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ÜberschwemmungBedburger räumen nach dem schweren Unwetter ihre Häuser auf

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Zu sehen ist, wie ein Mann in einem weißen Overall Sperrmüll auf einer Schubkarre in einen Container schiebt.

In der Ressourcenschutzsiedlung in Kaster liefen nach dem Unwetter die Aufräumarbeiten. Die Stadt stellte Container für den Sperrmüll zur Verfügung.

Fast in allen Bedburger Ortsteilen sind schwere Schäden zu verzeichnen. In Kaster sind mehrere Häuser vorerst nicht mehr bewohnbar.

„Wir sind alle wohlauf, es gibt Schlimmeres.“ Eine Frau steht auf einer immer noch schlammverschmierten Straße in der Ressourcenschutzsiedlung in Kaster und spricht ihren Nachbarn Mut zu. Die Anwohner treffen sich immer wieder bei ihren Gängen zu den Containern, wenn sie all das von ihrem Hab und Gut in den Sperrmüll geben, was nach dem Starkregen in der Nacht zu Dienstag, 9. September, unbrauchbar ist.

„Habt ihr Strom?“ – „Wie hoch stand bei euch das Wasser?“ – „Habt ihr schlafen können?“ In den Gesprächen der geht es um das immer selbe Thema: das fürchterliche Unwetter, das innerhalb weniger Stunden unfassbare Mengen an Wasser über Bedburg ausgeschüttet hat. „Das Wasser kam aus dem Wald“, sagt René Wieland. Er habe kniehoch im Nass gestanden. Dank einer Elementarversicherung stünden bereits Bautrockner in seinem Haus.

Bedburg: Radlader räumten schlammüberspülte Straße wieder frei

Seit Dienstagnachmittag laufen in der ganzen Stadt die Aufräumarbeiten, etwa in Oppendorf, Millendorf und Lipp, wo der sonst zumeist trockene Pützbach zu einem reißenden Fluss angeschwollen war und sein Bett verlassen hatte, in Kirch-/Grottenherten, Kaster, in Pütz oder auch Kirdorf. Am Mittwoch war die Landesstraße 279 zwischen Kirchherten und Bedburg wegen Überspülung noch immer gesperrt. Im Weiler Hohenholz räumten ein Radlader und eine Kehrmaschine die verschlammte Straße wieder frei.

„Es sieht ganz schön wüst aus“, sagte Bedburgs Bürgermeister Sascha Solbach (SPD) am Dienstagabend, als die Feuerwehren nach stundenlangem Einsatz endlich wieder einrückten. „Das wird eine Zeitlang dauern, bis der Schlamm raus ist.“ In der Ressourcenschutzsiedlung seien eine Reihe von Häusern auf längere Zeit nicht bewohnbar. Es gebe teilweise massive Schäden. Die Stadt bringt laut Solbach Familien, die nicht mehr in ihr Zuhause zurück könnten, in Wohnungen unter. Nach Angaben der Kommune sollen vier bis fünf Familien in der Ressourcenschutzsiedlung betroffen sein, dazu noch „wenige weitere Personen aus den umliegenden Ortsteilen“. 

Der Rewe-Markt Dugandzic unterstützt die betroffenen Bedburgerinnen und Bedburger mit warmen Mahlzeiten, die Bäckerei Boveleth spendiert belegte Brötchen und Heißgetränke wie Kaffee und Kakao, Kaltgetränke inklusive Lieferung werden vom Getränkemarkt Trinkgut beigesteuert. Die Mitarbeiter des städtischen Bauhofs sind in Teams unterwegs, um Schlamm und Unrat zu beseitigen und die Bürgerinnen und Bürger bei den Aufräumarbeiten zu unterstützen.

Zu sehen ist ein Radlader, der Erde bewegt.

Im Weiler Hohenholz räumten städtische Mitarbeiter die mit Schlamm überspülten Straßen wieder frei.

Dass nicht noch Schlimmeres passiert sei, habe man dem großen Einsatz zahlloser Helfer zu verdanken. So seien auch Feuerwehrleute aus Köln und Bonn in Bedburg im Einsatz gewesen, ebenso Helfer vom Roten Kreuz, den Maltesern, den Johannitern oder dem Technischen Hilfswerk, aber auch spontane freiwillige Helfer. Auch die Nachbarschaftshilfe sei großartig gewesen.

Nun gelte es, aus dem Geschehen zu lernen. „Wo ist was passiert, wo hat sich das Wasser welchen Weg gebahnt?“ Es gebe nicht die eine Ursache für die vielen und schweren Schäden, klar sei aber, dass die große Menge an Wasser, die in wenigen Stunden auf Bedburg niedergegangen sei, an vielen Stellen in der Stadt für große Probleme gesorgt habe.

Michael Stupp, Fraktionsvorsitzender der CDU, forderte mehr Tempo und Nachdruck beim Überschwemmungsschutz. Es gebe Daten zu Fließbewegungen bei Starkregen im Stadtgebiet beim Bundesamt für Kartographie und Geodäsie und dazu das Wissen um die neuralgischen Punkte in Bedburg. „Dieses Wissen sollten wir nutzen, geeignete Schutzmaßnahmen zu ergreifen“, sagt Stupp. Für die nun betroffenen Gebiete solle es zudem Sofortmaßnahmen geben. „Hier gibt es gute Besipiele aus anderen Kommunen, die Wasser mit recht einfachen Maßnahmen von bewohnten Bereichen abhalten, zum Beispiel Barrieren aus Baumstämmen, Steinen, Gräben, Mauern.“

Viel zu tun gab es auch im Tagebau Garzweiler, wo der heftige Regen Erdrutsche in den Böschungen ausgelöst hatte. „Das musste alles zurückgeschoben werden“, sagt RWE-Sprecher Simon Lorenz. Es habe keine bedrohlichen Situationen gegeben, sei aber viel Arbeit gewesen. Auf Fotos aus dem Tagebau war auch eine unterspülte und abgerutschte Bandstraße zu sehen.

Nach Angaben der Bedburger Stadtverwaltung werden Straßensperrungen wegen Überflutung und Reinigungsmaßnahmen Stück für Stück wieder aufgehoben werden. Die Stadt bittet vorsorglich darum, von „Katastrophentourismus“ in die betroffenen Gebiete aus Rücksichtnahme auf die Anwohnerinnen und Anwohner, aber auch die dort gerade arbeitenden Unternehmen abzusehen.