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Haus und GrundEigentümer in Rhein-Berg klagen über Bürokratismus und Auflagen

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Das Foto zeigt Hubertus Prinz zu Sayn-Wittgenstein

Der Vorsitzende vion Haus und Grund Rhein-Berg, Hubertus Prinz zu Sayn-Wittgenstein

Im Bürgerhaus Bergischer Löwe in Bergisch Gladbach fand die Mitgliederversammlung von Haus und Grund Rhein-Berg statt.

Die Lage bleibt angespannt. Auflagen für Neubauten und Sanierungen im Bestand nehmen weiter zu, Kosten im Handwerk galoppieren. Haus- und Wohnungseigentümer haben es in diesen Tagen schwer, und Hoffnung ist zumindest kurzfristig nicht in Sicht. Dabei müsste unbedingt mehr gebaut werden, nicht nur im Bereich der öffentlich geförderten Einheiten.

Von schwierigen Zeiten, in denen man sich befinde, musste der Vorsitzende von Haus und Grund Rhein-Berg, Hubertus Prinz  zu Sayn-Wittgenstein, auf der Mitgliederversammlung im Bürgerhaus Bergischer Löwe berichten. Mahnende Worte richtete der Vorsitzende besonders an die Entscheider auf Bundesebene, Sanierungsauflagen seien kaum noch erfüllbar, so sein Fazit. So gelinge jedenfalls kein Aufschwung auf dem Wohnungsmarkt.

Steigende Nebenkosten

Das diesjährige Treffen der Grundstückseigentümer stand im Zeichen der Wohnungskrise. Rund 400 Mitglieder waren erschienen, und sie bekamen schwere Kost serviert. Die Nebenkosten, führte Sayn-Wittgenstein aus, seien allein von 2019 bis 2024 um 55 Prozent geklettert. Dies mache das Wohnen teuer, nicht die steigenden Mieten. „Die Eigentümer haben es nicht mehr in der Hand“, stellt er fest, viele von ihnen erhöhten die Mieten gar nicht mehr. Neue Ideen für die Schaffung von Wohnraum seien erforderlich, mahnte auch der Präsident von Haus und Grund, Dr. Kai Warnecke, an.

„Wir müssen alle ins Gespräch kommen“, konstatierte der Ehrengast des Abends, Staatssekretär Daniel Sieveke aus dem NRW-Bauministerium. Die Umweltbelange seien bei Bauvorhaben immer ein Thema, und neue Baugebiete im Außenbereichen auszuweisen, sei kaum möglich. „Wohnen ist ein Grundrecht“, meinte der Gast aus Düsseldorf und erhielt dafür Applaus. Geförderter Wohnraum sei wichtig, dies dürfe aber nicht anderes überlagen.

Hochrangige Podiumsdiskussion

Beim Bauen gehe es auch nicht nur um geförderte Maßnahmen. Dass sich mit dem künftigen Bauturbo auch etwas in Bergisch Gladbach bewegen wird, berichtete Bürgermeister Marcel Kreutz (SPD) in der Talkrunde mit Erik Uwe Amaya (Haus und Grund Landesverband), Holger Kirchhof (I/D Cologne, früher bei Osmab) und Alexander Dederichs (Gemeinnütziger Bauverein Opladen).

Die Idee, Bauvorhaben schneller umzusetzen, werde die Gladbacher Verwaltung auf jeden Fall aufgreifen, kündigte Kreutz an. „Wir nehmen das an, verantwortungsvoll und mit Augenmaß.“ Kreutz erinnerte an den kommunalen Baulandbeschluss, 30 Prozent geförderten Wohnraum bei größeren Projekten zu schaffen.

Auch das Zanders-Projekt, wo bald 3000 Menschen wohnen sollen, spiele für die Kreisstadt eine bedeutende Rolle. Die stagnierende Umwandlung der ehemaligen Pappenfabrik Wachendorff sprach Kreutz nicht an.

Stabile Mitgliederzahlen

Hoffnung keimt nur vorsichtig und höchstens perspektivisch. Talkmoderator Felix Hettig fragte die Expertenrunde der Reihe nach ab, welche Ziffer sie von 1 bis 10 für eine Besserung der Marktlage in fünf Jahren erwarteten. Unisono kam die „10“ als Antwort. Haus- und-Grund Geschäftsführerin Sylvia Schönenbröcher wird dies gerne vernommen haben.

Der Beratungsbedarf für die Mitglieder steige aktuell weiter, berichtete die Rechtsanwältin in ihrem Jahresrückblick. 6752 Mitglieder seien aktuell im Verein, diese Zahl bleibe stabil auf hohem Niveau. Im damit größten Verein im Kreis bleibt es auch bei dem im vergangenen Jahr gewählten Vorsitzenden  Hubertus Prinz zu Sayn-Wittgenstein, nach dem überraschenden Rücktritt des vorherigen Vorsitzenden.

Neuwahlen standen nur für die Position eines der stellvertretenden Vorsitzenden an, der Gladbacher Jürgen Kops erhielt ein einstimmiges Votum durch Hochheben der Stimmkarten. Der formale Teil war damit recht zügig abgehakt, die nachfolgende Podiumsdiskussion geriet zum eigentlichen Höhepunkt des Abends. Für die Bundestagsabgeordnete Caroline Bosbach war Gladbachs Bürgermeister spontan eingesprungen und berichtete über die Bauturbo-Pläne der Verwaltung.

Für die Versammlung, darunter auch der ein Grußwort sprechende Landrat Arne von Boetticher sowie mehrere Bürgermeister und stellvertretende Bürgermeister aus Rhein-Berg, ging es danach in den dritten Teil, den Austausch bei feinen Häppchen auf den Fluren des Bürgerhauses. Auch Netzwerken gehört immer zu den Jahrestreffen von Haus und Grund.