Corona-Mahnwache in ErftstadtIntensiv-Krankenschwester hält bewegende Rede

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Kahtrin Wagner Mahnwache

Kathrin Wagner erzählt von ihrer Arbeit als Intensiv-Krankenschwester.

Erftstadt-Lechenich – Einige der im Rhein-Erft-Kreis an Corona gestorbenen Menschen hat Kathrin Wagner als Intensiv-Krankenschwester mit betreut und bis zum Tod begleitet. Auch um ihnen zu gedenken, war die 24-Jährige am Freitagabend nach Lechenich zur Mahnwache auf den Marktplatz gekommen.

Mucksmäuschenstill war es, als die junge Frau den etwa 100 anwesenden Menschen dort ihre Geschichte erzählte: Einige der Corona-Opfer seien geimpft, der Großteil aber ungeimpft gewesen. Einige seien auch einsichtig gewesen – andere jedoch bis in den Tod überzeugt davon gewesen, das richtige getan zu haben, indem sie sich nicht haben impfen lassen. „Ich habe in meinem Dreivierteljahr auf der Intensivstation deutlich mehr Tote als lebende Patienten extubiert, mehr Patienten in die Kühlkammer verlegt, als auf die Normalstation“, berichtete sie. Kräftiger Applaus der Menschen um sie herum durchbrach am Ende ihrer Rede die Stille.

Teilnehmer: „Es ist kein schöner Tod, an Corona zu sterben“

Einige der Teilnehmer hielten brennende Kerzen in ihren Händen. Andere senkten den Kopf und gingen ihren Gedanken nach. So wie auch die beiden Pflegerinnen Karin Doebel und Petra Esser, die in ihrer Arbeitskleidung gekommen waren. „Es ist kein schöner Tod, an Corona zu sterben“, sagte Doebel und zündete ein Licht an.

Corona-Mahnwache Erftstadt

Karin Doebel und Petra Esser kamen in ihrer Arbeitskleidung.

„Abstand, Maske, Impfen lassen hilft uns allen – damit die Zahlen fallen“, hatte Martin Wölfsle aus Erftstadt auf sein Plakat geschrieben. Mit seinem Kommen wolle er an die viele Opfer der Pandemie erinnern, aber auch ein klares Zeichen für die große Mehrheit setzen. „Denn weit über 70 Prozent der Menschen in Deutschland halten die Corona-Schutzmaßnahmen für richtig und sogar noch zu schwach“, betonte er.

Bündnis hatte in Erftstadt zur Mahnwache eingeladen

Damit sprach er auch den Organisatoren, dem breiten Bündnis aus zivilgesellschaftlichen Gruppen, Vereinen und Parteien aus dem ganzen Rhein-Erft-Kreis, aus der Seele. Unter dem Motto: „Gedenken an die Verstorbenen, Solidarität mit medizinischem Personal, Pflegekräften, Polizei und all jenen, die einen Beitrag zum Kampf gegen die Pandemie leisten – Kein Raum dem Faschismus auf unseren Straßen und in unseren Städten“, hatten das Bündnis zur Mahnwache eingeladen. „Wir sind froh, dass so viele Menschen gekommen sind“, sagte Veranstaltungsleiterin Alessa Flohe.

Corona-Mahnwache Erftstadt Grupp

Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger waren zur Mahnwache gekommen.

Kleine leuchtende LED-Lichter hielten dort Eva und Carsten Wolff in den Händen. „Wir finden es richtig und wichtig, heute hier zu sein“, sagte Carsten Wolff. Als Demokrat sehe er sich in der Verantwortung, den Rechten Kräften etwas entgegenzusetzen. Auch am Montagabend werde er wieder links mit hunderten Gleichgesinnten an der Bonner Straße stehen und sein Plakat mit der Aufschrift „Stille Mehrheit – impfen rettet: Lenis Papa, Volker, Tanja und Robert“ hochhalten, wenn rechts die „Spaziergänger“ vorbeiziehen.

Demo-Teilnehmer appellieren in Erftstadt an ihre Mitbürger

„Demokraten gehören jetzt auf die Straße“, appellierte auch Simone Spicale. Es sei für sie das erste Mal, dass sie an einer Mahnwache im Zusammenhang mit Corona teilnehme. „Und ich muss sagen, es fühlt sich richtig und eindrucksvoll an.“ Das gleiche bestätigte auch Halil Obabasi. „Darum stehen wir heute hier, um allen anders Denkenden klar zu machen, dass wir unsere Demokratie verteidigen.“

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Ähnlich sehen es auch Ralf Krämer und Beate Janson. „Wir sind die bisher unsichtbare Mehrheit“, sagte Ralf Krämer. Doch für die Demokratie und die Meinungsfreiheit sei es wichtig, sichtbar zu sein.

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