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Bernd Stelter im Interview„Ich kann nicht die gleichen Witze machen wie vor 30 Jahren“

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6 min
Bernd Stelter trägt einen blauen Pulli, eine runde Brille und lächelt. Er schiebt ein Fahrrad. Im Hintergrund viel Grün.

Bernd Stelter tritt beim Cologne Comedy Festival im Medio Rhein Erft in Bergheim auf.

Bernd Stelter tritt beim Cologne Comedy Festival in Bergheim auf. Im Interview erzählt er, wie Rudi Carrell seinen Stil prägte.

Bernd Stelter, geboren 1961 in Unna, prägte die deutsche Medienlandschaft. Er ist Liedermacher, wirkte zehn Jahre lang bei der Comedy-Show „7 Tage, 7 Köpfe“ mit, moderierte Quiz-Shows und ist im Kölner Karneval aktiv. Für das Cologne Comedy Festival kommt er nach Bergheim. Im Interview erzählt er, woher seine Liebe für die Niederlande kommt und welcher Leitsatz von Rudi Carrell seine Arbeit prägt.

Herr Stelter, für das Cologne Comedy Festival kommen Sie für ein deutsch-holländisches Special nach Bergheim. Warum sind Sie Holland-Fan?

Bernd Stelter: Ich verbringe den Sommer in Zeeland und bin immer an Silvester da. Und ich schreibe natürlich meine Zeeland-Krimis. Das sind Gewohnheits-, Wohlfühl- und Rückzugsorte. Sagen wir mal, man hat Karneval gerade hinter sich. Und wenn man dann an den Strand geht, dann sieht man plötzlich, wie klein man ist. Dann sind auch die Probleme alle plötzlich wieder viel kleiner. In dem Moment, an dem ich über der Deichkrone das Meer sehen kann, bleibe ich stehen und versuche diesen Moment wirklich wahrzunehmen. Es ist ganz wichtig, dass man die glücklichen Momente einsammelt. Und das ist so einer. Ich weiß da genau, dass er kommt.

Die kleinen, glücklichen Momente muss man einsammeln. Wenn man genug eingesammelt kriegt, wird man ein zufriedener Mensch. Und diese Momente findet man am Meer.
Bernd Stelter über das Glück

Woher kommt Ihre Liebe zum Meer?

Ich hatte als Kind Asthma. Der Arzt hat immer gesagt, wir sollten an die Nordsee. Das Problem war, mein Papa war Metallarbeiter und meine Mutter war Hausfrau. Urlaub an der Nordsee war da nicht drin. Dann hat er auf der Arbeit irgendwo ein Zelt gekauft. Wir haben es in den VW Käfer gepackt und sind damit in die Nordsee gefahren. Für mich waren das die Urlaube schlechthin. Wenn Sie durch Buchläden gehen, lassen Sie die Glücksbücher alle liegen. Glück ist kein Zustand. Wenn man dem Glück hinterherjagt, dann wird man es nicht finden. Glück sind Momente. Die kleinen, glücklichen Momente muss man einsammeln. Wenn man genug eingesammelt kriegt, wird man ein zufriedener Mensch. Und diese Momente findet man am Meer.

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Bernd Stelter findet, die Deutschen müssten gelassener sein

Es sind bei den Menschen ja immer die Berge oder das Meer. Können Sie erklären, woran das liegt?

Bei mir ist es wirklich das Meer, und ich kann Ihnen auch nicht erklären, woran das liegt. Ich bin jetzt Opa geworden. Meine Tochter hat mir Bilder geschickt, wie sie mit ihrer kleinen Tochter an genau der Stelle spazieren geht. Das sind Momente, wo ich denke: Da ist ganz viel richtig gelaufen. Ich hoffe, dass die Kinder auch ein bisschen in Holland groß werden.

Wie würden Sie die Beziehung zwischen Deutschland und Holland beschreiben?

Ich denke, die Beziehung war früher mal schlechter. Heute ist das ziemlich angenehm. Den Holländern kommen die Deutschen oftmals ein bisschen arrogant vor. Das ist ja auch irgendwo klar. Die Niederländer sprechen alle Deutsch und kein Deutscher spricht Niederländisch. Da denkt man sich doch: Warum ist das so? Ich habe Niederländisch gelernt, und das ist etwas, was die Sache erheblich vereinfacht. Ich glaube, die Deutschen sind auch nicht so gelassen wie Niederländer im Durchschnitt. Mein aktuelles Programm heißt: „Regt dich nicht auf. Gibt nur Falten!“ Man sollte sich abends vor dem Schlafen hinlegen und überlegen: Was habe ich heute Schönes erlebt? Man sollte nicht Tagesthemen gucken und dann ins Bett gehen. Aber ich glaube, die Deutschen regen sich einfach unglaublich gerne auf, das ist ihr Hobby.

Herbst und Winter drücken bei vielen Menschen auf die Laune. Wie kommen Sie durch die dunkle Jahreszeit?

Wenn ich unterwegs bin, dann suche ich mir Wanderungen raus und gucke mir schöne Ecken an. Das mache ich fast jeden Tag. Fünf Mal in der Woche mache ich meine 10.000 Schritte. Gerade wenn es im Herbst und Winter dunkler wird, muss man draußen sein. Man will sich verkriechen, man will sich zu Hause hinsetzen, wo es warmen Tee gibt. Nein: Man muss rausgehen, denn die wenigen Sonnenstrahlen, die da sind, muss man mitnehmen. Aber der Deutsche setzt sich ja gerne zu Hause vor den Fernseher oder vor dem Computer. Und dann ist es vorbei.

