Trotz KrisenDas Weihnachtsgeschäft in Rhein-Berg wird wieder normaler

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Menschen laufen durch die Gladbacher Fußgängerzone.

Die Einkaufsstraßen sind voll, das Geschäft läuft gut, kurz vor den Weihnachtstagen.

Händler der Region berichten von einem „mäßig bis guten“ Ergebnis im Schlussspurt vor Heiligabend.

Für viele Händler ist die Woche vor Weihnachten eine Art Schicksalswoche. Das Weihnachtsgeschäft entscheidet darüber, ob es ein gutes oder ein schlechtes Jahr war. Die zentralen Verbände - wie etwa der Handelsverband Nordrhein-Westfalen Rheinland - sprechen von einem eher mäßigen Geschäft und hoffen auf eine Art Schlussspurt kurz vor den Feiertagen. Wir haben uns in der Region umgehört.

Viele Augen schauen auf die Entwicklung in Bensberg. Denn dort kämpfen die Einzelhändler ja auch mit einer Riesenbaustelle. Die Vorsitzende der Bensberger Händlerschaft, Astrid Baldauf, berichtet von einem „mäßig bis guten“ Ergebnis laut Aussage ihrer Mitglieder. „Richtig unzufrieden war keiner - trotz Baustelle.“

Baustelle in Bensberg beeinflusst das Weihnachtsgeschäft

Ohne Baustelle wäre es aber sicher noch besser gelaufen, so der Tenor. Insbesondere bei hochpreisigen Geschenken laufe es gut. „Alles was von der Stange kommt, also überall gekauft werden könnte, läuft nicht so gut.“ So gesehen setzen sich die Bensberger Händler vom allgemeinen Trend ab. Baldauf selbst arbeitet übrigens in einer Apotheke. Und dort brumme das Geschäft wie selten. „Das hat aber nichts mit Weihnachten zu tun, sondern mit den vielen Erkältungskrankheiten.“

Das „Winterdorf“ auf dem Refrather Peter-Bürling-Platz zieht als Magnet die Besucher in den Stadtteil von Bergisch Gladbach. Die Buden und Hütten locken bis in den Abend die Refrather an, dies wird oft verbunden mit einem Bummel über die Shoppingmeile am Siebenmorgen. „Wir hoffen auf einen weiteres Anziehen im Einzelhandel“, sagt Astrid Gebauer, Vorsitzende der Interessengemeinschaft der Refrather Händler.

Vor Weihnachten wird viel Deko gekauft

„In meinem Geschäft ist genug zu tun“, berichtet die Friseurmeisterin. Auch für die Händler in den Bereiche Einrichten und Dekoration habe das Weihnachtsgeschäft eine gute Auftragslage gebracht. „Gerade vor den Tagen wollen viele ihre Wohnzimmer herrichten.“ Eine übergreifende Aussage zur Refrather Händlerschaft, mit ihren Boutiquen, der Buchhandlung und manch anderem mehr, falle ihr aber schwer. In den letzten Tagen vor dem Fest biete sich der Refrather Handel als Anziehungspunkt an.

Anfang Januar, auf einem Netzwerktreffen der Mitglieder, wollen sich die Händler in Sachen Weihnachtsgeschäft vertiefend austauschen. Astrid Gebauer berichtet von einem Trend. Es sei auffallend, dass sich immer mehr Paare dafür entschieden, sich an Weihnachten nichts zu schenken. Jedenfalls nichts Materielles. „Zeit ist zum Beispiel ein Geschenk.“

Kunden in Bergisch Gladbach sind rechtentspannt

„Sagen wir so, es wird von Tag zu Tag mehr“, beschreibt Mark Peters, Vorsitzender der Interessengemeinschaft Bergisch Gladbach-Stadtmitte, mit einem Lächeln in der Stimme die Entwicklung der Geschäfte im Endspurt auf das Weihnachtsfest. Die Kunden seien recht entspannt, schildert er, aber die Stadt sei voll.

„Anfangs, so Ende November, Anfang Dezember, hatte man Bedenken“, sagt der Vorsitzende der IG, „aber die Kauflaune hat sich unterdessen deutlich verbessert. Es entwickelt sich   zu einem normalen Weihnachtsgeschäft.“ Zu Beginn der Weihnachtssaison sei die Kauflaune noch verhalten gewesen, doch der Endspurt zeige, dass die Bilanz der Händler sehr positiv sein werde. Auch für Samstag, 23. Dezember, rechnet Peters mit einer vollen Innenstadt, Händler hätten ihre Öffnungszeiten bereits verlängert. „Besonders hat mir gefallen, dass einige Geschäfte nur für umliegende Kollegen Sonder-Aktionen gemacht haben – wir Händler müssen ja auch mal einkaufen können.“

Umsatz anfangs schleppend, aber jetzt zufriedenstellend

Angelika Assenmacher, Managerin der Rhein-Berg-Galerie, ist ebenfalls guten Mutes, was den Weihnachtsumsatz angeht: „Am Anfang war es ein bisschen schleppend, aber nun sind wir soweit zufrieden, und wir sind gut darauf vorbereitet, dass es in der Rhein-Berg Galerie in den nächsten Tagen richtig voll wird.“

Natürlich müsse man bedenken, dass die Marge eventuell geringer sei wegen gestiegener Einkaufspreise und der allgemeinen Teuerungsrate, vielleicht auch mancher Käufer ein geringeres Budget habe als in den Vorjahren, doch insgesamt sei die Stimmung gut. Assenmacher: „Wir nutzen die Vorteile des stationären Handels, so mancher möchte eben nicht auf den Paketboten warten oder sich bei Online-Käufen die Rennerei zur Post bei Umtausch und Rückgabe antun.“ Mindestens das Vorjahres-Niveau, so das Ziel, solle erreicht werden.

In Rösrath stellt Hans Kautz, Vorsitzender des Vereins „Gemeinsam für Rösrath“ (GfR) fest, das Weihnachtsgeschäft verlaufe „ein bisschen schleppend“. Nach den Rückmeldungen, die er von den   Geschäftsleuten in der Rösrather Stadtmitte erhalten hat, würden diese sich jedenfalls eine größere „Einkaufsbereitschaft“ bei ihrer Kundschaft wünschen. Alexander Bücken als Vorsitzender von „Einkaufen in Overath“ berichtet, dass nach verhaltenem Beginn die Kauflaune nun gestiegen sei und hofft auf gute Ergebnisse für die Einzelhändler.


Verdi Streik vor dem Kaufland

Das Weihnachtsgeschäft fällt in die Tarifauseinandersetzung im Einzelhandel. Nach Ansicht der Gewerkschaft Verdi blockieren die Arbeitgeber im Handel eine Tariflösung. Sie seien nicht bereit, ein „verhandlungsfähiges Angebot“ vorzulegen, das den Reallohnverlust durch Inflation ausgleicht.

Deshalb werde landesweit bis einschließlich Samstag an verschiedenen Standorten gestreikt. Schließlich treffe der Reallohnverlust eine Klientel, das ohnehin zu den gering verdienenden Menschen gehöre. In Bergisch Gladbach ist für Freitag um 10 Uhr eine „Gabentisch-Aktion“ vor Kaufland geplant. Bergisch Gladbach ist damit eine von fünf Städten, in denen Verdi Sonderaktionen plant. In Köln wird es eine „Wunschzettel- und Lichteraktion“ geben. (nie)

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