Mit zwei Kindern und der SchwesterFotografin flüchtet aus der Ukraine nach Overath

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Geflüchtete in Immekeppel 110522

Silke Schemann (l.) mit Svitlana Molochko und den beiden Kindern Eva (r.) und Dimitrij. Aus Charkiw ist die Mutter mit ihren beiden Kindern im Bergischen angekommen.

Svitlana Molochko hat es nicht leicht: Mit einem Säugling, Dimitrij, ihrer fünfjährigen Tochter Eva und ihrer behinderten Schwester lebt sie provisorisch in zwei Zimmern in Immekeppel, geht spazieren, einkaufen – was man so macht, wenn man als Geflüchtete aus der Ukraine in einem fremden Land gestrandet ist.

Natürlich ist die 36-Jährige froh über die Hilfe und Unterstützung, die sie von den Menschen in Overath erfährt, aber sie möchte auch gern wieder in ihrem Beruf arbeiten. Molochko ist Fotografin, spezialisiert auf Bilder von Babys unter einem Jahr, und hatte in Charkiw ihr eigenes Studio. Die Großmutter nahm die fünfjährige Tochter Eva und den elf Monate alten Dimitrij, wenn Mutter Svitlana selbst arbeiten musste. Svitlana Molochko trauert um ihre künstlerische Arbeit, vermisst ihr Studio und ihr Zuhause.

Den Kindern die Kontaktdaten auf die Haut geschrieben

Wie bei so vielen Ukrainerinnen und Ukrainern war auch ihre Flucht aus Charkiw traumatisch – ihren Ehemann, ihre Eltern, ihren Bruder musste die 36-Jährige zurücklassen, und, wie sich am Bahnhof herausstellte, auch den größten Teil ihres Gepäcks. Nur mit einer Tasche für sich, ihre Schwester und ihre Kinder stieg Svitlana Molochko in den Zug, die Reise nach Deutschland war lang und anstrengend, ihre Tochter Eva schlief im Zug auf einem Tisch.

Auch hat Svitlana Molochko ihren Kindern ihre Kontaktdaten auf die Haut geschrieben. Umso dankbarer ist die junge Frau für die gute Aufnahme in Overath. „Alles, was Sie hier sehen“, sagt Svitlana Molochko auf Englisch und umfasst ihr kleines Appartement mit einer ausholenden Gebärde, „ist von deutschen Menschen.“

Tochter Eva hat Platz in GGS Steinenbrück

Sie wolle, sagt sie im Gespräch dennoch, nicht in Deutschland bleiben, sie wolle zurück in die Ukraine, sobald es nur möglich sei. Ihr Ehemann sei dort, ihre Eltern, und sie könne hier in Deutschland nur wenig tun und mache sich zudem große Sorgen um ihre Angehörigen. Das Heimweh ist groß, trotz der freundlichen Aufnahme im fremden Land und der großen Hilfsbereitschaft.

Silke Schemann hat Svitlana Molochko kennengelernt, als sie in ihrem Garten in Immekeppel einen Flohmarkt veranstaltet hat. Seitdem kümmert sie sich um die Mutter von zwei Kindern und hilft ihr, wo sie kann. So hat Molochko mit ihrer Unterstützung nun auch Sozialhilfe beantragen können. Und die kleine Tochter Eva hat ab dem Sommer einen Platz in der GGS Steinenbrück.

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Gern würde Svitlana Molochko auch wieder als Fotografin arbeiten, doch das ist schwierig wegen der fehlenden Kinderbetreuung. Einen Foto-Termin immerhin hat die Ukrainerin organisieren können: Am Aachener Weiher trafen sich die ukrainische Familien auf ihre Initiative hin, die Kinder bekamen blaue und gelbe Luftballons und Svitlana Molochko fotografierte sie, wie sie unbeschwert und weitab vom Kriegsgeschehen über die Wiese hüpften. Molochko hofft, bald wieder mehr fotografieren zu können – doch am meisten hofft sie auf ein Ende des Krieges und darauf, dass sie zurückkehren kann in die Heimat und darauf, dass ihr Fotostudio dort noch steht.

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