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Wir öffnen TürenBlick in die Künstlergarderobe des Medios Rhein-Erft in Bergheim

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Zu sehen ist Raum mit Spiegel und Tischen.

In den gut ausgeleuchteten Spiegeln sehen die Künstler, ob das Make-up für den Auftritt sitzt.

In unserer Adventsserie geht es in die Künstlergarderobe des Medios, wo sich schon Schauspieler Ben Becker auf seinen Auftritt vorbereitete. 

Die Adventszeit: Sie hat etwas Magisches, etwas Besinnliches und etwas Geheimnisvolles. Wir treten mit Ihnen bis Heiligabend durch Türen, die üblicherweise verschlossen bleiben oder für die nur wenige Menschen den Schlüssel haben. Wir blicken in die verborgenen Räume hinein und erzählen die Geschichten, die sich hinter den Türen verbirgt. Heute geht es in die Künstlergarderobe des Medio in Bergheim.

Auf dem Bild ist ein Logo mit dem Schriftzug „Türen im Advent“ zu sehen.

Wir öffnen Türen im Advent, hinter denen Spannendes verborgen ist.

Hinter parkenden Autos auf der dem Rathaus zugewandten Seite des Medios Rhein-Erft befindet sich eine Glastür mit der Aufschrift „Künstlereingang“. Sie öffnet sich mit einem Code. Dann geht es durch ein unspektakuläres Treppenhaus in den ersten Stock des größten Veranstaltungshauses im Rhein-Erft-Kreis. Jazz-Musiker Al Di Meola, Schauspieler Ben Becker oder der Musiker und Komponist Klaus Doldinger nahmen schon diese Treppen.

Bergheim: In Kürze bereiten sich unter anderem die Höhner hier auf ihren Auftritt vor

Marcus Möller, seit August 2024 neuer Programmgestalter der BM.Cultura, hat den Schlüssel für den Raum, der Besuchern des Medios verborgen bleibt. Er öffnet die Tür zur Künstlergarderobe. Hier wird sich heute Abend Atze Schröder aufhalten, in Kürze werden sich hier der Bergheimer Volkschor, die Höhner oder Kabarettistin Lisa Eckhart auf ihre Auftritte vorbereiten. Mit seinem vielfältigen Programm hat die BM.Cultura, die auch an große Veranstalter vermietet, seit 2004 bereits mehr als eine Million Besucher ins Medio gelockt.

Die Künstlergarderobe ist der erste Raum, den die Künstler sehen
Marcus Möller, Programmgestalter

„Die Künstlergarderobe ist der erste Raum, den die Künstler sehen“, erklärt Möller. „Er ist unser Willkommensgruß.“ Für die Künstler sei wichtig zu sehen: „Da haben sich Menschen Mühe gegeben, da liegen Tischdecken, es wurde an alles gedacht. Wenn die Künstler sich wohlfühlen, haben sie noch mehr Lust, eine gute Show zu spielen“, so Möller.

Der helle Raum liegt abseits des Veranstaltungstrubels. Tische und Stühle sind zu einer langen Tafel aufgebaut. „Es hallt jetzt sogar ein bisschen“, sagt Möller und klatscht demonstrativ in die Hände. Abends, wenn sich der Raum mit Leben fülle, klinge das ganz anders. Die Künstlergarderobe vereint Funktionalität mit dem Anspruch, ihren Nutzern einen angenehmen Aufenthalt zu bescheren. „Die Künstler verbringen hier schließlich viel Zeit.“

Ein Mann sitzt in einem Raum mit einem langen Tisch und Stühlen.

Marcus Möller ist seit August 2024 Programmgestalter und immer ansprechbar für die Künstler.

Ins Auge fallen die großen Spiegel. Hier kann dank heller Spots noch ein letztes Mal vor dem Auftritt das Make-up ausgebessert werden. Für mehr Gemütlichkeit, etwa nach den Veranstaltungen, kann das Licht gedimmt oder auf indirekte, blaue Beleuchtung umgeschaltet werden. Mobile Theken beherbergen Geschirr und Gläser. Hier serviert das Catering Essen auf Wunsch. Dann gibt es Rindergulasch, Fingerfood oder Salate. „Manche Künstler leben ja auf Tour – da wäre tägliches Fast Food keine gute Wahl“, betont Möller. Auch ein gut gefüllter Getränkekühlschrank darf auf keinen Fall fehlen.

