Brühler KarlsbadSenioren treten bei Landesmeisterschaften im Rettungsschwimmen an

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Bei den Landesmeisterschaften der Senioren im Rettungsschwimmen zählte jede Sekunde.

  • „Die Nervösität ist vor jedem Wettkampf gleich“, sagt eine der Teilnehmerinnen.
  • Schon zum zwanzigsten Mal geht die 81-Jährige Liselotte Käfer an den Start – der jüngste Teilnehmer ist gerade einmal 25 Jahre alt.
  • Unser Autor hat die Landesmeisterschaften der Senioren im Rettungsschwimmen besucht.

Brühl – Laute Jubelrufe schallten am Samstag durch die Schwimmhalle des Brühler Karlsbads.  Wer nicht gerade auf den Bahnen im Wasser war, der spornte die Frauen und Männer im Becken so gut er konnte an. Punktrichter ließen die Schwimmer, Taucher und Retter bei ihrem Wettkampf nicht aus den Augen. Jede Sekunde zählte.

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Heike Mundelein und Martina Roth (v.l.) waren Zielrichterinnen.

So wurden die Landesmeisterschaften der Senioren im Rettungsschwimmen zu einem echten Spektakel. Auf Zeit galt es zu tauchen, retten und zu schwimmen.

Meisterschaften gleichen einem Mehrkampf

„Die Nervosität ist vor jedem Wettkampf gleich“, sagte Liselotte Käfer (81). Nur noch wenige Minuten bleiben ihr zu diesem Zeitpunkt bis zum Start. Auch die Routine von rund 20 Teilnahmen  half da nichts. Erst mit dem Sprung ins Wasser verschwinde bei ihr die Aufregung. „Dann bin ich ganz konzentriert und gebe alles, was ich kann“, sagte sie. Und in der Vergangenheit war das bereits eine ganze Menge. Die 81-Jährige, die für die DLRG-Ortsgruppe Brühl an den Start geht, ist in ihrer Altersklasse  amtierende Deutsche Meisterin. „Im April war ich allerdings auch die einzige, die bei den deutschen Meisterschaften in meiner Altersklasse angetreten ist“, erklärte sie. Am Samstag war sie dann aber eine von insgesamt 100 Einzelteilnehmern, die in insgesamt zwölf Altersklassen mitmachten.

Vier Fragen an Stefan Engelhardt

Stefan Engelhardt (53) ist seit über 40 Jahren Mitglied der DLRG-Ortsgruppe Brühl. Er wurde zuletzt Dritter bei den Weltmeisterschaften im Rettungsschwimmen. Bei der DLRG Brühl ist er Leiter der Ausbildung und seit 25 Jahren Trainer. Mit ihm sprach Margret Klose.

Ist es wirklich so, dass viele Kinder gar nicht mehr schwimmen lernen?

Leider ja. Immer noch denken viele Eltern, dass Schwimmen gar nicht wichtig ist. Daneben gibt es aber auch Ortsgruppen hier im Rhein-Erft-Kreis, in denen die Nachfrage nach Schwimmkursen einfach höher ist, als das aktuelle Angebot.

Gibt es denn genügend Ausbilder?

Hier in Brühl kann ich das nur bejahen, wenigstens was die Abendkurse betrifft. Am Nachmittag gibt es in den Kursen für Anfänger und Jugend einen kleinen Engpass, weil viele unserer jugendlichen Trainer bis 16 Uhr Schule haben.

Gibt es ein generelles Nachwuchsproblem bei der DLRG?

Nein, da können wir als Ortsgruppe hier in Brühl ganz zufrieden sein.

Und wie ist die Bereitschaft dieses Nachwuchses, in den Sommermonaten am Heider-Bergsee Dienst zu tun?

Für den Job  an unserer Rettungswache am See ist die Bereitschaft nicht so groß, wohl aber für diese Tätigkeit an der Nord- und Ostseeküste. Dort sind unsere ehrenamtlichen Rettungsschwimmer sehr gefragt. Für ihren Einsatz dort bekommen sie dann auch eine kleine Aufwandsentschädigung.

Und diesmal war auch ihre direkte Konkurrentin Ingrid Lange (82) dabei. „Sie schwimmt immer schneller als ich“, erklärte Käfer. Dennoch liebe sie diese prickende Atmosphäre vor und beim Wettkampf ebenso wie die sportliche Herausforderung. Dem konnte auch Ingrid Lange nur beipflichten: „Das Besondere beim Rettungsschwimmen sind aber auch die wechselnden Anforderungen durch Disziplinen im Schwimmen und Retten“, verriet sie ihre Begeisterung. Tatsächlich gleichen die Meisterschaften im Rettungsschwimmen einem Mehrkampf. Je höher die Altersklasse ist, desto abgespeckter werden zwar die Disziplinen, doch auch mit 80 Jahren schwimmen die Teilnehmer noch auf Zeit und schleppen in der Rettungsdisziplin rund 50 bis 60 Kilogramm schwere Puppen über 25 Meter ab.

Senior schon ab 25 Jahren

Auch Inge Gutheil (61) aus Kerpen ist mit voller Leidenschaft dabei. „Rettungsschwimmen ist einfach viel mehr als nur schwimmen“, erklärte sie ihre Begeisterung. Ausdauer sei gefragt. Hinzu kommen  Durchhaltevermögen, Schnelligkeit und Geschicklichkeit. Die Wettkämpfe seien auch für sie immer ein ganz besonderes Ereignis. „Hier kann ich mich auch ein bisschen vergleichen und gucken, wie es mit meiner eigenen Fitness aussieht“, erklärte sie. Für sie sei es einfach schön dabei zu sein. „Man trifft ja Rettungsschwimmer aus ganz Nordrhein-Westfalen und kann sich mit ihnen austauschen“, sagte sie.

Zum ersten Mal durfte auch Frederic Stock (25) aus Erftstadt dieses besondere Flair bei den Landesmeisterschaften der Senioren genießen. „Ab 25 Jahren ist man Senior“, sagte er und konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Schon Tage vor dem Wettkampf steige bei ihm der Adrenalin-Spiegel. Dabei ist er schon seit 19 Jahren  Mitglied der Deutschen-Lebens-Rettungsgesellschaft (DLRG) und immerhin seit zehn Jahren auch ausgebildeter Rettungsschwimmer.

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Wie die meisten Teilnehmer hat auch er einige Zeit  in die Vorbereitung gesteckt. Stock hat zusätzliche Trainingseinheiten – Schwimmen und Fitness – absolviert, um für die Titelkämpfen gerüstet zu sein. „Kraft braucht man in den Armen und Beinen“, sagte er. Und um ruhig im Wasser zu liegen, bedürfe es auch einer guten Körperspannung.

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