Die Kosten für die neue Grundschule verdoppeln sich auf jetzt 21,6 Millionen Euro. Politik nickt Verteuerung ab, ohne nachzubohren.
Bergisch GladbachNeubau der GGS Bensberg wird immer teurer und teurer

Beim Richtfest 2024 waren sich die Planer noch sicher, dass die Kosten für den Neubau der GGS Bensberg nicht mehr steigen würden.
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Der Neubau der GGS Bensberg wird teurer und teurer. Stand jetzt soll das neue Schulhaus 21,6 Millionen Euro kosten. Damit hat sich die Summe verdoppelt, seit der Stadtrat das Vorhaben 2019 genehmigte. Als Eröffnungstermin gibt die Stadtverwaltung jetzt nicht mehr den Herbst 2025, sondern den Sommer 2026 an.
Ursprünglich waren die Kosten für das Großprojekt 2019 nach Abschluss aller Planungen mit 12,5 Millionen Euro veranschlagt. Doch bereits 2022 musste die Stadt die Baukosten Euro scharf nach oben korrigieren: um 6,16 Millionen Euro auf 18,7 Millionen Euro. Doch dabei bleibt es nicht: Jetzt kommen noch einmal 2,92 Millionen Euro obendrauf. Nun nennt die Verwaltung inklusive eines zehnprozentigen Risikopuffers 21,6 Millionen Euro als neue Zielmarke.
Bei solchen hohen Summen drängt sich immer wieder die Frage auf: Werden Schulen unbezahlbar? Was ist, wenn die aktuell auf 160 Millionen Euro geschätzten Kosten für den Neubau der Integrierten Gesamtschule Paffrath im Laufe des Bauprojekts ebenfalls dermaßen in die Höhe schießen? Die Summen kann man sich ja gar nicht mehr vorstellen.
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Die Parteien nahmen in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Schule und Gebäudewirtschaft die Mehrkosten zur Kenntnis – ohne nachzuhaken, wie eine Routine.
Das neue Schulgebäude wird neue Maßstäbe setzen
Das neue dreistöckige Gebäude der GGS Bensberg an der Karl-Philipp-Straße wird in vielerlei Hinsicht Maßstäbe setzen, nicht nur, was die Ausstattung anbelangt. Die Räume für die etwa 200 Schülerinnen und Schüler in acht Klassen werden für die moderne Nutzung mit Computern und Internet ausgestattet.
Im Erdgeschoss befinden sich der Verwaltungstrakt mit Zimmern für Lehrer, Schulleitung und Hausmeister sowie eine Mensa mit hohen Decken und Frischkochküche. In den beiden oberen Etagen sind die Klassenräume, angeordnet nach dem Lernkonzept sogenannter Lerncluster. Lange Gänge, die keinen Nutzen haben, entfallen.
Als Grund dafür, dass die Kosten erneut durch die Decke gehen, führt die Verwaltung in ihrer Vorlage wie beim letzten Mal „eine Vielzahl baubedingter sowie zeitlicher Abhängigkeiten“ an. Dazu gehörten Preissteigerungen bei Material- und Lohnkosten im Baugewerbe.
Hohe Zinsen und Baukosten verteuern laut Verwaltung das Großprojekt
Diese Entwicklungen seien zum Zeitpunkt der ursprünglichen Kalkulation nicht vorhersehbar gewesen und ließen sich nur schwer ausgleichen, heißt es. Zudem hätte der Einbruch auf dem Wohnungsmarkt, ausgelöst durch hohe Zinsen und Baukosten, spürbare Auswirkungen auf die gesamte Baubranche.
Dazu kämen zeitliche Verschiebungen, die ebenfalls für die Verteuerung gesorgt hätten. So verzögerte sich der Abbruch des alten Schulgebäudes, wie berichtet, um ein halbes Jahr – aufgrund unerwarteter bautechnischer Absicherungen sowie Schwierigkeiten bei der Trennung der Schadstoffe vom übrigen Baumaterial.
Die Verschiebung der Rohbauarbeiten auf den Winter 2023/2024 habe dann wiederum witterungsbedingte Verzögerungen im Bauablauf zur Folge gehabt – verbunden mit teils erheblichen Kostensteigerungen für Personal, Geräteeinsatz sowie Sicherheits- und Sicherungsmaßnahmen. Erschwerend dazu gekommen sei die Insolvenz eines bereits beauftragten Bauunternehmers.
Finanziert werden sollen die zusätzlichen Kosten mit Mitteln, die eigentlich für die Planung der Sanierung des Albertus-Magnus-Gymnasiums im städtischen Haushalt für 2025 vorgesehen waren. Diese würden laut Verwaltung in diesem Jahr nicht mehr benötigt.
Auch der Zeitplan für die Eröffnung ist nicht mehr zu halten. Für die Schüler und Lehrer bedeutet dies, der Unterricht muss länger als gedacht am Containerstandort an der Saaler Mühle stattfinden. Die zunächst angepeilte Eröffnung Anfang 2025 konnte nicht gehalten werden, genauso wenig wie der beim Richtfest im Juni 2024 genannte Termin Ende 2025.
Jetzt läuft es auf Sommer 2026 hinaus. Die meisten Kinder haben ihre gesamte Schulzeit in dem Provisorium verbracht und werden das neue Gebäude nie in Funktion erleben.