Medio Rhein-Erft: Fernseher überträgt Geschehen auf der Bühne live in die Garderobe

Nicht auf den ersten Blick zu sehen ist die technische Ausstattung. Stabiles WLAN etwa sei unverzichtbar. „Vor den Auftritten wird hier gearbeitet, das Management druckt vielleicht die Setlist noch einmal aus, letzte Texte werden geprobt“, weiß Möller. Ein Fernseher überträgt das Geschehen auf der Bühne live in die Garderobe. Das ist wichtig, damit die Künstler ihren Einsatz nicht verpassen. Auch der Besuchergong, der acht, fünf und drei Minuten vor Beginn des Programms erklingt, ist in der Garderobe zu hören.

Im hinteren Teil der Künstlergarderobe, in dem sich auch Duschen und Toiletten befinden, bieten fünf weitere Garderobenräume Platz. Diese Räume wurden etwa bei dem großen Gemeinschaftskonzert des St. Remigius-Chores mit dem Sinfonieorchester Kiew im September genutzt. Die ukrainischen Musiker leben und arbeiten auf Einladung der Stadt Monheim drei Jahre in NRW. „Das Konzert zum 850-jährigen Bestehen der Remigiuskirche war der Wahnsinn. Da waren ganz viele Menschen hier – aber unsere Räume können so etwas leisten“, sagt Möller stolz.

Zu sehen ist ein etwa sechs Meter hoher Raum.

Über die Seitenbühne, einen etwa sechs Meter hohen Raum, gelangen die Künstler auf die Bühne.

An einem klassischen Veranstaltungsabend, der um 20 Uhr beginnt, sei die Ankunft der Bands, Schauspieler, Chöre oder Comedians bereits für 15 Uhr geplant. „Ab 16 Uhr findet der Soundcheck statt, für 18 Uhr ist das Essen geplant und ab 19 Uhr bereiten sich die Künstler dann ein letztes Mal auf ihren Auftritt vor.“

Die Abläufe im Medio sind routiniert. Der Soundcheck nehme die meiste Zeit in Anspruch. „Wenn die Künstler kommen, sind wir technisch bereits fertig: Die Mikrofone stehen, die Kabel liegen. Die Musiker müssen dann nur noch ihre Instrumente aufbauen – das ist nicht selbstverständlich“, betont Möller. „Oft reisen sie mit viel Puffer an und wundern sich dann, dass sie noch viel Freizeit haben.“ Doch auch die lässt sich in der Künstlergarderobe gut nutzen. Eine bequeme Sitzecke lädt zum letzten Durchatmen ein. Dahinter steht ein Kicker bereit. „Der ist eigentlich immer im Einsatz“, sagt Möller. Hier habe sich schon das ein oder andere spannende Turnier ereignet, das sich nur mit den Worten „Freunde, jetzt geht es auf die Bühne“ beenden ließ.

Zur Bühne geht es durch das Treppenhaus eine weitere Etage nach oben. Im Medio gelangen die Künstler von der Seitenbühne auf die Hauptbühne. In dem etwa sechs Meter hohen Raum lagern große Scheinwerfer und weiteres Bühnenequipment. Auch Möller selbst hatte schon das Glück, diesen Weg zu nehmen. Das Konzert der Söhne Mannheims im letzten Frühjahr gehört nicht umsonst zu seinen persönlichen Highlights. Fünf Sänger und ein Pianist waren unplugged aufgetreten und hatten erfahren, dass auch Möller Musiker ist. Der Programmgestalter erinnert sich selig: „Sie fragten, ob ich ein Cajon dabei hätte und haben mich zum Mitspielen ein paar Minuten auf die Bühne geholt – das war toll.“