Nach Krieg und GefangenschaftAntje Offermanns aus Bedburg feiert 100. Geburtstag

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Zufrieden und topfit ist Antje Offermanns, die 100 Jahre alt geworden ist.

Bedburg-Lipp – Antje Offermanns ist topfit. Nur das Laufen fällt ihr schwer, aber das ist auch schon alles, was darauf hinweisen könnte, dass sie 100 Jahre alt sein könnte.

Geboren wurde Antje Offermanns am 19. Juli 1922 im schleswig-holsteinischen Dithmarschen. Johnny Weissmüller, später als Tarzan auf allen Kinoleinwänden zu sehen, war in Amerika wenige Tage zuvor als erster Mensch die 100 Meter in unter einer Minute geschwommen.

Antje Offermanns versorgte Soldaten auf dem Weg in den Zweiten Weltkrieg

In Neumünster wuchs Antje Offermanns auf, machte am dortigen Gymnasium ihre Mittlere Reife und absolvierte eine Ausbildung zur Kindergärtnerin.

Statt danach in ihrem Beruf zu arbeiten, wurde sie mit Ausbruch des Zweiten Weltkriegs zum Arbeitsdienst eingezogen. Im Hamburger Hauptbahnhof versorgte sie im Auftrag des Roten Kreuzes Soldaten, die dort auf dem Weg an die Front Station machte. „Für die gab es nur Büchsensuppe und solches Zeug“, erinnert sie sich. Als Schwesternhelferin ging es dann weiter nach Litauen in ein Lazarett.

Dort verlor sie einen Finger nach einer Blutvergiftung infolge einer kleinen Verletzung, die sie am OP-Tisch erlitten hatte. „Im Lazarett war es mit der Desinfektion damals nicht weit her“, erinnert sie sich.

Als Fürsorgerin lernte Bedburgerin ihren Ehemann kennen

Nach dem Rückzug der Truppen aus Litauen kam sie nach Rügen, geriet in dänische Gefangenschaft und kehrte im Oktober 1945 in einem Bahnwaggon über Cuxhaven zurück nach Neumünster.

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1949 verlobte sie sich mit Hermann Offermanns. 

Während einer neuerlichen Ausbildung zur Fürsorgerin, „heute würde man das Sozialarbeiterin nennen“, lernte sie Hermann Offermanns kennen, der auf dem Millendorfer Offermannshof beheimatet war. 1950 fand in Neuss „zwischen Neumünster und Bedburg, damit meine Familie nicht so weit fahren musste, und weil wird dort einen Pfarrer kannten“, die Hochzeit statt.

Seit drei Jahren ist die 100-Jährige Witwe

Bis 1985 lebte das Paar mit zwei Kindern auf dem Millendorfer Hof. Dann zog die Familie ins neu gebaute Eigenheim an der Lipper Virchowstraße um. Vor drei Jahren ist Hermann Offermanns im Alter von 97 Jahren gestorben. „Wir waren 69 Jahre lang verheiratet“, sagt die Jubilarin nachdenklich. Seitdem lebt die Seniorin weitgehend selbstständig in ihrem Eigenheim.

Ihre Hobbys sind Lesen, das Sammeln von Briefmarken und „Gehirnjogging mit Rätseln“. Früher war sie sportlich und ist viel und gern geschwommen. Auch gekegelt haben sie und ihr Mann regelmäßig, „zeitweise in drei Clubs gleichzeitig“, erzählt Antje Offermanns.

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„Ich habe bis heute nie darüber nachgedacht und nie erwartet, dass ich 100 Jahre alt werden könnte. Das liegt ja nicht in unserer Hand“, sagt die Seniorin. „Wir haben immer gesund und diszipliniert gelebt“, ist ihre Erklärung. „Ich bin sehr zufrieden mit meinem Leben. Auch wenn heute alles im Schneckentempo geht.“

Zu einer Feier des runden Geburtstags sind die Familie, zu der inzwischen auch fünf Enkel und fünf Urenkelkinder gehören, und die Nachbarschaft eingeladen.

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