Kann Karneval im Sommer bei Temperaturen von über 30 Grad Celsius funktionieren? Die Antwort ist „Ja“, wenn man es wie die Bedburger Narrenzunft (BNZ) anfängt und das Summerjeck-Festival auf die Beine stellt – am Samstag auf dem Schlossparkplatz bereits zum vierten Mal.

Man braucht dafür den Mut, ein finanzielles Risiko für die Kosten eines solchen Festivals einzugehen und die Hoffnung, am Ende Geld für die Vereinsarbeit zu erlösen – zum Beispiel um für die Tanzgruppen neue Kostüme oder für das Musikkorps neue Instrumente anschaffen zu können. Und man muss den Wunsch haben, zeigen zu wollen, dass Karneval mehr ist als das, was sich in den wenigen Monaten im Jahr während der Session abspielt, gerade wenn man sich wie die BNZ als Familiengesellschaft versteht. Und man braucht rund 60 Vereinsmitglieder, die mit anpacken, aufbauen und den Getränkestand betreuen.

Bedburg: Mischung aus Familienfest und karnevalistischen Musikfestival

So präsentierte sich das Summerjeck-Festival als eine Mischung aus sommerlichen Familienfest und karnevalistischen Musikfestival. Die Kinder waren beschäftigt mit der Hüpfburg, Schminkaktion, Luftballons-Falten, Gokart-Fahren und vor allem den Wasserspielen, unter denen auch viele Erwachsene zwischendurch Erfrischung suchen.

Die Einbindung in die Stadtgesellschaft wurde durch die zahlreichen regionalen und vor allem lokalen Sponsoren erreicht, für die eigens ein VIP-Bereich abgetrennt wurde, und durch die Überraschungsband, die den Festivaltag eröffnete: Die Recovered Dimensions, die rockige und poppige Coversongs auf die Bühne bringen, bestehen aus jungen Musikern, die sich im Bedburger Jugendzentrum CAPO zusammengefunden und dort ihre musikalische Bildung bekommen haben.

Die Kindertanzgruppe der BNZ-Pänz, für Kinder von sechs bis zwölf Jahren, die seit Ostern für die nächste Session probt, hatte die Gelegenheit, unter großem Beifall einen Auftritt hinzulegen – Familie und Karneval kamen so zusammen.

Es wurde getanzt, geschunkelt und textsicher mitgesungen

Als dann die erste von vier bekannten Kölner Karnevalsbands an diesem Abend, Eldorado, die Bühne betrat, passierte das, was das Lied vom„ Trömmelche“ beschreibt: Die Musiker sind genauso wie das Publikum ansatzlos auf Betriebstemperatur, die Barriere zwischen Bühne und Feiernden ist sofort aufgehoben. Es wird getanzt, geschunkelt und textsicher mitgesungen. Der Wechselgesang zwischen Band und „Freiluft-Saal“ schallt bis in die umliegenden Straßen. Und auch bei einem neuen Lied, das Eldorado-Sänger Manuel Sauer als Weltpremiere ankündigt, ist zumindest der Refrain schnell mitsingfähig gelernt: Karneval in Bedburg unter Sonnenschirmen und mit Abkühlung von Tischventilatoren.

Einer, der die Kommunikation mit seinem Publikum besonders gut beherrschte, ist Domstürmer-Sänger Micky Nauber. Man hatte das Gefühl, er könnte genauso gut vor der Bühne mitfeiern. Da passet es, dass er eine Gruppe Kinder auf die Bühne holt, die ihn vor dem Auftritt danach gefragt haben, und mit ihnen und dem Publikum zusammen singt, wobei er seine beeindruckende Stimme zurücknimmt.

Gute Stimmung bis nach Mitternacht

Und selbst in den Umbaupausen wird vielfach mitgesungen, getanzt, mit Freunden palavert oder für ausreichend Flüssigkeitszufuhr gesorgt, denn BNZ-DJ Stephan Engels hielt mit seiner ausschließlich karnevalistischen Songauswahl die Karnevalsstimmung hoch.

Rosenmontag

1000 Teilnehmer bei Zug im Bedburg Kirch-Grottenherten

Von

Rafael Greboggy

Merken

Als gegen 21.45 Uhr die Paveier die Bühne betraten, ging die Sonne gerade unter. Die Hitze auf dem Festivalgelände ging zurück, die Stimmungstemperatur aber blieb hoch, auch noch als die Klüngelköpp den Abend kurz nach Mitternacht beschließen. Für die fleißigen Helfer der Bedburger Narrenzunft warten am nächsten Tag ein paar Stunden Abbauarbeit mit dem Gefühl: „Es hat sich gelohnt.“