiter Uwe Koch.

Aber jeder andere Weg mitten durch das Scherfbachtal tangiere Naturschutzbelange. „Dann wären ganz sensible Landschaftsbereiche berührt.“

Beate Arkenau-Kremer gibt die Hoffnung dennoch nicht auf. Zwar muss sie ihre eigenen Kinder längst nicht mehr mit dem Auto das gefährliche Stück von Klasmühle bis Höffe fahren, dort die Fahrräder ausladen und die Kinder von dort aus zur Schule schicken, aber für einen sicheren Weg für Fußgänger und Radfahrer setzt sich sich auch weiter engagiert ein.

„Es ist eine schmale Landstraße, auf der schnell gefahren wird. An manchen Stellen ist Tempo 100 erlaubt. Das ist einfach gefährlich“, meint sie. Und die Lage sei seit 2012 nicht besser geworden. „Jetzt ist die Politik gefordert, Anträge zu stellen und Fördertöpfe abzugreifen“, meint sie.

Beim Land werden die Kosten für das Projekt auf rund 1,9 Millionen Euro geschätzt. Im Regelfall, so der zuständige Landesbetrieb Straßen NRW, könne aus Mitteln des Landeshaushalts in der Region Rhein-Berg, die über das Kreisgebiet hinausreicht, „eine Maßnahme pro Jahr“ finanziert werden.

Kommune müsste nur geringen Eigenanteil tragen

Üblicherweise beteiligten sich Land und Kommune zu jeweils 50 Prozent an derartigen Projekten, so die Gemeindeverwaltung. Den Eigenanteil hofft die Kommune durch das Landesprogramm „Förderung der Nahmobilität“ noch senken zu können. „Nach der Richtlinie sind bis zu 80 Prozent förderfähig“, so Christoph Hagen von der Verwaltung.

Land und Bund investierten mehr Geld als früher in den Radwegebau meint Bernhard Werheid. Bis 2023, so der Vorsitzende des ADFC Rhein-Berg/Oberberg stünden bundesweit 1,3 Milliarden Euro zur Verfügung.

Geld für Radwege in Nordrhein-Westfalen

47 Millionen Euro stehen für „Investitionen für das Radverkehrsnetz“ im Landeshaushalt NRW für 2020.

12,4 Millionen Euro sind davon für Radwege an Landstraßen eingeplant.

17,1 Millionen Euro stehen für den kommunalen Radwegebau zur Verfügung.

9,2 Millionen Euro sind für Radschnellwege vorgesehen.

8,5 Millionen Euro für Radwege an Bundesstraßen eingeplant.

In den vergangenen 30 Jahren wurden rund 1,85 Milliarden Euro in den Bau von 9750 Kilomter Radwegen investiert. (spe)  

„Geld, das von den Kommunen aber auch abgerufen werden muss“, betont er. Das größere Problem sieht Werheid derzeit in personellen Engpässe bei den ausführenden Firmen. Der betreffende Abschnitt der Scherfbachtalstraße sei im Finanzierungsprogramm „Radwegebau an bestehenden Landesstraßen“ aufgenommen, stehe dort aber nur „auf Stelle 21 ohne Rang“, so Straßen NRW.

Derzeit seien zwölf andere Maßnahmen für die nächsten Jahre priorisiert. An Rang 21 auf der Prioritätenliste war der Radweg Scherfbachtalstraße schon im ersten Anlauf 2012 gescheitert. Nur die ersten 14 Projekte hatten damals Chancen auf Realisierung.

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