Nelson-Mandela-GesamtschuleGladbacher Schüler stellen bei Ausstellung Anne Frank vor

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Schüler beim Rundgang durch die Wanderausstellung.

Schüler beim Rundgang durch die Wanderausstellung.

Bergisch Gladbach – „Lass mich ich selbst sein“ ist der Titel der Wanderausstellung des Anne-Frank-Zentrums Berlin und des Anne-Frank-Hauses in Amsterdam, die aktuell in der Nelson-Mandela-Gesamtschule zu sehen ist. Zahlreiche Porträts und Bilder aus der Zeit des Nationalsozialismus führen durch die Aula. Vier „Peer Guides“ warten gespannt auf die zehnte Klasse, die sie durch die Ausstellung begleiten sollen. Diese „Peer Guides“ sind ein Teil von etwa 30 Schülerinnen und Schüler der Nelson-Mandela-Gesamtschule, die ausgebildet wurden, um ihre Mitschüler durch die Ausstellung führen zu können.

Dana und Eliza, „Peer Guides“ aus der Jahrgangsstufe 13, erzählen, dass sie zuerst selbst an einer Führung von Referenten des Anne-Frank-Zentrums teilgenommen haben, um dann Techniken zum Vermitteln des Gelernten zu üben. Ziel dieser Herangehensweise sei es, dass eine Lernatmosphäre entsteht, die auf Augenhöhe unter Gleichaltrigen stattfindet. Das Kulturamt des Rheinisch-Bergischen Kreises erhofft sich dadurch, dass das Sprechen über historische und aktuelle Themen auf diese Weise einfacher wird.

In Gladbach das Leben der Familie Frank nachvollziehen

Die ausgestellten Bilder zeigen Anne Frank – in der Ausstellung bloß Anne genannt - und ihre Familie in der Zeit von 1929 bis 1945. Parallel werden historische Ereignisse aus Deutschland unter dem NS-Regime gezeigt. So lässt sich das Leben der Familie Frank und die Einflüsse, die die „Judengesetze“ hatten, besser nachvollziehen. Das ist der erste Teil der Ausstellung. Der zweite Teil behandelt die Themen Identität, Vorurteile und Diskriminierung.

Die „Peer Guides“ starten ihre Führung, indem sie Schüler aus der 10. Klasse alles aufschreiben lassen, was sie bereits über Anne und die Zeit des Nationalsozialismus wissen. Nach anfänglicher Zurückhaltung kommt doch vieles an Inhalten zusammen. „Das ihr schon so viel wisst, macht es uns natürlich leichter. Euch natürlich auch“, sagt Eliza. Danach erhalten die Schüler Fotos aus der Zeit zwischen 1929, dem Geburtsjahr von Anne, und 1945. Die Schüler sollen herausfinden, aus welchen Jahren die Fotos stammen, sie in der Ausstellung entsprechend zuordnen und den Kontext erklären. Bei Fragen kommen sie auf die „Peer Guides“ zurück und beachten ihre Lehrerin kaum. Ab dem Punkt in der Ausstellung, wo das Jahr 1942 behandelt wird – das Jahr, in dem Anne ihr Tagebuch geschenkt bekommen hat – wird das Programm unterbrochen.

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Schautafeln auf der Ausstellung Anne-Frank.

Jugendlichen können sich mit Anne Frank identifizieren

Die Schülerinnen und Schüler besprechen, wie sich der Alltag von Anne von ihrem eigenen unterscheidet. Sie bemerken, dass die Bedürfnisse nicht wirklich anders sind, doch die „Judengesetze“ damals ein normales Leben unmöglich machten. Die Jugendlichen können sich gut mit Anne identifizieren. Die Stimmung wird beim Rundgang etwas ruhiger.

Danach geht es in die Ausstellung. Mit dem Leben im Versteck, der Deportation in die Konzentrationslager Auschwitz -Birkenau und Bergen-Belsen und dem Tod im Februar 1945. Vater Otto Frank überlebte als einziger. Das letzte Bild zeigt ihn alleine im leeren Versteck zurück in den Niederlanden.

Teilweise Tagebuch im Unterricht durchgenommen

Es ist ruhig, bevor die Schülerinnen und Schüler in ihre Pause gehen. „Sehr emotional“, findet Marie den letzten Teil. Jasmin findet, dass die parallele Behandlung des Lebens von Anne und der Entwicklung in Deutschland das Verständnis für die Geschehnisse der Zeit verstärkt. Feli erzählt, dass einige das Tagebuch in der achten Klasse gelesen hätten, die Ausstellung aber nochmal helfen würde, das Gelernte besser zu verstehen.

Im zweiten Teil der Ausstellung lernen die Schüler, warum es wichtig ist, dass Anne viel mehr als nur eine Jüdin war. Sie schrieb über sich selbst: „Ich weiß, was ich will, habe ein Ziel, habe eine eigene Meinung, habe einen Glauben und eine Liebe. Lasst mich ich selbst sein, dann bin ich zufrieden!“

„Anne Franks Lebensgeschichte"

Wanderausstellung

Die Wanderausstellung „„Lasst mich ich selbst sein„. Anne Franks Lebensgeschichte“ ist bis einschließlich 17. Februar montags bis freitags von 8 Uhr bis 16 Uhr in der Aula der Nelson-Mandela-Gesamtschule, Ahornweg 70, Bergisch Gladbach, zu sehen. Anmeldungen für Führungen unter: www.nelson-mandela-gesamtschule.de. Der Ausstellungsbesuch sowie die Teilnahme an den Führungen wird für Jugendliche ab der neunten Klasse empfohlen. Besuche von Einzelpersonen zu den Öffnungszeiten und unter Einhaltung der 2G-Plus-Regel ebenfalls möglich. Besucher müssen sich vor dem Besuch der Ausstellung in Raum 444 anmelden, hier werden die Corona-Schutzauflagen kontrolliert und Daten für die Nachverfolgung aufgenommen.

Rückfragen im Sekretariat unter (0 22 02) 93 73 30. Ein barrierefreier Zugang zur Ausstellung ist leider nicht möglich.

Gelerntes an andere weitergeben

Die Schülerinnen und Schüler würden sich auch nicht nur durch ein Wort definieren. Dieses Denken könnte zu Schubladendenken führen und das wiederum zu Diskriminierung. Fragen wie: „Was sagt Anne über sich selbst?“, „Wer bin ich selbst?“, „Wer sind wir?“ und „Wen schließen wir aus?“ helfen, sich mit Anne zu identifizieren und womöglich eigene Vorurteile und ausschließendes Verhalten zu erkennen.

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Abschließend fragen Dana und Eliza, was man selber machen kann, um zu helfen. Carla möchte das, was sie heute gelernt hat an andere weitergeben. Menschen kennenzulernen und „sich selbst davon zu überzeugen, dass die Vorurteile nicht stimmen“ hilft, findet Joel. Die Atmosphäre in der Schülergruppe insgesamt war locker, es entstand der Eindruck, dass das Gelernte gut aufgenommen wurde. Von allen wurde das Thema mit Respekt behandelt.

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