Rudi Carrell prägte Stelters Stil

Sie haben in der Comedyshow „7 Tage, 7 Köpfe“, als Moderator für den WDR oder im Kölner Karneval sicher viele schillernde Gestalten kennengelernt. Gibt es da jemanden, den sie besonders bewundern?

Rudi Carrell war für mich natürlich eine besondere Person. Ich habe mit Rudi zehn Jahre lang bei „7 Tage, 7 Köpfe“ gearbeitet und von ihm wirklich viel gelernt. Der wichtigste Satz war: Wenn du den Leuten einen schönen Abend machen willst, bring sie zum Lachen; wenn du ihnen einen tollen Abend machen willst, dann bring sie zum Lachen und zum Weinen. Das ist typisch Rudi Carrell gewesen. Und man sieht wieder: Bei mir sind die Holländer wichtige Personen.

Ich kann heute sehr gut Balladen schreiben, aber ein richtiges kurzes Lied über Blödsinn fällt mir heute schwerer als vor 30 Jahren.
Bernd Stelter über die Veränderung beim Altern

Bestimmt dieser Ansatz auch ihre Comedy?

Ich sage immer: Ich bin kein Comedian. Stand-up-Comedy kommt ja aus England oder Amerika. Da steht einer auf, geht auf die Bühne, macht eine Viertelstunde Blödsinn und setzt sich wieder hin. Wenn er gut war, darf er wiederkommen. Die Leute lachen sich scheckig. Man kann das ein bisschen mit Karneval vergleichen. Aber wenn man zwei Stunden lang nur lachen soll, ist das langweilig. Man hat ja auch andere Gefühle. In meinem aktuellen Programm habe ich ein Stück über Respekt, da gibt's zwölf Minuten lang mal gar nichts zu lachen. Es ist einfach nur mal eine Geschichte darüber, warum es wichtig ist, respektvoller zu sein. Ich mache auch gerne mal ein Witz über dummes Zeug. Mein Kollege Jürgen von der Lippe hat mal gesagt, der schmutzige Witz ist menschliches Grundbedürfnis. Man muss aber, wenn man mal unter die Gürtellinie geht, wieder zurückkommen.

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Unterhaltung: Reg´dich nicht auf. Gibt nur Falten! - hier anschauen

Der Bernd Stelter der Gegenwart ist also nicht nur lustig, sondern auch weise geworden.

Ich bin jetzt 64 Jahre alt. Da habe ich mich natürlich verändert und dementsprechend hat sich auch mein Programm verändert. Ich kann nicht die gleichen Witze machen wie vor 30 Jahren. Das wäre nicht authentisch. Ich kann heute sehr gut Balladen schreiben, aber ein richtiges kurzes Lied über Blödsinn fällt mir heute schwerer als vor 30 Jahren. Ich kriege es noch hin, aber ich brauche länger dafür.

Sie sind sogar in die 17. Bundesversammlung gewählt worden. Wie kam das eigentlich zustande?

Ich bin ja immer politisch interessiert gewesen und habe auch immer Haltung gezeigt.  Ich habe eine Anfrage von der CDU Nordrhein-Westfalen erhalten, ob ich Interesse hätte, für die CDU in der Bundesversammlung zu sein. Da habe ich gesagt: Was heißt hier Interesse, ich wäre kackstolz. In Berlin habe ich dann Dieter Nuhr getroffen, der für die FDP kam, und Dietmar Bär für die SPD. Und wir haben alle den gleichen gewählt. Ich fand, das war ein sehr angenehmes Beispiel von Demokratie. Ich möchte mich für unsere Demokratie, für unsere Republik einsetzen, mit dem, was ich tun kann. Deshalb war ich sehr stolz, Mitglied der Bundesversammlung zu sein.

In Bergheim werden Sie ja mit vier weiteren Künstlern auftreten. Was erwartet die Gäste des Medio am 9. November?

Patrick Nederkoorn ist dabei, ein sehr witziger niederländischer Comedian. Dann ist Mirja Regensburg dabei, eine ganz spannende Kollegin. Und Ludger Kazmierczak, eigentlich ein Journalist, der aber auch eine ganz besondere Beziehung zu den Niederlanden hat. Und ich moderiere das Ganze und erzähle auch ein bisschen was. Also ich glaube, das wird eine sehr vielschichtige, sehr bunte, schöne Geschichte, oder wie der Holländer sagt: Lekker. Wir werden da ganz sicher lekker lachen.

Zum Cologne Comedy Festival

Zum ersten Mal findet im Rahmen des Cologne Comedy Festival auch eine Veranstaltung in Bergheim statt. Für „Lekker Lachen – Deutsch-Holländische Comedy Special“ wird Bernd Stelter die Bühne mit Mirja Regensburg, Patrick Nederkoorn, Niklas Siepen und Ludger Kazmierczak teilen. Sonntag, 9. November, 20 Uhr, Medio Rhein Erft, Konrad-Adenauer-Platz 1, 50126 Bergheim.

Wir verlosen fünfmal zwei Karten für die Veranstaltung „Lekker Lachen – Deutsch-Holländische Comedy Special“ mit Bernd Stelter in Bergheim. Wer an der Verlosung teilnehmen möchte, muss uns dafür bis zum 31. November, 23.59 Uhr eine E-Mail mit dem Stichwort „Bernd Stelter“ zuschicken. Wichtig: Postanschrift nicht vergessen, damit wir Ihnen die Tickets zuschicken können.

redaktion.rhein-erft@ksta-kr.de