Bergisch GladbachNeues Stadthaus könnte auf bisherigem Parkdeck entstehen

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Neben Verwaltungsbüros könnte auch die Stadtbücherei in die Rhein-Berg-Passage (Mitte) zwischen S- und Busbahnhof (links) und Paffrather Straße (rechts) einziehen.

Neben Verwaltungsbüros könnte auch die Stadtbücherei in die Rhein-Berg-Passage (Mitte) zwischen S- und Busbahnhof (links) und Paffrather Straße (rechts) einziehen.

  • Dies ist ein Text aus unserem Archiv. Er erschien ursprünglich am 2. September 2021.

Bergisch Gladbach – Das ist für die Stadtentwicklung von Bergisch Gladbach eine große Überraschung, fast eine Sensation: Das neue Stadthaus und die neue Stadtbibliothek sollen gemeinsam in das seit Frühsommer leerstehende Einkaufszentrum Rhein-Berg-Passage einziehen. Die Immobilie liegt zentral in Sichtweite des S-und Busbahnhofs, die Verwaltung bliebe damit in der Stadtmitte. Die Stadt könnte als Mieterin auftreten. Das vorhandene Gebäude soll in Holzbauweise aufgestockt und erweitert werden.

Bislang sei es eine Idee, betont Bürgermeister Frank Stein (SPD) in einer am Donnerstag veröffentlichen Mitteilung. Aber offenbar eine Idee, die schon einiges an Hand und Fuß hat. Am Montagabend berichtete Stein im Ältestenrat der Fraktionsvorsitzenden von der überraschenden Entwicklung, am Tisch saßen die Spitzen von CDU, Grünen, SPD, FDP, Freien Wählern, BP und AfD.

Im Herzen der Stadt, aber nicht selbst gebaut

Vorgestellt wurde das Konzept, um für alles weitere ein Vorab-Mandat der Politik zu bekommen. Das habe er bekommen, so Stein. „Das nehme ich gerne an.“ Die Vorstellung sei aber nur ein erster Schritt „in dem neuen Kapitel“. Der Bürgermeister weiter: „Nichts ist festgelegt. Wir müssen rechnen, prüfen und planen.“ Als Mieter könnte die Stadt nach Um- und Ausbau mit Verwaltung und Stadtbüchereinziehen, als Mieter des Objekts.

Kostenfrage

Am 19. März 2021 hatte der Hauptausschuss die bisherigen Planungen für den Neubau von Stadthaus und Stadtbibliothek politisch gestoppt. Ausschlaggebend waren die Kosten, die nach der damaligen Prognose 62,5 Millionen Euro betragen sollten. Gestartet war das Projekt mit geschätzten 24 Millionen.

Die Rhein-Berg-Passage wurde im September 2007 neu eröffnet, auf dem Gelände des ehemaligen Busbahnhofs mit Parkhaus. Ankermieter war der zur Edeka-Gruppe zählende „Marktkauf“. Noch im März berichtet Johannes Nendel, Geschäftsführer des Projektentwicklers Kintyre, von Kontakten zu Edeka.

„Wir bleiben im Herzen der Stadt, aber wir bauen nicht selbst.“ Der Ausschuss zum Stadthaus-Neubau werde Mitte September ebenfalls über die Ideen beraten. In diesem Gremium müssen die politischen Beschlüsse zum Stadthaus getroffen werden. Der Ältestenrat ist nur ein informelles Gremium ohne Befugnisse.

Viele Fragen noch offen – Keine Kostenschätzung bisher

Fragezeichen gibt es noch einige. Die geschätzten Kosten liegen noch nicht auf dem Tisch. Eine Wirtschaftlichkeitsanalyse steht aus. Zum Zeitplan hält sich die Stadt bedeckt. Auch ob der Umbau des Einkaufszentrums überhaupt machbar ist, muss geprüft werden. Auf dem zweigeschossigen Komplex gibt es bislang ein Parkdeck. Aus dem Einkaufszentrum müsste ein komplett neues Gebäude mit Holz-Aufstockung werden.

Im Frühjahr hatte es zwei parallele Entwicklungen gegeben. Verwaltung und Politik waren wegen unabwägbarer Kosten aus dem Neubau-Projekt auf der Bahnhofs-Brache ausgestiegen, die Ergebnisse eines Architektenwettbewerbs wurden aufgehoben, der Vorvertrag mit dem siegreichen Büro Auer Weber (Stuttgart) gelöst.

Neue, städtebauliche Perspektiven für Innenstadt

Nebenan schloss Vollsortimenter „Marktkauf“ in der Rhein-Berg-Passage seine Tore. Seitdem suchte Projektentwickler Kintyre nach neuen Ideen für das Einkaufszentrum im Eigentum des Immobilienfonds Quilvest Real Estate. Vor vier Jahren hatte die Fondsgesellschaft das Bergisch Gladbacher Objekt für etwa 30 Millionen Euro erworben. Zuvor hatten sich hochfliegende Umbaupläne der Voreigentümer nicht verwirklichen lassen.

Der Gedanke, die Rhein-Berg-Passage zum Stadthaus umzubauen, bringe viele Pluspunkte, berichtet der Bürgermeister. Im Ältestenrat, so die Stadt, habe er gemeinsam mit einem möglichen Investor über die „neue, bessere städtebauliche Perspektive für die gesamte Innenstadt, insbesondere für die Grüne Ladenstraße“ gesprochen.

Sanierung der bisherigen Stadthäuser unwirtschaftlich

Es gebe Kostensicherheit und ein klares Zeitfenster für den Bau, weil die Stadt nicht selber Bauherr sei. Die Immobilie sei vorhanden, und ein Aufbau aus Holz nachhaltig. Photovoltaik und Fassadenbegrünung nennt Stein. Auf Bedürfnisse moderner Arbeitswelten könne flexibel reagier werden. Und: Die eigenen Flächen am Bahnhof (Industriegleisanlagen) könnten nun verkauft werden – hier gab es immer mal wieder den Vorschlag für ein großes Stadtkino.

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Für ihre Mitarbeitenden ist die Stadt seit Jahren bemüht, attraktive Arbeitsplätze zu schaffen. Die beiden Stadthäuser in Nähe des Konrad-Adenauer-Platzes gelten als veraltet, modernen Anforderungen werden sie nicht gerecht. Eine Sanierung ist laut Stadt unwirtschaftlich. Die Bücherei an der Hauptstraße ist einem Betonbau der 70er untergebracht. Auch dieses Gebäude gilt als Sanierungsfall.

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