„Leca – Youth and Covid“Gladbacher Albertus-Magnus-Gymnasium spielt Theater

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Die Pandemie mischt die Karten neu. Die Folgen für die Jugendlichen sind erheblich.

Die Pandemie mischt die Karten neu. Die Folgen für die Jugendlichen sind erheblich.

Bergisch Gladbach – Ein Schüler spricht über Reisepläne, sein Gesprächspartner heißt „Träume“ – das ist auf einem Schild zu lesen, das er auf der Brust trägt. Doch es kommt ein dritter Akteur namens Covid dazu und funkt dazwischen. Er macht die Pläne zunichte und verbietet auch Kontakte mit Großeltern und Freunden: „Du wirst sie infizieren“, begründet er das Verbot. Die Beteiligten kommen in Rage, schließlich schreit der Schüler den Störenfried Covid an: „Ich brauche dich nicht!“ Doch den Lauf der Dinge kann er nicht ändern: Der Akteur „Träume“ verwandelt sich und heißt am Ende „Depression“, ein weiterer unliebsamer Geselle namens „Alkoholismus“ kommt dazu. Sie bringen den Schüler zu Boden und sorgen dafür, dass er sich nicht aufrappeln kann.

Die Szene ist Teil der Theaterproduktion „Leca – Youth and Covid“, die Jugendliche aus fünf Ländern am Albertus-Magnus-Gymnasium (AMG) zeigen. Neben rund 20 Schülerinnen und Schülern des AMG sind auch je fünf Gleichaltrige aus Dänemark, Norwegen, Spanien und der Türkei beteiligt, die im Rahmen eines Erasmus-Austauschprojekts an der Schule zu Gast sind. Der Aufenthalt der Gäste ist aber zeitlich begrenzt, in nur einer Woche mussten die Beteiligten ihre Spiel- und Tanzszenen zum Thema „Youth and Covid“ (Jugend und Covid) erarbeiten.

Rund 40 internationale Theater-Aktive

Die Idee der Inszenierung und den äußeren Rahmen haben sich die deutschen Jugendlichen mit ihren Lehrkräften überlegt, doch die Einzelszenen haben die insgesamt rund 40 internationalen Theater-Aktiven binnen fünf Tagen auf die Beine gestellt. „Sie haben sehr fokussiert, sehr konzentriert gearbeitet“, sagt Daniel Klisch, der das Projekt mit seiner Lehrer-Kollegin Tanja Witteck am AMG begleitet.

Ein Schüler mit Namen „Covid“ torpediert die Träume der anderen Heranwachsenden.

Ein Schüler mit Namen „Covid“ torpediert die Träume der anderen Heranwachsenden.

Das Kürzel „Leca“, das die Beteiligten aus Bergisch Gladbach, Kopenhagen, Bergen, Barcelona und Nazilli für ihre Produktion gewählt haben, steht für „Let’s enjoy culture again!“ (Genießen wir wieder Kultur!). Die Devise ist also, trotz der Einschränkungen der Pandemie wieder kulturelles Leben zu gestalten. Dass der Begriff „genießen“ dabei angebracht ist, bestätigt Teilnehmerin Aleksandra (17) aus Norwegen: „Es hat wirklich Spaß gemacht“, sagt sie auf englisch über die einwöchige Theaterarbeit. Gleichzeitig habe Corona für Stress gesorgt: Bei den täglichen Covid-Tests im Theater-Team hatten zwei norwegische Jugendliche positive Ergebnisse und mussten in Quarantäne.

Aufführung mit 80-köpfigem Publikum

Die übrigen im Team mussten umplanen und zunächst auch bangen, sich ebenfalls angesteckt zu haben. Doch am Ende konnte die Aufführung mit einem immerhin 80-köpfigen Publikum über die Bühne gehen. Nach dem Konzept zeigen Kleingruppen von jeweils etwa fünf Jugendlichen ihre selbst entwickelten Szenen, jeweils in einem Klassenraum vor einem Teil des Publikums. Nach einer Einzelszene wechseln die Publikums-Gruppen den Raum, um dort eine andere Szene zu sehen.

Mit Tanz arbeiten fünf Schülerinnen bei ihrem Beitrag „An emotional journey through the pandemic“ (eine emotionale Reise durch die Pandemie): Das Publikum erlebt sie zunächst in einem lebendigen Tanz – bis die Musik gedämpfter wird und die Tänzerinnen nach und nach erstarren. An die Stelle von Bewegung und Gemeinsamkeit treten Rückzug und Vereinzelung, am Ende liegen die Akteurinnen regungslos am Boden.

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Nach den Szenen in den Klassenräumen mündet die Inszenierung in ein Finale in der Aula, wo sich das ganze Theater-Team mit dem gesamten Publikum trifft. Dort erlebt der einzelne Zuschauer die coronabedingten Einschränkungen am eigenen Leib – er bekommt einen Platz zugewiesen, mit genügend Abstand zur Nachbarin: Und so stehen alle in Reih’ und Glied, das Bild ist einförmig und leblos. Die Inszenierung sollte den Jugendlichen, über deren Köpfe hinweg Corona-Vorgaben gemacht wurden, „eine Stimme geben“, sagt Lehrerin Tanja Witteck. Das ist gelungen.

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