Erste ReaktionenPilotversuch von RB25 mit Geisterhalt in Overath startet

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Die RB 25

  • Seit Sonntag läuft in Overath ein Test mit einem zusätzlichen Halt in Vilkerath: Was die Fahrgäste und die Anwohner davon halten, erfahren Sie in diesem Artikel.

Overath – Ein kurzer Blick aus dem Fenster. Ein Passagier begutachtet durch das Zugfenster das mit Sträuchern bewachsene Grundstück, neben dem die Regionalbahn auf freier Strecke gehalten hat. Dann widmet er sich wieder seiner Lektüre, einem Horror-Roman von Stephen King.

Dabei ist der Fahrgast einer von wenigen Passagieren, die überhaupt auf den soeben per Lautsprecherdurchsage angekündigten Pilotversuch des RB 25 reagieren. Dabei soll dieser mit darüber entscheiden, ob in Vilkerath demnächst ein zusätzlicher Haltepunkt eingerichtet werden kann.

Anwohnerin begrüßt Halt

Haben die anderen die Durchsage überhört? „Nein, nur interessiert es mich gerade nicht“, antwortet eine Jugendliche auf Nachfrage und steckt sich wieder die weißen Kopfhörer in die Ohren, aus denen laute Musik ertönt. Es interessiert sie nicht?

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Das ist draußen bei den Vilkerather Anwohnern anders: „Ich fänd’ das gut, wenn Vilkerath einen Haltepunkt bekäme“, sagt Cornelia Schöddert, die an der Stelle, wo bis 1960 ein Haltepunkt bestand, in einem früheren Bahnhäuschen wohnt. „Bis vor zwei Jahren musste ich selbst zur Arbeit nach Köln. Dafür wäre ein Halt hier natürlich prima, aber auch für die Leute, die hier in der Umgebung wohnen“, sagt sie, und verfolgt die neuen Halteversuche interessiert: „Gerade wenn die Bahn aus Oberberg kommt, hört man das kaum“, sagt die Anwohnerin, „die Lkw und Autos auf der Straße neben dem Haus sind da deutlich lauter.“ Wo der neue Haltepunkt in Vilkerath gebaut werden soll, ist bislang noch offen. Gut möglich aber, dass er ein Stück entfernt vom Ort des alten Halt errichtet wird, um ausreichend Parkplätze anlegen zu können.

Es surrt vom Bahndamm herunter. Der Zug fährt wieder an. Einen Monat lang simulieren die Lokführer der RB 25 zwischen Köln und Lüdenscheid den geplanten Halt in Vilkerath, um die Auswirkungen des neuen Halts auf den Betriebsplan der Oberbergischen Bahn herauszufinden. Von dem Stopp nach acht regulären Haltestellen auf dem Weg in Richtung Lüdenscheid wissen die Gäste noch nichts. Vorgewarnt werden die Fahrgäste erst vor dem Halt per Durchsage.Einige Fahrgäste sind überrascht. „Ich finde es super, wenn Bahnstrecken attraktiver gebaut werden, da bin ich immer dafür“, sagt Fahrgast Robert Wagner interessiert, als er vom Pilotversuch hört. „Dafür nehme ich auch gerne einige Minuten längere Fahrzeit in Kauf.“

Weniger kulant ist da Elisa Dahl. Zwar sieht die Studentin in der zusätzlichen Haltestelle eine gute Idee für die Bewohner, doch zu lange darf die Fahrt nicht dauern: „Ich habe jetzt genau sieben Minuten Zeit, um meinen Anschlussbus nach Lindlar zu bekommen. Wenn die Fahrt zu lange dauert, wird es für mich problematisch“, sagt die 21-Jährige. Genau zwei Minuten länger dauert die Fahrt mit dem neuen Stopp an diesem Sonntagmorgen, was für wenig Beachtung bei den Gästen sorgt. „Es ist Sonntagmorgen, die meisten waren gestern feiern, da sind die Menschen nicht so gesprächig“, erklärt Ervin Bach lächelnd.

Nach Auswertung des Pilotversuchs mit dem zusätzlichen Halt in Vilkerath will der Nahverkehr Rheinland (NVR) abschätzen können, ob der Haltepunkt Vilkerath schon realisierbar sei oder ob es weiterer Investitionen in die Infrastruktur wie etwa Ausweichpunkte bedürfe. Und dann muss der neue Haltepunkt ja auch noch konkret geplant und gebaut werden – samt P&R-Plätzen. Wann man dann tatsächlich in Vilkerath in die RB 25 ein- und aus ihr aussteigen kann, ist bislang noch offen, es dürfte aber noch Jahre dauern. 

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