Paukenschlag in BrühlRat stoppt umstrittene Hochschul-Erweiterung am Daberger Busch

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Die Hochschule des Bundes benötigt zusätzliche Räume.

Die Hochschule des Bundes benötigt zusätzliche Räume.

Brühl-West – Es war Montagabend, 20.26 Uhr, als den Vertretern der Bürgerinitiative „Rettet das Brühler Klima jetzt“ ein Stein vom Herzen fiel. Nach rund zweistündiger Diskussion und geheimer Abstimmung über eine Vertagung beschloss der Stadtrat mit den Stimmen von SPD, Grünen, Linke/Piraten und AfD, den 2018 gefassten Aufstellungsbeschluss des Bebauungsplanes zur Erweiterung der Hochschule des Bundes aufzuheben. Das Vorhaben der Heider Bergsee Campus GmbH, auf dem Acker „Am Daberger Busch“ in unmittelbarer Nähe zum bestehenden Hochschulgelände Gebäude für Studentenapartments, Hörsäle und Büros zu errichten, war damit vom Tisch.

Für den Investor, der zweifellos viel Energie und Geld in die Planung besonders nachhaltiger Bauten in einem begrünten Umfeld gesteckt hatte, war dies eine bittere Nachricht. Der zu den Investoren gehörende Bastian Lublinsky hatte zu Beginn der Ratssitzung noch einmal eindringlich an die Ratsleute appelliert, keine übereilte Entscheidung zu fällen und dem Projekt, an dem er seit dreieinhalb Jahren arbeite, noch eine Chance zu lassen. Doch dieser Ruf fand nicht das gewünschte Echo.

Brühler Bürgerinitiative mit Mahnwache vor der Ratssitzung

Überzeugender waren letztlich offenbar die Argumente der Bürgerinitiative. Diese hatte vor dem Interimsquartier des Rates im Max-Ernst-Gymnasium am späten Nachmittag mit einer Mahnwache auf ihre Anliegen aufmerksam gemacht. Im Kern ging es ihnen darum, die Freifläche aus ökologischen Gesichtspunkten zu bewahren.

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Mit Plakaten protestierten Bürger vor der Sitzung des Stadtrats gegen den Bau des Heider-Bergsee-Campus.

Mit Plakaten protestierten Bürger vor der Sitzung des Stadtrats gegen den Bau des Heider-Bergsee-Campus.

Auch die Grünen-Ratsfrau Dr. Cornelia Richter unterstrich die Bedeutung der unbebauten Ackerfläche für die Entstehung von Kaltluft und die Versorgung der westlichen Innenstadt mit kühler Luft. Dies sei auch in einem ersten Klimagutachten so ermittelt worden. Dem zweiten, von den Investoren beauftragten Gutachten fehle es an entscheidenden Angaben. Richter sagte: „Offenbar wollten die Gutachter den Rat nicht vernünftig informieren.“ Aus Sicht ihrer Partei gebe es keine Alternative zu einem Nein gegen die Bebauung.

Stadt Brühl sucht nun nach Alternativen für Hochschule

Grünen-Fraktionschefin Simone Holderried lobte ausdrücklich die von den Architekten vorgestellte ökologische Bauweise. Der Standort im Landschaftsschutzgebiet sei aber schlicht der falsche. Erst das Ende des Projekts Heider-Bergsee-Campus mache nun den Weg frei für die Suche nach Alternativen. Den Platzbedarf der Hochschule erkenne man indes an.

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SPD-Fraktionschef Michael Weitz brachte erneut das Gelände der einstigen RWE-Verwaltung an der Auguste-Viktoria-Straße für Hochschulbauten und Unterkünfte ins Gespräch. Der Präsident der Hochschule habe schließlich unlängst betont, mit jedem Standort in Brühl leben zu können.

Holger Köllejan mit scharfer Kritik an der Entscheidung

An diesem Vorschlag äußerte CDU-Fraktionschef Holger Köllejan Zweifel. Für die nachweislich benötigten 687 Apartments und Hörsäle sei dort zu wenig Platz. Er befürchtet eine Abwanderung von Teilen der Hochschule in die neuen Bundesländer. „Der Osten scharrt schon mit den Hufen“, sagte er. Mit dem Ratsbeschluss würge man die Suche nach Fakten und die Diskussion über die Eignung des Standorts am Daberger Busch ohne jede Not ab. „Jede Sachlichkeit ist verloren gegangen“, so der CDU-Politiker. Er frage sich, wer denn nun für den siebenstelligen Schaden aufkomme, der der Stadt durch den Ankauf der Fläche entstanden sei.

Von einem schwarzen Tag sprach FDP-Ratsherr Jochem Pitz. So könne man nicht mit Investoren umgehen. Noch vor zwei Jahren habe man den Aufstellungsbeschluss ohne Gegenstimme im Rat gefasst. Die Verlässlichkeit bleibe auf der Strecke. Man lege mit der Entscheidung leichtfertig die Axt an eine Säule des Bildungsstandortes Brühl an.

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