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Erhalt oder Abriss?Der Geschichtsverein kämpft um seltene Stadthäuser in Bergisch Gladbach

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Ein vierstöckiges Verwaltungsgebäude aus den 1950er Jahren, mit langen Fensterbändern und geschwungenen Balkonen.

Die beiden Stadthäuser im Bergisch Gladbacher Zentrum zeigen die typische Architektur der 1950er Jahre.

Der Planungsausschuss beschäftigt sich am 27. November 2025  mit den Ergebnissen der städtebaulichen Untersuchung. Es gibt mehrere Optionen.

Der Bergische Geschichtsverein Rhein-Berg e.V. kämpft weiter für den Erhalt der beiden Stadthäuser im Zentrum. Denn die Zukunft der aus den 1950er Jahren stammenden Gebäude zwischen Konrad-Adenauer Platz und Gohrsmühle ist ungewiss. Erhalt, teilweiser Erhalt oder vollständiger Abbruch? – Alles ist denkbar.

Am Donnerstag, 27. November 2025, bringt die Verwaltung die Ergebnisse einer städtebaulichen Untersuchung in den Planungsausschuss ein. Sowohl der (Teil-)Erhalt des Bestandsgebäudes als auch ein Neubau wiesen unterschiedliche Vor- und Nachteile auf, heißt es einleitend zu der umfangreichen Analyse.

Entscheidend für Erhalt oder Abriss könnte am Ende das Geld sein

Ausschlaggebend könnten am Ende die Finanzen sein. Denn, so die Verwaltung in ihrer Vorlage: „Der Neubau hat finanzielle Vorteile und bietet größere städtebaulicharchitektonische Gestaltungsspielräume.“ Selbst der auf Umbau spezialisierte Projektentwickler halte den Umbau der Gebäude nur mit einem Preisnachlass auf den Kaufpreis oder den Pachtzins für umsetzbar.

Das alarmiert den Geschichtsverein, der schon früh für den Erhalt der in seinen Augen stadtbildprägenden Gebäude eingetreten ist und die architektonische, historische wie auch gesellschaftliche Bedeutung der beiden Bauwerke betont. Schon im Herbst 2023 hatten die Historiker die Stadthäuser in Zusammenarbeit mit dem Rheinischen Verein als „Denkmal des Monats“ ausgewiesen und damit die Bedeutung dargestellt.

Geschichtsverein nennt Argumente für den Erhalt der Gebäude

Nun habe man aus aktuellem Anlass den politischen Fraktionen im Stadtrat noch einmal die wichtigsten Punkte dargelegt, die für einen Erhalt sprächen, so Lothar Eschbach und Mark vom Hofe, Vorstand des Geschichtsvereins. Dazu zählen:

Ein Treppenhaus windet sich wie ein Schneckenhaus nach oben.

Kunst am und im Bau: Das schneckenförmige Treppenhaus in einem der Stadthäuser ist beeindruckend.

- Der Baustil der 1950er Jahre, mit Elementen, die „typisch für die Aufbruchsstimmung der Nachkriegszeit“ seien. „In Bergisch Gladbach und Umgebung ist mit dieser Architektur kein weiteres Gebäude vorhanden, sodass die beiden Stadthäuser ein Alleinstellungsmerkmal“ hätten, so der Verein. Die Stadthäuser komplettierten die Fülle verschiedener Baustile im unmittelbaren Innenstadtbereich, charakteristisch für verschiedene Epochen.

Stadthäuser komplettieren unterschiedliche Baustile im Zentrum

So die Villa Zanders (erbaut 1873/1874), die Laurentiuskirche (1845 bis nach 1900), Rathaus (1905/1906), Gasthaus Kolter und Bergischer Löwe (1854, um 1903 erweitert, in den 1980er Jahren Umbau durch Gottfried Böhm). In diese Reihe der unter Denkmalschutz stehenden Gebäude fügen sich die beiden Stadthäuser nach Ansicht des Geschichtsvereins „nahtlos ein, da sie für einen neuen Baustil stehen, der sich deutlich vom Historisierenden der übrigen Bauten um den Markt abhebt und damit zugleich die neue Zeit abbildet“.

Das Wandbild „Lebensfreude“ zeigt im Stil der 1950er Jahre drei musizierende Frauen, sowie eine Frau, die einen Korb mit Früchten auf dem Kopf balanciert.

Im Gegensatz zu den beiden Gebäuden steht das Wandbild „Lebensfreude“ von Eberhard Schlotter unter Denkmalschutz. Bei einem möglichen Abriss des Hauses müsste es gesichert werden.

- Beide Häuser verfügten über „künstlerische Besonderheiten“. Kunst am Bau sei damals das Stichwort gewesen. So weist das ehemalige Finanzamtsgebäude an der Gohrsmühle an seiner Südfassade eine Sonnenuhr auf, im Inneren des Gebäudes hängt das als Denkmal ausgewiesene Gemälde „Lebensfreude“.

Das denkmalgeschützte Wandbild müsste notfalls gesichert werden

Das benachbarte Stadthaus verfügt über ein beeindruckendes, sich schneckenförmig nach oben windendes Treppenhaus, das aus Lindlarer Marmor hergestellt wurde, ebenfalls „ein Alleinstellungsmerkmal“. Zumindest das Wandgemälde Lebensfreude müsste bei einem Abriss (die Stadt spricht von „Rückbau“) gesichert werden, sagt auch die Stadtverwaltung.

- Beide Häuser seien in „Skelettbauweise“ errichtet worden, das lasse Spielraum für die ressourcenschonende Neugestaltung und flexible Nutzung der Räume, meint der Geschichtsverein. „Geschäfte im Erdgeschoss, Wohnungen, etwa für Studierende, und/oder Büros sind denkbar und zum Teil auch bereits vorgeschlagen worden.“